Milchmarkt November
Die Preissenkungen wurden durch höhere Milchanlieferungen und höhere Inhaltsstoffe in den letzten Monaten begründet. Mengensteigerungen gab es sowohl in Österreich als auch vor allem in Deutschland (+4,9 Prozent), Holland (+6,9 Prozent), Frankreich (+5,9 Prozent), Polen und Irland. In den ersten drei Ländern ist dies auch noch eine Folge der Blauzungenkrankheit. Eine Auswirkung der Krankheit war ein deutlicher Leistungsrückgang bei erkrankten Tieren und Fruchtbarkeitsprobleme bei den Kühen. Diese Tiere haben nun vor etwa zwei Monaten gehäuft gekalbt, wodurch die Milchanlieferung im Vergleich zu den Vorjahresmonaten sprunghaft angestiegen ist.
Am Spotmarkt gerieten die Preise aufgrund des erhöhten Angebots ebenfalls unter Druck, was der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Abnehmerseite als Argument nahm, die Butterpreise mehrfach zu senken. Butter ist daher so günstig wie seit langem nicht mehr.
Günstige Handelsmarkenbutter ist nun bereits ab 1,39 Euro für das Viertel Kilo erhältlich, während vor einem Jahr noch 2,59 Euro bezahlt werden mussten.
Die Treue des LEH und der Discounter gegenüber österreichischen Produkten ist leider nicht mehr so stark ausgeprägt als noch vor einem Jahr. Besonders bei der bunten Palette und den Eigenmarken verschwindet in den letzten Wochen häufig das AMA-Gütesiegel, das durch ausländische Ware ersetzt wird. Auch der Umgang der Handelsketten mit ihren Lieferanten hat sich deutlich verändert. Einige steigen aus bestehenden Kontrakten aus, was die Planbarkeit der Molkereien erheblich erschwert.
Internationale Marktentwicklungen
Langfristig nimmt der Kuhbestand der EU jedoch ab. Dies könnte sich aufgrund der Schlachtkuhpreise und der sinkenden Milchpreise bald beschleunigen.
Irische Milchbauern, die heuer ebenfalls deutlich mehr Milch produziert haben, sorgen sich derzeit nicht nur über sinkende Milchpreise, sondern vor allem über Umsetzung der bereits angekündigten Umweltschutzauflagen zur Reduktion der Nitratbelastung.
Im gesamten Euroraum erschwert aktuell der starke Euro den Export in Drittstaaten, wodurch Übermengen nicht mehr so rasch abgebaut werden können wie in den Vorjahren.
Gleichzeitig gelangt auch mehr Milch und Milchprodukte zum Teil zollfrei von der Ukraine in den Euroraum.
Weltweit tragen vor allem die USA und Neuseeland zu einem höheren Exportangebot bei. In Neuseeland förderte das gute Weidewetter in den letzten Monaten die Produktion. Langfristig ist die Milchproduktion dort jedoch ebenfalls durch Umweltauflagen begrenzt, sodass weitere Produktionssteigerungen schwer möglich sind.
Lichtblick bei Biomilch
Die bereits erfolgten Senkungen der Auszahlungspreise sowie der Preise für Milch und Milchprodukte im Handel können zwar kurzfristig zu einem Nachfrageschub führen - etwa bei der Weihnachtsbäckerei - allerdings wird es für die Erzeuger zunehmend herausfordernd, ihre Produktionskosten zu decken.
Wie sich die Marktentwicklung in nächster Zeit gestaltet, ist schwierig vorherzusagen.
Ausschlaggebend wird sein, wir rasch die Milchmengen wieder zurückgehen und das nicht nur in Österreich, sondern vor allem auch in anderen, großen Erzeugerländern. Daher rufen erste Milcherzeugerorganisationen die Landwirte zur Zurückhaltung auf und appellieren, die Produktionsplanung für das kommende Jahr verantwortungsbewusst vorzunehmen.
Angebot und Nachfrage sind und bleiben die ausschlaggebenden Preisbildner.