Neben dem optimalen Einsatz der Technik spielt auch der Erhalt des Artenreichtums eine entscheidende Rolle, wenn es um ein erfolgreiches Beikrautmanagement geht. Vorbeugen und mechanisch bekämpfen gehören zusammen.
Ein effizientes Beikrautmanagement im Bio-Ackerbau erschöpft sich nicht im optimalen Einsatz von Striegel oder Hacke, sondern nutzt auch alle zur Verfügung stehenden vorbeugenden Maßnahmen. Zu den Vorbeugestrategien zählen ganz wesentlich auch der Erhalt und die Förderung der pflanzlichen und tierischen Biodiversität auf Bio-Äckern.
Studien zeigen Bedeutung von vorbeugender Beikrautregulierung auf
Aktuelle Studien der Uni Innsbruck weisen darauf hin, dass Beikrautsamen für Laufkäfer eine wichtige Nahrungsgrundlage sind. Damit leisten Laufkäfer einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Beikrautsamenbank in Böden. Vorbeugende Beikrautregulierung zielt vor allem darauf ab, das (Massen-)Auftreten einzelner problematischer Arten zu verhindern.
Fruchtfolge gegen Problembeikräuter
Ein ausgewogenes Verhältnis von Halm- und Blattfrüchten sowie von Winterungen und Sommerungen baut der einseitigen Selektion typischer Hackfruchtunkräuter, wie Stechapfel, Weißem Gänsefuß und Amaranth vor. Das Einbinden von Hackfrüchten, wie Mais oder Soja in getreidestarke Fruchtfolgen, bietet die Möglichkeit der Distelregulierung auch im Frühjahr.
Klee- und Luzerne gegen Ackerkratzdistel
Auch das Eingliedern von Klee- und Luzerneflächen reguliert die Ackerkratzdistel. Über der Erde verträgt sie die regelmäßige Schnittnutzung nur schlecht und unterirdisch ist die Luzernewurzel eine Konkurrenz zur Distelwurzel. Diese Wirkung wird in der Regel aber nur mit zwei- bis dreijährigen Beständen erzielt, da die Luzernewurzeln Zeit brauchen, um das Bodenprofil in seiner Gesamtheit zu erschließen.
Im Jahr nach dem Umbruch von Feldfutterflächen ist in der Regel die Keimrate einjähriger Beikräuter deutlich reduziert.
Begrünungen für Vorbeuge nutzen
Lückige Sommerbegrünungen lassen Platz für Wärmekeimer, wie zum Beispiel Weißer Gänsefuß, Amaranth, Stechapfel & Co. Kommen diese Arten in der Begrünung zum Absamen, bedeutet das in der Regel in der Folgekultur einen höheren Beikrautdruck.
Speziell bei kleinsamigen, früh angebauten Begrünungen erweisen sich sorgfältige Saatbettvorbereitung und Aussaat als günstig, um dichte Begrünungen mit guter Beikrautunterdrückung zu ermöglichen.
Zeigerwert von Beikräutern nutzen
Beikräuter können auch als Kennarten für bestimmte Bodeneigenschaften genutzt und daraus Bewirtschaftungsmaßnahmen abgeleitet werden, mit denen man diese Arten zurückdrängen kann. Windhalm beispielsweise ist meist ein Zeiger für leichte, schwach saure Böden mit Strukturschwächen. Wintergetreidestarke Fruchtfolgen können den Windhalm fördern.
Stickstoffzeiger Klettenlabkraut und Vogelmiere
Typische Stickstoffzeiger sind Klettenlabkraut und Vogelmiere. Wobei Klettenlabkraut typischerweise auf zu viel freien Stickstoff in Form von Nitrat im Bodenprofil hinweist. Vogelmiere ist im Gegensatz dazu auch ein typischer Garezeiger und weist daher eher auf einen günstigen Bodenzustand hin.
Sortenwahl wird häufig unterschätzt
Dass im Getreidebau geeignete Sorten Beikräuter unterdrücken können, ist seit längerem bekannt und im Biolandbau gut erforscht. Die Beschattungsfähigkeit von Winterweizensorten hat sich als Wertprüfungskriterium in der österreichischen Sortenprüfung etabliert.
Sorte Capo bekannt für gute Beikrautunterdrückung
Die Fähigkeit, Beikraut zu unterdrücken, ist letztlich eine Kombination aus
Jugendentwicklung,
Bestockungsintensität,
Wuchshöhe und
Blatthaltung.
