Vom Milchhof zum Küstenschutz in Norddeutschland

Die Hansestadt Hamburg zählt wohl zu den beliebtesten norddeutschen Städten. Weit weniger bekannt ist der ländliche “Norden“, beispielsweise im Bundesland Schleswig-Holstein. Eingeschlossen zwischen Nord- und Ostsee, bietet die Region hervorragende Bedingungen, um Landwirtschaft zu betreiben. Die Milchproduktion ist dabei das wichtigste Standbein der Bäuerinnen und Bauern. Es gibt aber noch weitere Betriebszweige, die Schleswig-Holstein zu einem vielfältigen Produktionsstandort machen. Davon konnte sich eine Gruppe internationaler Agrarjournalisten Mitte Mai ein Bild machen.
Märkte in der Großstadt
Die erste Station führte nach Hamburg auf den Großmarkt. 1,5 Mio. t Obst, Gemüse und Blumen werden hier angeboten. Mit 27,3 Hektar zählt der Markt zu den größten Europas. Über 300 Marktfirmen sorgen für eine beeindruckende Frischelogistik - direkt vom Erzeuger bis in den Supermarkt oder das Restaurant. Überschussware wird für die Hamburger Tafel oder für Biogasanlagen verwendet. Der Zutritt ist nur mit Gewerbeschein möglich. Anders ist es beim Hobenköök, einer Markthalle im alten Bahnhof: Dort verkaufen regionale Produzent:innen ihre Erzeugnisse direkt an die Konsument:innen.
Moderne Höfe, regionale Versorgung
Der Gemüsehof von Arne Eggers am Stadtrand von Hamburg produziert von Jänner bis November auf 5 ha 14 Tomatensorten. Die Gewächshäuser beheizt der Landwirt mit zugekauftem Biogas, so wirtschaftet der Betrieb CO₂ neutral. 70% Ernte gehen an Rewe Nord. Trotz der hohen Strom- und Lohnkosten von bis zu 25.000 Euro im Monat schafft es der Betrieb, mit dem Ausland zu konkurrieren. Das gelingt vor allem durch fixe Langzeitverträge mit den Abnehmern und durch stabile Preise. Damit stellt der Gemüsehof ein Beispiel dar, wie regionale Versorgung auch wirtschaftlich machbar ist.

Mitten im Elbe-Urstromtal liegt der Milchhof Reitbrook, ein Betrieb mit 150 gemolkenen Kühen, Hofmolkerei und eigenem Milch- und Milchprodukte Lieferservice. Rund 1.500 Haushalte, Cafés und Schulen versorgen die Landwirte Jan-Hendrik Langeloh und Rainer Kohrs regelmäßig mit Milch, Joghurt und Käse.
Den persönlichen Kontakt zu den Verbrauchern pflegen sie über “Fairbrauchertouren“, bei denen Städter Landwirtschaft live erleben können. Die neue Melkautomatisierung soll die Effizienz und Tiergesundheit noch weiter verbessern.
In Dithmarschen befindet sich der Westhof von Rainer Carstens. Der Betrieb bildet eines der größten zusammen hängenden Bio-Gemüseanbaugebiete Europas. Was 1978 mit 60 ha konventionellem Ackerbau begann, ist heute ein hochspezialisierter Bio-Betrieb mit 1.200 ha Fläche, Demeter-Zertifizierung, eigener Biogasanlage und einem hochmodernen System zur Qualitätssicherung und Produktion. Der Betrieb produziert Tiefkühlgemüse für Aldi, Rewe und Edeka und frisches Gemüse für den deutschen Markt. “Regional“ und “großmaßstäblich“ schließen sich hier nicht aus. Mit einer Werkstatt für Landmaschinen, Mitarbeiterunterkünften und der frühen Investition in KI-gestützte Produktionsprozesse ist der Betrieb modern ausgestattet.
Den persönlichen Kontakt zu den Verbrauchern pflegen sie über “Fairbrauchertouren“, bei denen Städter Landwirtschaft live erleben können. Die neue Melkautomatisierung soll die Effizienz und Tiergesundheit noch weiter verbessern.
In Dithmarschen befindet sich der Westhof von Rainer Carstens. Der Betrieb bildet eines der größten zusammen hängenden Bio-Gemüseanbaugebiete Europas. Was 1978 mit 60 ha konventionellem Ackerbau begann, ist heute ein hochspezialisierter Bio-Betrieb mit 1.200 ha Fläche, Demeter-Zertifizierung, eigener Biogasanlage und einem hochmodernen System zur Qualitätssicherung und Produktion. Der Betrieb produziert Tiefkühlgemüse für Aldi, Rewe und Edeka und frisches Gemüse für den deutschen Markt. “Regional“ und “großmaßstäblich“ schließen sich hier nicht aus. Mit einer Werkstatt für Landmaschinen, Mitarbeiterunterkünften und der frühen Investition in KI-gestützte Produktionsprozesse ist der Betrieb modern ausgestattet.
Beitrag zum Küstenschutz
Noch nördlicher liegt Hallig Nordstrandischmoor, eine inselartige Region, die über das Watt erreichbar ist. Nur 17 Menschen leben hier. Landwirtschaft ist kein Beruf, sondern eine Lebensform. Nebenerwerbslandwirt Nommen Kruse hält rund 67 Schafe auf 60 ha. Mit seinen Tieren leistet er einen entscheidenden Beitrag zum Küstenschutz, denn das beweidete Grünland stabilisiert den Deich, schützt vor Sturmfluten und fördert Biodiversität. Mähen ist zum Schutz brütender Vögel allerdings erst ab Juli erlaubt. Einige Lämmer werden im Frühjahr geschlachtet, der Rest bleibt auf der “Hallig“, einer kleinen, nicht oder nur durch eine Steinkante geschützten Marschinsel.
Nachhaltige Stromerzeugung
In Schleswig-Holstein stellt neben der Lebensmittelerzeugung auch die nachhaltige Stromerzeugung einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Der Bürgerwindpark Emmelsbüll Horsbüll produziert Energie für rund 42.000 Haushalte. Zwölf Windräder stehen dafür im Einsatz, hierfür wurden 51 Mio. Euro investiert; mehr als 1.100 Bürgerinnen und Bürger sind daran beteiligt. Vom Windpark profitiert nicht nur das Klima, sondern auch die Region: Gewerbesteuern fließen zurück in die Gemeinde, die Akzeptanz ist hoch. Landwirtschaftliche Flächen haben zudem Vorteile durch Pachtverträge.
Ausbildung am Ackerbaubetrieb
An der Ostseeküste liegt der Gutsbetrieb Damp. Eigentümer Alexander Graf zu Reventlow bewirtschaftet mit seinem Team rund 600 ha Ackerfläche. Die Hauptkulturen sind Gerste, Raps und Zuckerrübe. Das Besondere an Gut Damp ist der integrierte landwirtschaftliche Schulzweig. In enger Kooperation mit Bildungseinrichtungen der Region werden hier zwei Nachwuchskräfte ausgebildet. Unterstützt werden diese von einem erfahrenen Betriebsleiter und einem Landmaschinenmechaniker. In Zeiten des Fachkräftemangels in der Landwirtschaft ist dieses Engagement ein wichtiger Beitrag zur Nachwuchsförderung und ein starkes Zeichen dafür, wie Bildung auf dem Land erfolgreich funktionieren kann.