Rohfaser macht den Unterschied
Legehennenfutter muss neben der ausreichenden Energie-, Nähr- und Wirkstoffversorgung auch zur Beschäftigung der Tiere beitragen, um Fehlverhalten wie Federpicken weitgehend zu vermeiden. Um eine homogene Nährstoffversorgung zu erreichen, ist eine möglichst einheitliche und ausreichend hohe Futteraufnahme ohne Selektion erwünscht. Dazu braucht es eine ausgewogene Partikelgrößenverteilung. Im Hinblick auf Darmgesundheit, Futteraufnahme und Sättigung ist neben der Schmackhaftigkeit des Futters und einem ausreichenden Energiegehalt auch der Rohfasergehalt des Futters relevant. Nachdem der Rohfasergehalt über viele Jahre im Legehennenfutter nicht ausreichend beachtet wurde, ist dieser daher seit einigen Jahren wieder im Fokus. Für eine Einschätzung der aktuellen Situation im Bereich der Legehennenmischfutter wurden in einer Studie des Vereins Futtermitteltest (VFT, Deutschland) Rohfasergehalte und Partikelgrößenverteilung untersucht. Für 218 Futter wurden 2017 und 2018 die Rohfasergehalte ausgewertet.
Optimalwerte oft nicht erreicht
Die Richtwerte von 35 Gramm, besser 40 Gramm Rohfaser pro Kilo wurden von 71 beziehungsweise 55 Prozent der Futtermittel erreicht. Die Bedeutung eines ausreichenden Anteils unlöslicher Faser im Legehennen-Alleinfutter hinsichtlich der Darmgesundheit wird in der Praxis noch unterschätzt. Zusätzlich wurden im Rahmen einer Sonderuntersuchung 36 Futtermittel einer Siebanalyse unterzogen (0,5 und 2 Millimeter Sieb). Die Ergebnisse der Siebanalyse zeigen im Vergleich zu den Empfehlungen, dass viele Futter zu grob sind. Damit ergibt sich die Gefahr der Entmischung der Futter, was zu selektiver Futteraufnahme und Federpicken führen kann. Die Hersteller sollten im Hinblick auf die Empfehlungen zur Partikelgrößenverteilung angesprochen werden, um die Vermahlung ein wenig zu intensivieren. Einige Futtermittel im Versuch hatten kaum feine, andere kaum grobe Bestandteile. Im Mittel enthalten die Alleinfutter 14 Prozent feine Partikel, 52 Prozent mittlere Partikel und 34 Prozent grobe Partikel, bei allerdings einer sehr großen Variation von fünf bis 23 beziehungsweise 38 bis 73 beziehungsweise sieben bis 56 Prozent. Die untere Tabelle links zeigt die Anteile der Siebfraktionen und deren Bewertung für die Alleinfutter auf. Die Häufigkeit der Einhaltung/Abweichung von den Vorgaben ist in der oberen Tabelle links zu sehen. Lediglich gut die Hälfte (54 Prozent) der Futtermittel hielt die Vorgaben für die Feinanteile ein. 39 Prozent enthielten zu wenig Feinanteile, wogegen nur sieben Prozent die Vorgaben für die Feinpartikel überschritten. Die Vorgaben für die mittlere Partikelgröße wurden nur von 36 Prozent der Futtermittel eingehalten. Besonders auffällig ist die grobe Fraktion, bei der nur vier Prozent der Futter die Vorgaben einhielten. Während lediglich in zwei Fällen die Vorgaben für die Grobanteile unterschritten wurden, wurde bei 89 Prozent der untersuchten Legehennen-Alleinfutter eine deutliche Überschreitung der gewünschten Anteile im Grobbereich festgestellt. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen andere Erhebungen hinsichtlich einer suboptimalen Futterstruktur. Das hat einen signifikanten Einfluss auf die Häufigkeit des Federpickens.
Optimale Partikelgrößenverteilung **
Verteilung der Partikelgrößen in Prozent
Rohfaser
Im Mittel wurden für Legehennen-Alleinfutter Rohfasergehalte von 42 Gramm pro Kilo bei einer Spannweite von 23 bis 76 Gramm gefunden, im Ergänzungsfutter ebenfalls 42 Gramm pro Kilo bei einer Spannweite von 23 bis 87 Gramm. Die Befunde treffen die kalkulierten und deklarierten Werte ziemlich gut. Die einbezogenen vier Junghennenfutter fielen durch im Mittel etwas höhere Gehalte von 52 Gramm pro Kilo auf (Tabelle unten).
Ermittelte Rohfasergehalte im Allein- und Ergänzungsfutter für Legehennen, in g/kg
Die Empfehlungen sehen für Rohfasergehalte im Hühnerfutter für Junghennen mit 45 bis über 55 Gramm Rohfaser pro Kilo Futter bei allen genannten Autoren etwas höhere Werte als für das Legehennenfutter vor (Tabelle unten). Eine Beurteilung der ermittelten Fasergehalte anhand der genannten Anforderungen kann allerdings nur beim Alleinfutter erfolgen, da das Ergänzungsfutter ja noch mit einer zweiten Futterkomponente (meist Weizen und Mais) verschnitten gefüttert wird. Beim Vergleich der hier ermittelten Befundwerte mit den Vorgaben waren 29 Prozent der Alleinfutter mit Werten unter 35 Gramm pro Kilo zu niedrig im Rohfasergehalt. 16 Prozent der Futtermittel lagen im Bereich zwischen 35 bis 40 Gramm pro Kilo und entsprachen so lediglich den Vorgaben für Futter der Phase I. 26 Prozent der Futtermittel lagen im Bereich zwischen 40 bis 50 Gramm und 29 Prozent im Bereich über 50 Gramm Rohfaser pro Kilo und entsprachen so den höheren Vorgaben (Phase III).