Nützliche Helfer im Obstbau
Zu den klassischen Hilfsmitteln, um diese Gegenspieler in die Anlagen zu locken bzw. auch dort zu halten, gehören z.B. Vogelnistkästen, wo die brütenden Vögel eine große Anzahl an zahlreichen schädlichen Insekten für die Aufzucht der Jungvögel sammeln oder Steinhaufen, die Reptilien und auch Mader als Unterschlupf bzw. Sonnenplatz dienen, die dann in erster Linie die unerwünschten Mäuse auf ihrem Speiseplan haben. Auch das Anbringen von speziellen Fledermauskästen an geschützten Stellen kann insbesondere bei der Reduzierung von dämmerungsaktiven Insekten, wie z.B. dem Apfelwickler, hilfreich sein.
Gerade bei den bekannten Blattlausvertilgern, wie Marienkäfer, Florfliegen- od. Schwebfliegenlarven sind zwar meist die erwachsenen Tiere bekannt, aber nicht bei allen ernähren sich diese auch räuberisch. So leben die adulten Schwebfliegen, die gerne mit Bienen verwechselt werden und auch die Florfliegen in erster Linie von Pollen und Nektar und nur die dazugehörigen Larven fungieren als Gegenspieler von Blattläusen. Anders ist es bei den unterschiedlichen Marienkäferarten – hier fressen sowohl die Adulten als auch die Larven Blattläuse.
Damit eine Obstanlage für diese Nützlinge attraktiv ist und auch über die ganze Saison bleibt, wäre eine Vielfalt an blühenden Pflanzen zwischen den Bäumen oder am Rand einer Anlage sinnvoll. Besonders beliebt bei Schwebfliegen sind z.B. Doldenblütler wie die Wilde Möhre (Daucus carota), die bei einer Blühmischung, die gezielt eingesät wird, nicht fehlen sollte. Damit die Insekten auch in den Anlagen überwintern, brauchen sie geeignete Winterquartiere, die sie z.B. in stehengelassenen Pflanzenstengeln bzw. in dafür angefertigten „Nützlingsunterkünften“ finden.
Bevor man aber so eine Unterkunft selbst baut bzw. im Handel kauft, sollte man sich genau erkundigen (https://de.wikipedia.org/wiki/Insektenhotel) , da sehr viele von den angebotenen Versionen nicht ihren Zweck erfüllen – auch wenn sie noch so schön aussehen. Je vielfältiger die Strukturen in den Anlagen bzw. in der unmittelbaren Umgebung, desto weniger zusätzliche Maßnahmen sind notwendig.
Ein unkomplizierter und fleißiger Schädlingsvertilger ist auch der Ohrwurm. Speziell bei Apfelkulturen ist er ein hilfreicher Gegenspieler der Blutlaus, die durch die milden Winter immer häufiger direkt am Baum überwintert und so bereits frühe Schäden verursachen kann. Besonders in Bio-Anlagen wo man in der Saison kein wirksames Pflanzenschutzmittel zur Verfügung hat, kann man durch Anbringen von Unterschlupfmöglichkeiten - Bambusröhrchen, Tontöpfe mit Stroh od. Holzwolle, etc. - ausreichend Ohrwürmer zur Reduktion dieses Schädlings ansiedeln. Da dieser Nützling in Steinobstkulturen (Marille, Pfirsich) leider auch Früchte schädigt, wäre es sinnvoll, sie gezielt in diesen Anlagen zu sammeln und in Kernobstkulturen auszubringen. Neben dem Ohrwurm spielt auch die Blutlauszehrwespe eine wichtige Rolle bei der natürlichen Bekämpfung der Blutlaus.
Außerdem gibt es auch noch räuberische Wanzen, wie z.B. die max. 5 mm großen Blumenwanzen, die zu den wichtigsten Gegenspielern des Birnblattsaugers zählen, aber auch Blattläuse und Spinnmilben nicht verachten. Weitere Gegenspieler von Spinnmilben sind Raubmilben, die in ausreichender Zahl einen direkten Pflanzenschutz erübrigen.
Um die "Guten" von den "Bösen" unterscheiden zu können, gibt es ausreichend hilfreiche Literatur im Fachhandel (z.B. Schädliche und nützliche Insekten und Milben an Kern- und Steinobst oder Atlas der Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Obst- und Weinbau).