In der Praxis werden in Summe ca. 75% des Grundfutters durch Silierung konserviert, das entspricht etwa einer Menge von 2,5 Mio. t TM an Grassilage und 1,3 Mio. t TM an Maissilage.
Angesichts dieser Verhältnisse sind Fragen zur Futterqualität von Silagen für die Rinderwirtschaft in Österreich von großer Bedeutung. Dem Kernproblem der hohen Buttersäuregehalte in österreichischen Grassilagen wurde im LK-Silageprojekt 2020 erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Das bundesweite Projekt wurde von den Fütterungsreferenten der Landwirtschaftskammern der Bundesländer gemeinsam mit den Arbeitskreisen Milchproduktion, dem Futtermittellabor Rosenau (LK Niederösterreich), den Landeskontrollverbänden (LKV) und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein organisiert und mit insgesamt 890 landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt.
Die mikrobiologische Untersuchung von 706 Proben auf präsumtive sulfitreduzierende Clostridien (psC) und die Abfrage des Wirtschaftsdüngermanagements sollten neue Erkenntnisse für Verbesserungsansätze liefern. Wirtschaftsdüngerreste und Erde stellen nach ADLER und LEW (1995) eine erhebliche Quelle hinsichtlich gärschädlicher Mikroorganismen dar, vor allem an Clostridiensporen, die als Auslöser für Fehlgärungen bekannt sind.
Güllemanagement vs. Buttersäure in Grassilage
Das Wirtschaftsdüngermanagement wurde im Projektjahr 2020 abgefragt, um dessen Einfluss auf die Grassilagequalität bewerten zu können. Rund 87% der Teilnehmer setzten Gülle für die Düngung des Ernteaufwuchses ein, 4,6% keinen Dünger, 3,5% Stallmist und der Rest Kompost, Jauche und sonstige Dünger. Aufgrund der hohen Praxisrelevanz widmeten sich die Untersuchungen in dieser Arbeit vorwiegend dem Güllesystem.
Die statistische Datenauswertung zeigte nach Gleichschaltung des TM-Gehaltes sowie der Inhaltsstoffe Rohprotein (XP), NDF und Rohasche (XA) der Grassilage, dass der Einsatz unterschiedlicher Wirtschaftsdünger zu tendenziellen Unterschieden im Buttersäuregehalt von Grassilagen führte (Abbildung 1). Eine leicht positive Wirkung hinsichtlich Silagequalität konnte erzielt werden, wenn kein Wirtschaftsdünger oder Stallmistkompost gedüngt wurde, während die Grassilagen, die mit Gülle bzw. Jauche versorgt wurden, zu höheren Buttersäuregehalten tendierten.
Das Verfahren der Gülleausbringung übte im Durchschnitt bei gleicher Güllemenge einen signifikanten Einfluss auf den Buttersäuregehalt und auf die Anzahl an Clostridiensporen in den untersuchten Grassilagen aus (Abbildung 2). Bei der bodennahen Ausbringung ergaben sich durch den Schleppschuh deutliche Vorteile in der Gärqualität und den präsumtiven sulfitreduzierenden Clostridien (psC). Verhältnismäßig am schlechtesten schnitt die Breitverteilung mit dem Prallkopf ab, weil hier die Buttersäuregehalte und die Keimzahlen an psC mehr als doppelt so hoch waren als beim Schleppschuh. In der Datenverteilung zeigte sich, dass es Fälle in den jeweiligen Gülleausbringungsverfahren gab, wo die Buttersäuregehalte geringer oder höher lagen als der Mittelwert, d.h. es gibt in der Praxis auch hervorragende Silagequalitäten bei Gülledüngung mit Prallkopfverteiler. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit höher, bessere Grassilage zu erzeugen, wenn die Gülle streifenförmig und bodennah ausgebracht wird, weil einfach weniger Futter mit Gülle in Kontakt kommt.
Die eingesetzte Gülle zeigte mit zunehmender Menge eine tendenziell verringernde Wirkung auf den Buttersäuregehalt und psC in Grassilagen. Dieser Effekt könnte nach WEISS (2003) eine Folge höherer Nitratgehalte aufgrund der gesteigerten N-Versorgung und der damit verbundenen clostridienhemmenden Wirkung des zu Nitrit abgebauten Nitrates sein. Die Gülleverdünnung mit Wasser hatte unter konstantem TM-Gehalt bzw. Inhaltsstoffen statistisch gesehen nur einen zufälligen Effekt auf Buttersäure und psC.
Erste Grassilageuntersuchungen aus 2023 belegen, dass die Gülleseparierung einen sehr positiven Effekt in punkto weniger Clostridiensporen und geringerem Buttersäuregehalt zeigt. Diese Wirkung und viele andere wollen wir gemeinsam mit interessierten LandwirtInnen im LK-Silageprojekt 2024 auf den Prüfstand stellen, um mehr über die Silagequalität und Wechselwirkungen mit dem Management herauszufinden und darüber zu berichten.
Für eine zukunftsorientierte Entwicklung im Bereich Grundfutterqualität muss die Frage aufgeworfen werden, wo Schwachstellen auftreten und welche Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung ausgeschöpft werden können. Die sachgemäße, bodennahe Gülleausbringung kann im Kreis der vorhandenen Einflussfaktoren wahrscheinlich nicht in jedem Fall, aber in vielen Fällen einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Grassilagequalität bringen.