Teiche mit Doppelfunktion
In der Praxis gibt es bereits erste Beispiele für eine von der Behörde bewilligte Doppelnutzung. Der Fischbesatz muss auf die minimal im Teich vorhandene Wassermenge abgestimmt sein, wenn in Dürrezeiten die maximal genehmigte Wassermenge zur Bewässerung entnommen wird. Befüllen könnte man diese Teiche zur Schneeschmelze oder bei Starkregen. Sie könnten in trockenen Regionen wieder mehr Wasser in der Landschaft zurückhalten und die Grundwasserbildung unterstützen. Auch der Naturschutz könnte profitieren, da bewirtschaftete Teiche Ersatzlebensräume für Feuchtbiotope sind. Als Fallbeispiel werden Schlammfluren angeführt, also Pflanzenvergesellschaftungen im Randbereich von Gewässern, die in solchen Teichen wieder einen neuen Lebensraum vorfinden könnten.
Himmelsteiche als Vorbild
Hier muss man sich von dem Gedanken lösen, wonach Teiche als Produktionsfläche ständig von großen Wassermengen durchflossen werden müssen, ähnlich einer Durchflussanlage für Salmoniden. Das ist aus fachlicher Sicht in der Teichwirtschaft nicht unbedingt nötig. So zeigen Teiche, die bereits vor mehr als 100 Jahren errichtet wurden, dass es auch anders geht. Diese Teiche nennt man in der Fachsprache Himmelsteiche. Sie werden hauptsächlich durch Niederschläge und die Schneeschmelze gespeist. Sie finden sich auch an Plätzen, an denen man einen Teich nicht vorrangig anlegen würde – auf Hochebenen oder Plateaus. Dennoch halten sie gerade an diesen exponierten Stellen eine große Wassermenge in der Landschaft zurück. Man muss nur beim Teichbau darauf achten, den Teich entsprechend tief zu dimensionieren und die Wasserdurchlässigkeit des Teichbodens zu prüfen.
Chance für teicharme Gebiete
Diese Doppelnutzung ist eine Chance für die Neuanlage in Gegenden, in denen kaum noch Wasserflächen vorhanden sind. Diese Gebiete profitieren von den Ökosystemleistungen der Teiche abseits der Fischproduktion, vom Landschaftsbild über das regionale Kleinklima mit der Verdunstungsleistung bis hin zur Steigerung der Biodiversität. Obwohl vom Menschen angelegt, sind Teiche Grenzgänger zwischen Natur- und Kulturlandschaft. Man muss sie für ihren Fortbestand bewirtschaften.
Im Weinviertel einst mehr Teichfläche als im Waldviertel
Sobald die Teiche nicht mehr bewirtschaftet werden, verschwinden sie sehr rasch wieder aus der Landschaft und nur noch wenige Hinweise zeugen von ihrem einstigen Bestand, wie zum Beispiel durchgestochene Dämme oder Konturen in der Landschaft. Dennoch finden sich in den Geschichtsbüchern viele Hinweise auf die einstige Blütezeit der Teichwirtschaft im 15. und 16. Jahrhundert in heute eher untypischen Gegenden für Teiche. Gemeint ist hier vor allem das nördliche Weinviertel. Die Weinviertler Teiche wurden nicht nur früher angelegt, sie überragten auch in der marktfähigen Produktionsmenge jene aus dem klimatisch benachteiligten Waldviertel.