Milchwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Qualitätsorientierung und Preiswettbewerb
Die Milchwirtschaft ist von den massiven Kostensteigerungen bedingt durch die hohe Inflation sowie Preissteigerungen bei Investitionen und Betriebsmitteln enorm betroffen. Die Teuerung trifft die Betriebe vor allem bei den Energiekosten. Entlastungspakete bringen nur eine teilweise wirtschaftliche Entlastung. Im Gegenzug werden die Milchpreise seit Jahresbeginn Monat für Monat nach unten revidiert. Diese Entwicklung stellt sich daher völlig konträr zu den erfolgten Kostensteigerungen dar. Aktuell liegt das Preisniveau für Qualitätsmilch GVO-frei zwischen 48 und 50 Cent netto je Liter. Zu Jahresbeginn waren es noch 56 Cent netto je Liter. Auch die Zuschläge für Biomilch und Heumilch sind rückläufig. Weiters wirkt sich die Inflation auf das Einkaufsverhalten aus. Die Konsumentinnen und Konsumenten greifen verstärkt auf Handelsmarken und Diskont-Ware zurück, anstatt auf Markenprodukte und Biomilch sowie Heumilch zu setzen.
„Die heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern bekennen sich zum eingeschlagenen Qualitätsweg. Momentan reduziert sich aber der Wert der Lebensmittel auf die Preisdiskussion. Die genossenschaftlichen Molkereien haben hohe Standards für die Produktion geschaffen, es werden die verschiedensten Milchsorten auch von entlegenen Orten gesammelt und sortenrein verarbeitet. Über all das wird nicht mehr geredet, sondern nur mehr über den Preis und den Inflations-Treiber Lebensmittel", bedauert Franz Waldenberger, Präsident der LK OÖ.
Die Zahl der Milchviehbetriebe war trotz des besseren Milchpreises auch im Jahr 2022 weiter rückläufig und verzeichnete im Vergleich zum Jahr 2021 eine vierprozentige Abnahme. „Dadurch, dass der erwirtschaftbare Deckungsbeitrag der Kühe über die letzten Jahrzehnte gesehen kaum angestiegen ist, konnte die notwendige Anpassung des Einkommensniveaus an die Inflation nur durch eine Aufstockung des Milchviehbestandes erreicht werden. Das führt allerdings zu größeren Betrieben und in Folge dessen ergeben sich höhere Anforderungen an das Management und in der Betriebsführung“, betont Kammerdirektor Karl Dietachmair.