Waldkalkungsaktion 2024
Häufig Nutzungshistorie als Ursache für Bodenversauerung
Unsere Waldböden haben eine lange Geschichte hinter sich. Oft sind Ereignisse schon Jahrhunderte her und wirken aber immer noch nach. Streunutzung, Waldweide und reine Fichten- oder Kiefernwirtschaft über mehrere Baumgenerationen haben viele Böden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ab der Mitte des letzten Jahrhunderts kam der bis heute noch anhaltende saure Regen dazu. Eine starke Versauerung des Oberbodens, die vor allem über sauren Grundgestein (Gneise, Granite und saure Schotter) zu einer extrem niedrigen Nährstoffversorgung führen kann, verringert die Vitalität der Wälder und hindert manche Baumarten sogar daran zu gedeihen.
Die Auswirkungen sind oft schon auf den ersten Blick zu sehen. Zuwächse der Bäume gehen durch den Nährstoffentzug stark zurück, die Humusauflage wird mächtiger und geht bis zur Bildung von inaktiven Rohhumusschichten. Das saure Bodenmilieu führt zum Verschwinden der bodenverbessernden Regenwürmer. Die Baumkronen werden schütter und Nadeln fahl und oft sind Bäume geschwächt, so dass Krankheiten wie Sirococcus-Befall das Absterben von Ästen und ganzer Bäume verursachen. Vielerorts kommen nur mehr Fichten, Kiefern oder Lärchen mit dem versauerten Oberboden zurecht, die aber den Kreislauf der Bodenversauerung weiter im Gang halten. Vor allem Edellaubbaumarten wie Ahorn, Esche, Kirschen etc. reagieren hoch sensibel auf die schlechte Versorgung durch basische Kationen und dagegen zunehmende Gehalte an austauschbaren Alumniumionen die bei pH-Werten unter 4,5 zunehmend von den Pflanzen aufgenommen werden.
Kalkung als erster Schritt zur Bodengesundheit
Die Kalkung ist der erste Schritt zur Bodengesundheit. Wenn beispielsweise auf einem versauerten, sekundären Nadelwald eine klimaresistente Waldgesellschaft mit anspruchsvolleren Laubbaumarten etabliert werden soll, kann eine vorhergehende Waldbodensanierung die optimalen Bedingungen für die Forstpflanzen schaffen. Besonders wichtig ist, dass der Standort die entsprechenden Voraussetzungen aufweist.
Voraussetzungen für Kalkung (mind. zwei Punkte müssen zutreffen, damit Kalkung sinnvoll)
- Streunutzung oder Waldweide in der Vergangenheit
- Bodenvegetation zeigt starke Versauerung an (Heidel- oder Preiselbeere, Drahtschmiele, Heidekraut, Astmoos)
- inaktive Rohhumusschicht
- saures Grundgestein (Granit, Gneis, saure Schotter)
- Vergilbung von Nadeln
- Auftreten von Sirococcus-Zweigpilzen
Hier darf man nicht Kalken
- Moore und moornahe Standorte
- Flächen in Abstand von weniger als 25 m zu Gewässern
- sehr flachgründige Standorte mit weniger als 20 cm Boden
- Zone I von Wasserschutzgebieten
Keinen Sinn hat die neuerliche Kalkung von Flächen, die in den letzten 10 Jahren bereits gekalkt worden sind. Die Wissenschaft empfiehlt die Kalkung im Regelfall mit 3 to/ha kohlensauren Magnesium-Kalk. Dieser Bodenhilfsstoff wird auch im biologischen Landbau verwendet. Die Ausbringung des Kalkes erfolgt von der Forststraße oder Rückewegen mittels eines auf einen Unimog aufgebauten Gebläses.
Die Kalkung ist nur der erste Schritt zur Bodengesundheit
Die Versauerung und die Verarmung an Nährstoffen beschränken sich meist nur auf die obersten 30 – 40 cm des Bodens. Tiefwurzelnde Baumarten können aber auch Nährstoffe aus tieferen Schichten holen. Zwei Baumarten kommt bei der langfristigen Bodenverbesserung dabei eine entscheidende Rolle zu: der Weißtanne und der Buche; je nach Standort wirken sich auch Bergahorn, Eberesche und Eiche sehr positiv aus. Langfristig ist ein Mischbestand mit Tanne und Laubbaumarten anzustreben. Das Ziel ist ein humusreicher Oberboden mit hoher biologischer Aktivität durch Regenwürmer. Beim Pflanzen dieser Baumarten ist es oft erforderlich, das Anfangswachstum durch eine Pflanzlochdüngung (1 Handvoll ins Pflanzloch) mit kohlensauren Mg-Kalk zu fördern.
