Zukunftssichere Tierhaltung im Fokus Europas
Für Österreich ist es eine besondere Ehre: Nur alle 30 Jahre findet dieser Branchentreff hierzulande statt, zuletzt 1997 in Wien. Gastgeberin ist die Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) gemeinsam mit dem BMLUK.
Im Fokus steht die österreichische Landwirtschaft mit ihren Stärken: hohe Standards im Tierwohl, gelebte Kreislaufwirtschaft, regionale Futtergrundlagen und ein starkes Beratungssystem. Zahlreiche Forschungsprojekte - von Methanreduktion über Digitalisierung bis hin zu Klimaanpassung - zeigen, wie Wissenschaft und Praxis Hand in Hand arbeiten.
Bundesminister Norbert Totschnig, NTÖ-Obmann Markus Lukas, VetMed-Rektor Matthias Gauly und Bäuerin Sonja Wildauer präsentieren Österreichs Vorreiterrolle - von der Forschung bis zur praktischen Umsetzung.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: "Es ist eine große Ehre, dass der wichtigste europäische Tierhaltungskongress nach fast 30 Jahren wieder in Österreich stattfindet. Innsbruck wird damit zum Zentrum der internationalen Nutztierwissenschaften. Österreich zeigt dabei, wofür unsere Landwirtschaft steht: standortangepasste Landwirtschaft, höchste Standards im Tierwohl, gelebte Kreislaufwirtschaft und Innovation. Forschung, Bildung und Beratung sind das Fundament - sie verbinden Tierwohl mit Klimaschutz und bringen Innovationen direkt auf die Höfe. Nur so sichern wir Einkommen, Tierwohl und Ernährungssicherheit für die Zukunft."
Rektor VetMed Uni Wien Matthias Gauly: "Als eine der drei ältesten veterinärmedizinischen Ausbildungsstätten weltweit trägt die Vetmeduni Wien eine besondere Verantwortung für Tiergesundheit, Forschung und Ausbildung. Unser Leitsatz 'One Health' - also die enge Verbindung zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt - ist längst nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern gelebte Praxis an unserer Universität. Tierwohl und Tiergesundheit sind nicht nur essentielle Voraussetzungen für nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch für die Versorgungssicherheit, Biodiversität und öffentliche Gesundheit. Gerade im Kontext der Berglandwirtschaft stellen sich komplexe Herausforderungen, denen wir nur mit interdisziplinären Ansätzen und in enger Partnerschaft mit anderen Institutionen begegnen können. Österreich verfügt über ein exzellentes Netzwerk an Bildungs- und Forschungseinrichtungen - von der BOKU über die Universitäten Innsbruck und Wien, bis hin zur AGES und den Forschungsstandorten in Tirol und Raumberg-Gumpenstein. Unser Ziel ist es, dieses Netzwerk in Zukunft noch stärker zu verknüpfen und gemeinsam Impulse für eine nachhaltige Tierhaltung zu setzen. Die EAAP-Tagung in Innsbruck ist dafür eine hervorragende Plattform. Sie zeigt eindrucksvoll, dass wir unsere Themen nicht nur national verankern, sondern auch international sichtbar machen können – mit einer klaren Botschaft: Landwirtschaft und Tierproduktion sind Teil der Lösung für die globalen Herausforderungen unserer Zeit."
