Die Amarelle – eine fast vergessene Weichsel
Leuchtend rote Früchte
Die Amarelle ist eine früher weit verbreitete Variante der Weichsel oder Sauerkirsche. In Oberösterreich war sie hauptsächlich in der Flyschzone des Seengebietes zu finden. Heute gibt es dort nur noch kleine Restbestände. Ihr besonderes Kennzeichen sind die leuchtend roten Früchte, welche mit zunehmender Reife immer dunkler werden. Bei Vollreife wird das Fruchtfleisch durchsichtig, wodurch man den Kern sieht. Die Früchte hängen meist paarweise am Fruchtast.
Wurzelecht und kernecht
Traditionell wurde die Amarelle auf unseren Betrieben durch Wurzelausläufer vermehrt. In der Praxis funktionierte das so, dass man von vielen Wurzelausläufern des Mutterbaumes jene selektierte, welche gut entwickelt waren und einen genügenden Abstand zum Mutterbaum und untereinander hatten. Alle anderen Wurzelschösslinge wurden abgemäht. Die Früchte aus den Wurzelausläufern bringen später die selbe Frucht wie der Mutterbaum.
Dasselbe gilt für die generative Vermehrung durch Kerne. Aus diesem Grund spricht man von wurzelecht und kernecht.
Trickst die Kirschfruchtfliege aus
Die Kirschfruchtfliege wird von der gelben Farbe angelockt. Da die Amarelle von grün auf rot umfärbt ohne Gelbphase, trickst sie die Kirschfruchtfliege.
Schnitt bei oder nach der Ernte
Werden Amarellen nicht oder zu wenig geschnitten, so verkahlen sie von innen und haben nur noch außen grüne Triebe. Um das zu verhindern ist es wichtig, lange Peitschentriebe einzukürzen bzw. an einer noch grünen Abzweigung abzuleiten. Dankbar ist die Amarelle für den Zapfenschnitt: Man lässt einen Zapfen stehen, der zwei- bis dreimal so lang ist wie der Durchmesser des weggeschnittenen Triebes. Bei einem Trieb mit zwei Zentimeter Durchmesser lässt man zB. einen Zapfen mit vier bis sechs Zentimeter stehen.
Interessante Frucht
Die Amarelle ist eine interessante Frucht, die es wert ist, wieder neu ausgepflanzt zu werden. Im Handel gibt es sie etwa als Sorte „Königliche Amarelle“.