Pflege und Vorbereitung der Bestände
Vor der Düngung ist es sinnvoll, waldbauliche Maßnahmen, die in den kommenden Jahren ohnehin geplant, sind gleich umzusetzen. Eine Durchforstung ist auch für gleichmäßige Verteilung des Magnesium-Kalkes sinnvoll.
Vollbaumnutzung ist moderne Streunutzung
Auf nährstoffarmen Waldflächen ist die Vollbaumnutzung ein unterschätztes Problem wie auch wirtschaftlich nachteilig. Die Entnahme des Stammes mit Ästen und Blättern oder Nadeln ist hier so kritisch, da sie den Boden ähnlich große Mengen an Nährstoffen entzieht, wie die frühere Streunutzung. Zudem wird mit der Entfernung der Grünmasse auch ein Versauerungsschub verursacht. Versuche zeigen, dass schon eine einzige Ganzbaumnutzung in der Durchforstung über viele Jahre den Zuwachs um bis zu 20% verringert. Die Kalkung kann eine Ganzbaumnutzung nicht kompensieren, da durch die Entnahme der Nadeln und Feinreisig auch der Humushaushalt gestört wird.
Weiteres muss die Erosion des Bodens und Bodenverdichtungen verhindert werden. Rückegeräte bleiben in auf Rückegassen
Wie profitiert ein Waldbesitzer von einem gesunden Waldboden?
Ein gesunder Waldboden ermöglicht allen Baumarten ein besseres Wachstum und ingesamt vitalere Bestände, die gegenüber Schwächeparasiten und Trockenstress weniger sensibel reagieren. Eine intakte und biologische aktive Humusschicht kann mehr Wasser speichern, was sich in Trockenzeiten als auch bei Starkregenereignissen positiv auswirkt. Bei einem guten Bodenzustand können auch anspruchsvollere Baumarten wie Kirsche oder Bergahorn gepflanzt werden. „Jeder Waldbesitzer sollte alle Möglichkeiten zu Waldbodenverbesserung ergreifen“, ist Landesrätin Michaela Langer-Weninger überzeugt. „Maßnahmen zur Waldbodenverbesserung sind die richtige Investition in die Zukunft unserer Wälder“.
Kosten und Förderung
Die Kosten für eine Waldkalkung sind bei ausreichender Erschließung mit Forststraßen und Rückewege (max. Wegabstand 100 m) mit max. 340 €/ha (Kalk + Ausbringung) relativ gering. Je Waldbesitzer können maximal 50 Hektar Waldfläche gefördert werden. Die anfallenden Kosten je Waldbesitzer müssen mind. 500 € Kosten betragen. Der Förderungssatz beträgt 60% im Wirtschaftswald und 80% bei erhöhter Schutzfunktion. Gefördert werden nur jene Flächen, bei denen tatsächlich eine Kalkungsnotwendigkeit gegeben ist.
Kalkungsaktion 2024
Im Herbst/Winter des heurigen Jahres wird vom Landesforstdienst in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer eine Kalkungsaktion durchgeführt. Interessierte melden sich bis spätestens Mitte Oktober bei den Bezirksförstern oder Forstberatern der Bezirksbauernkammern. Für eine Förderung ist ein Antrag im Rahmen der LE-Förderung unter Angabe der Fläche und der kartenmäßigen Darstellung zu stellen. Die Abwicklung wird in Zusammenarbeit der Bezirksforstdienste und Bezirksbauernkammern organisiert.
Am 3. Oktober findet um 19 Uhr eine Online-Informationsveranstaltung zur Kalkungsaktion statt. Mehr Informationen bzw. der Link dazu befinden sich unterhalb dieses Beitrages.
Teilweise gibt es auf lokaler Ebene gesonderte Informationsveranstaltungen (siehe im Downloadbereich unten).
Am 3. Oktober findet um 19 Uhr eine Online-Informationsveranstaltung zur Kalkungsaktion statt. Mehr Informationen bzw. der Link dazu befinden sich unterhalb dieses Beitrages.
Teilweise gibt es auf lokaler Ebene gesonderte Informationsveranstaltungen (siehe im Downloadbereich unten).
Downloads zum Thema
- Merkblatt_Waldkalkung_2024-09 PDF 317,11 kBDas Merkblatt gibt eine Anleitung zur Feststellung der Kalkungswürdigkeit von Waldstandorten sowie eine Übersicht über die Waldkalkungsaktion 2024.
- Einladung Informationsveranstaltung Fornach PDF 48,61 kB
- Einladung Informationsveranstaltung Zell am Pettenfirst PDF 68,71 kB