NTÖ-Obmann Markus Lukas: "Wissenschaft ist nur dann wirkungsvoll, wenn sie bei den Menschen ankommt, die tagtäglich mit den Tieren arbeiten. Als Nachhaltige Tierhaltung Österreich sehen wir es als unsere zentrale Aufgabe, Erkenntnisse aus der Forschung so aufzubereiten, dass sie verständlich, praxisnah und direkt umsetzbar sind. Bildung ist dabei ein zentrales Fundament unserer Arbeit - und das denken wir ganzheitlich. Wir bieten Präsenzveranstaltungen, mehrmodulige Lehrgänge, Fachtage sowie E-Learning-Formate, Webinare und Onlinekurse an – abgestimmt auf die Bedürfnisse der Betriebe. Besonders wichtig ist uns die enge Zusammenarbeit mit Praktikerinnen und Praktikern, Tierärztinnen und Tierärzten. Denn nur wenn Forschung und Praxis gemeinsam an einem Strang ziehen, entstehen echte Handlungsempfehlungen, die am Hof auch funktionieren. Als NTÖ ist es für uns eine große Ehre und zugleich ein starkes Signal, das österreichische Rahmenprogramm des EAAP-Kongresses gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium gestalten zu dürfen. Diese Verantwortung nehmen wir bewusst wahr, um der internationalen Fachwelt die österreichische Landwirtschaft mit all ihren Besonderheiten, Stärken und Herausforderungen transparent und authentisch näherzubringen. Dabei denken wir auch an die Gesellschaft: Mit unserer Kommunikationsinitiative 'Stadt, Land, Tier' sprechen wir Konsumentinnen und Konsumenten in ihrer Sprache an. Nur wenn wir erklären, wie Lebensmittel entstehen, wächst die Wertschätzung - und mit ihr die Bereitschaft, einen fairen Preis für Fleisch, Milch und Eier aus verantwortungsvoller Haltung zu zahlen. Bildung, Beratung und Umsetzung - diese drei Pfeiler sind die Grundlage für eine zukunftssichere Tierhaltung in Österreich."
Bäuerin Sonja Wildauer: "Als Landwirtin im Tiroler Berggebiet führe ich mit meiner Familie einen Braunviehbetrieb in Kombinationshaltung - also Stallhaltung in Kombination mit der Alpung. Diese Form der Tierhaltung verbindet Tiergesundheit, Wirtschaftlichkeit und gelebte Mensch-Tier-Beziehung auf eine Weise, wie es kein anderes System kann. Für uns ist es essenziell, dass Forschung nicht im Elfenbeinturm bleibt, sondern praxistauglich bei uns im Stall ankommt - mit klaren Empfehlungen, mit Werkzeugen, die wir wirklich anwenden können. Projekte wie 'FoKUHs Herde' zeigen, dass das funktioniert: Die Genotypisierung weiblicher Tiere erlaubt uns eine gezielte Selektion, hilft bei der Anpaarung, beim Gesundheitsmanagement - und stärkt unsere Betriebe langfristig. Damit wir das aber auch im Alltag nutzen können, braucht es eine gute Zusammenarbeit mit Beratung, Kontrollstellen und vor allem mit unseren Verbänden auf Bundes- und Landesebene. Sie übersetzen wissenschaftliche Erkenntnisse in eine Sprache, die für uns verständlich ist, und bringen sie dorthin, wo sie hingehören: auf unsere Höfe. Gerade im Berggebiet braucht es wirtschaftlich tragfähige Lösungen - denn viele Betriebe könnten sich einen Stallneubau nicht leisten. Die Kombinationshaltung ist für uns mehr als ein Kompromiss: Sie ist ein System, das den Tieren gerecht wird, unsere Almen erhält und unseren bäuerlichen Familienbetrieben eine Zukunft gibt. Wenn wir wollen, dass junge Menschen unsere Höfe weiterführen, dann müssen wir ihnen zeigen, dass Tierhaltung auch morgen noch möglich ist - mit wissenschaftlicher Unterstützung, gesellschaftlicher Anerkennung und wirtschaftlichem Rückhalt."
Tierhaltung in Österreich - Zahlen, Daten, Fakten
Die Tierhaltung ist ein tragender Pfeiler der heimischen Landwirtschaft: Mit rund 4,7 Milliarden Euro Produktionswert macht sie etwa 5,7% der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfung aus. Auf rund 51.000 rinderhaltenden Betrieben, 17.700 Schweinehaltungen, 16.300 Schafhaltungen, 10.000 Ziegen- und 13.700 Pferdehaltungen wird eine beeindruckende Vielfalt an Tierarten betreut. Insgesamt werden etwa 1,8 Millionen Rinder, 2,5 Millionen Schweine, 100 Millionen Masthühner, 390.000 Schafe, 97.000 Ziegen und 80.000 Pferde gehalten.