Die Sorte Capo ist bekannt für ihre sehr gute Beikrautunterdrückungsfähigkeit und hat nicht zuletzt aus diesem Grund nach wie vor eine große Verbreitung im Bioanbau.
Schneller Bestansschluss ist entscheidend
Speziell bei Soja und Mais ist die Jugendentwicklung eine der Sorteneigenschaften, die für einen erfolgreichen Anbau im Biolandbau entscheidend sein kann. Je schneller bei der Sojabohne der Bestandsschluss erreicht ist, desto geringer ist der Aufwand für die mechanische Beikrautregulierung. Die BioNet-Praxisversuche und der Anbauratgeber von LK und FiBL stellen hier wichtige Informationen bereit.
Anbautermin und Aussaat
Bodentemperatur und Bodenfeuchte können in die Konkurrenzverhältnisse zwischen Kulturpflanze und Beikräutern eingreifen. Zu frühe, gut gemeinte Anbautermine von Wintergetreide, wie Weizen oder Dinkel, bewirken meist das Gegenteil - einen höheren Besatz mit herbstkeimenden Beikräutern. Untersuchungen zeigen, dass mit späteren Aussaatterminen von Weizen beispielsweise das Auftreten von Ackerfuchsschwanz oder Windhalm reduziert werden kann.
Bodenbearbeitung gegen Ackerkratzdistel
Die flache, ganzflächige Durcharbeitung der obersten Bodenschicht mit überlappenden Gänsefußscharen ist ein wichtiger Baustein in der Regulierung der Ackerkratzdistel. Indem der Distel wiederholt die photosynthetisch aktive Blattfläche genommen wird, kann sie wirksam und nachhaltig geschwächt werden. Verdichtungen und Schmierhorizonte bei der Bodenbearbeitung zu vermeiden, ist das kleine Einmaleins der Beikrautvorbeuge im Bioackerbau.
Verdichtungszonen auflockern und mit Begrünungswurzeln verbauen
Speziell ausdauernde Beikräuter, wie die Ackerkratzdistel, profitieren von Verdichtungen. Für die Distel ist es unerheblich, ob sich der dicht gelagerte Horizont in 5, 15 oder 25 cm Bodentiefe befindet. Sie kommt mit derartigen Zonen besser zurecht, als die Kulturpflanze. Derartige Verdichtungszonen sollten nach der Ernte, wenn der Boden dafür trocken genug ist, mechanisch gelockert und anschließend mit Begrünungswurzeln lebendverbaut werden.
Mischkultureffekte gezielt nutzen
Körnerleguminosen, wie Erbse oder Ackerbohne, sind Sorgenkinder was die Anfälligkeit für Spätverunkrautung mit Distel und weißem Gänsefuß betrifft. In dieser Hinsicht können Mischkulturen mit einem Getreidepartner Vorteile gegenüber Reinbeständen bringen.
Ursachen für die bessere Beikrautunterdrückung der Mischkultur sind meist die bessere Bodenabdeckung und die raschere Jugendentwicklung des Getreidepartners.
Flächenproduktivität bei Mischungen höher als bei Leguminosenreinbeständen
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Flächenproduktivität solcher Mischungen meist höher ist als die Produktivität der Leguminosenreinbestände. Speziell Mischkulturen mit Hafer beziehungsweise Sandhafer bringen sehr gute Leistungen in der Beikrautunterdrückung. Die Ursache liegt wahrscheinlich in allelopathischen Effekten über Wurzelausscheidungen des Hafers, die Beikräuter an der Keimung hindern. Unter Allelopathie versteht man Wechselwirkungen zwischen Pflanzen derselben oder verschiedener Arten.
Striegel "vorbeugend“ einsetzen?
Es gibt im Bio-Ackerbau keine "Feuerwehrmaßnahmen“. Der Striegel sollte bereits zum Einsatz kommen, wenn landläufig das Beikraut noch gar nicht richtig zu sehen ist. Optimale Regulierungseffekte erzielt man mit dem Striegel, wenn sich die Beikräuter im Fädchenstadium befinden. Das heißt, die Beikrautsamen sind gerade erst angekeimt, haben eine Keimwurzel gebildet, aber der Keimling ist noch nicht bis zur Bodenoberfläche vorgedrungen. Sobald die junge Beikrautpflanze die ersten Laubblätter gebildet hat, sinkt der Regulierungserfolg mit dem Striegel rapide. Erst mit der dargestellten Vernetzung von vorbeugenden Maßnahmen und mechanischen Verfahren können optimale Ergebnisse in der Beikrautregulierung im Bio-Ackerbau erzielt werden.