Heimische Essiggurkerl in Gefahr
Vier Jahre nach den großen Beteuerungen des Lebensmittelhandels (LEH) und der Öffentlichkeit zur systemrelevanten Bedeutung der heimischen, agrarischen Produktion und zur enormen Wichtigkeit der Selbstversorgung sorgen sich nun die heimischen Gemüsebaubetriebe um ihre wirtschaftliche Existenz. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften zu wettbewerbsfähigen Konditionen ist bei handarbeitsintensiven Kulturen entscheidend für den Produktions-Standort. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Hohe Lohnnebenkosten fördern den Import. Außerdem macht den Produzenten von heimischem Einlegegemüse der weiter steigende Anteil von Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel zu schaffen: Bei diesen Produkten ist die Herkunft meist nicht klar definiert und Eigenmarken werden meist wesentlich günstiger angeboten als Markenartikel.
„Seit dem Jahr 2022 wird es in der heurigen Saison nach bisheriger Auswertung der Flächen- und Produktionszahlen bei den Landwirten zum zweiten Mal hintereinander eine deutliche Abnahme bei Gemüseflächen geben. Neben den gesetzlich strengeren Regelungen in der Produktion und den nachteilig kleinen Strukturen im Vergleich zu den großen EU-Gemüseproduktionsländern sind es vor allem die hohen Lohn- und Lohnnebenkosten sowie Nachteile bei der Zulassung von dringend notwendigen Pflanzenschutzmitteln, welche den Betrieben aufgebürdet werden“, erläutert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, auch in Zukunft die Vermarktung von heimischem Gemüse zu fördern und sicherzustellen. Ein Schulterschluss zwischen ProduzentInnen, Industrie, Handel und KonsumentInnen ist gefordert, um die Produktion von qualitativ hochwertigem Gemüse und Obst aus Österreich garantieren zu können. Alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette müssen angemessene Preise bekommen und die KonsumentInnen müssen auch bereit sein, für regional produzierte Lebensmittel zu bezahlen“, so Klaus Hraby, Geschäftsführer der efko Frischfrucht und Delikatessen GmbH.
„Neben den kontinuierlichen Marktanteilsverlusten bei vielen Produkten in den letzten Jahren ist es nun zusätzlich der direkte Verlust von vielen abwandernden Stammarbeitskräften nach Deutschland durch den verlockend höheren Nettolohn pro Stunde in Deutschland, was den heimischen Betrieben große Sorgen bereitet. Nicht wenige Betriebe berichten deswegen von freiwilligen Mehrzahlungen, um ihr Personal halten zu können“, betont Ewald Mayr, Obmann GEO_OÖ.