Ein besonderes Merkmal der österreichischen Tierhaltung ist ihr kleinstrukturierter, familiärer Charakter: Mit durchschnittlich 34 Rindern pro Betrieb, 112 Schweinen, 33 Schafen oder 12 Ziegen liegt Österreich klar unter dem EU-Durchschnitt - und gleichzeitig an der Spitze bei der biologischen Tierhaltung. Rund 24% der tierhaltenden Betriebe wirtschaften nach Bio-Kriterien - bei Mutterkühen sind es sogar 43%, bei Masthühnern 20% - ein EU-weiter Spitzenwert.
Auch die Almwirtschaft spielt eine tragende Rolle: Über 23.000 Betriebe treiben jährlich ihre Tiere auf rund 8.000 Almen, mit einer Gesamtfläche von über 320.000 Hektar, auf denen 260.000 Großvieheinheiten (GVE) weiden. Das stärkt nicht nur die Biodiversität und Kulturlandschaft, sondern auch die regionale Identität.
Im EU-Vergleich weist Österreich zudem die jüngste Altersstruktur in der Landwirtschaft auf - ein klares Zeichen für Innovationskraft und Generationennachfolge. Über 60% der Gelder der 2. GAP-Säule fließen in Tierwohl- und Umweltmaßnahmen. Gleichzeitig wird die Branche mit gezielten Investitionen in Bildung, Beratung und Forschung zukunftsfit gemacht: Mit 90 Millionen Euro für agrarbezogene Forschung, 50 Millionen Euro für Wissenstransfer sowie jährlich 8,5 Millionen Euro für landwirtschaftliche Beratung wird das Know-how kontinuierlich weiterentwickelt.
Österreichs Tierhaltung verbindet damit ökologische Verantwortung, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Akzeptanz - eine Kombination, die europaweit beispielgebend ist.
Ein besonderes Merkmal der österreichischen Tierhaltung ist ihr kleinstrukturierter, familiärer Charakter: Mit durchschnittlich 34 Rindern pro Betrieb, 112 Schweinen, 33 Schafen oder 12 Ziegen liegt Österreich klar unter dem EU-Durchschnitt - und gleichzeitig an der Spitze bei der biologischen Tierhaltung. Rund 24% der tierhaltenden Betriebe wirtschaften nach Bio-Kriterien - bei Mutterkühen sind es sogar 43%, bei Masthühnern 20% - ein EU-weiter Spitzenwert.
Auch die Almwirtschaft spielt eine tragende Rolle: Über 23.000 Betriebe treiben jährlich ihre Tiere auf rund 8.000 Almen, mit einer Gesamtfläche von über 320.000 Hektar, auf denen 260.000 Großvieheinheiten (GVE) weiden. Das stärkt nicht nur die Biodiversität und Kulturlandschaft, sondern auch die regionale Identität.
Im EU-Vergleich weist Österreich zudem die jüngste Altersstruktur in der Landwirtschaft auf - ein klares Zeichen für Innovationskraft und Generationennachfolge. Über 60% der Gelder der 2. GAP-Säule fließen in Tierwohl- und Umweltmaßnahmen. Gleichzeitig wird die Branche mit gezielten Investitionen in Bildung, Beratung und Forschung zukunftsfit gemacht: Mit 90 Millionen Euro für agrarbezogene Forschung, 50 Millionen Euro für Wissenstransfer sowie jährlich 8,5 Millionen Euro für landwirtschaftliche Beratung wird das Know-how kontinuierlich weiterentwickelt.
Österreichs Tierhaltung verbindet damit ökologische Verantwortung, wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftliche Akzeptanz - eine Kombination, die europaweit beispielgebend ist.