Austreten oder Ausmähen - Erfolg in der Kulturpflege
Muss "Unkraut" immer entfernt werden?
Wichtige Indikatoren für Pflegemaßnahmen sind die Zusammensetzung und die Konkurrenzkraft der Vegetation auf der Aufforstungsfläche - im Groben Gräser, Kräuter und Sträucher. Konkurrenzschwache Bodenvegetation kann sogar eine schützende Wirkung vor Frost, Wind aber auch Austrocknung haben. Starke Vergrasung, ein Überwuchern von Brombeere, oder dem Adlerfarn kann zu hohen Ausfällen führen. Die meisten konkurrenzstarken Pflanzen haben einen hohen Lichtbedarf. Ein flächiger "Unkrautbestand" entwickelt sich somit meist auf Kahlschlägen, oder Kalamitätsflächen.
Sinnvoller Zeitpunkt
Im Idealfall sollte in der ersten Hälfte der Vegetationszeit (März bis Juni) keine Kulturpflege durchgeführt werden. Grund dafür ist, dass die Pflanzen (besonders Nadelbäume) in dieser Zeit noch zarte und gebrechliche Triebe haben, die bei rüpelhaften Vorgehen leicht beschädigt werden können. Sollte die Kulturpflege trotzdem in dieser Zeit durchgeführt werden müssen, ist mit großer Sorgfalt vorzugehen. Oberste Prämisse ist, dass die Pflanzen durch einen Eingriff nicht gefährdet oder geschädigt werden. Auch die Brombeere weißt in den Monaten Mai bis Juni ein starkes Wachstum auf, sodass die freigemachten Stellen bis zum Sommer oft wieder zuwachsen. Im Juli lässt aber auch bei der Brombeere das Wachstum nach. Vielerorts ist somit beste Zeitpunkt zwischen Juli und August. Bei der Gefahr, dass die Forstpflanzen durch den starken Bewuchs von Brombeere oder Adlerfarn in Kombination mit Schnee zu Boden gedrückt werden, ist ein Pflegeeingriff vor dem ersten Schneefall sinnvoll.
Auskesseln vorteilhafter
In der Regel ist es nicht sinnvoll bzw. auch in Bedacht auf die eigene Arbeitszeit nicht effizient, die gesamte Fläche akribisch abzumähen. Hinzukommt, das die belassene krautige Vegetation zwischen den Forstpflanzen einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet, indem sie z.B. als Nahrung für Insekten aber auch als "Blitzableiter" für Wild dienen kann. Vorteilhafter ist ein "auskesseln" der einzelnen Forstpflanzen. Um die Bäumchen leichter zu finden und vor allem während der Pflege nicht zu verletzten, haben sich Markierstäbe aus Fiberglas in Signalfarben (gelb, orange, blau) bewährt.
Verfahren in der Kulturpflege
- Austreten: Dabei wird die Vegetation um die bedrängte Pflanze schlicht mit den Schuhen umgetreten. Es ist darauf zu achten, dass die Pflanze unversehrt bleibt.
- Brombeer-Rechen: Der Brombeer-Rechen ist für die Kulturpflege entwickelt worden und dient zum Biegen, Knicken und Niederdrücken der Vegetation direkt um die Forstpflanze. Beim Praxistest des bayerischen LWF 2008 erwies sich das Gerät als gut geeignet für die Kulturpflege und zeigte eine bessere Flächenleistung als die Kultursense bei einer schonenderen und ergonomischeren Durchführung.
- Handgeräte wie Sense oder Heppe: Die Arbeit mit Handgeräten in der Kulturpflege ist oft einfach. Besonders bei mehrstündiger Arbeit ist auf eine ergonomische Ausführung zu achten.
- Freischneider: Der Einsatz des Freischneiders ist grundsätzlich zu hinterfragen. Mit dem Freischneider kann zwar eine hohe Flächenleistung erbracht werden, es besteht jedoch die Gefahr, dass Forstpflanzen beschädigt oder abgemäht werden.
- Am Beispiel von Naturverjüngungsflächen mit Laubbaumarten zeigt sich, dass die Forstpflanzen die Überdeckung von Brombeere bis zu einem gewissen Grad aushalten.