EU-Ukraine-Abkommen: Entlastung durch Rückkehr zu restriktiven Importkontingenten
Mit Ende Oktober ist eine überarbeitete
Fassung des Assoziierungsabkommens
zwischen
der EU und der Ukraine in Kraft
getreten. Damit endet eine Phase
der nahezu vollständigen
Marktöffnung, die den europäischen
Agrarsektor in den vergangenen
Jahren massiv unter
Druck gesetzt hat. Die Landwirtschaftskammer
OÖ begrüßt
die Rückkehr zu klaren
Kontingentregelungen als dringend
notwendige Maßnahme
zur Stabilisierung des EU-Agrarmarkts.
„Die Erfahrungen
der vergangenen Jahre haben
deutlich gezeigt, dass eine unregulierte
Marktöffnung mit
Drittstaaten wie der Ukraine zu
massiven Marktverwerfungen
führt. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe
wurden mit einer
Importflut konfrontiert, die
sie unter den bestehenden Produktionsauflagen
nicht wettbewerbsfähig
bewältigen konnten.
Insbesondere der Ackerbau
ist damit in den letzten Jahren
massiv unter Druck geraten.
Die nun beschlossenen Kontingente
sind ein wichtiger Schritt
in Richtung mehr Fairness“, betont
LK-Präsident Franz Waldenberger.
										Was das neue Abkommen bringen wird
Mit dem neuen Abkommen
gelten nun zollfreie Mengen
für 31 ukrainische Agrarprodukte
– gegenüber 36 im ursprünglichen
Abkommen. Die
Kontingente wurden zwar teilweise
ausgeweitet, bleiben aber
bei zentralen Produkten deutlich
unter den Importmengen
der Vorjahre. So dürfen künftig
nur noch 1,3 Millionen Tonnen
Weizen zollfrei eingeführt werden
– ein Bruchteil der zuletzt
importierten Mengen. Auch
beim Zucker (100.000 Tonnen)
und Geflügel (120.000 Tonnen)
wurden Obergrenzen eingezogen,
die eine spürbare Entlastung
bringen.
„Die Mengenentwicklungen
haben gezeigt, wie stark
die europäische Landwirtschaft
durch eine unregulierte
Marktöffnung unter Druck geraten
kann. Die neuen Kontingente
bringen hier eine spürbare
Verbesserung und sind ein
wichtiger Schritt zur Wiederherstellung
fairer Marktbedingungen“,
so Waldenberger.
										Faire Standards müssen auch umgesetzt werden
Die neue Vereinbarung gilt
für mindestens drei Jahre und
knüpft den zukünftigen Marktzugang
der Ukraine an die
schrittweise Angleichung an
EU-Produktionsstandards –
insbesondere in den Bereichen
Tierschutz, Pflanzenschutz und
Tierarzneimittel. Zusätzlich
wurden Schutzmechanismen
vereinbart, die bei Marktstörungen
aktiviert werden können.
Aus Sicht der Landwirtschaftskammer
Oberösterreich ist es
nun entscheidend, dass diese
Angleichung der Produktionsstandards
nicht nur auf dem
Papier besteht, sondern auch
konsequent umgesetzt und
kontrolliert wird. Faire Wettbewerbsbedingungen
setzen voraus,
dass importierte Produkte
denselben Anforderungen
genügen wie jene aus der EU –
etwa hinsichtlich Rückständen
verbotener Pflanzenschutzmittel
oder bei der Einhaltung von
Tierschutzvorgaben.
„Es braucht eine konsequente
Kontrolle und Umsetzung
der Angleichung von Produktionsstandards
– für unsere Bäuerinnen
und Bauern ebenso
wie für die Konsumentinnen
und Konsumenten. Die politische
und wirtschaftliche Unterstützung
der Ukraine bleibt
wichtig, darf aber nicht in einer
Form erfolgen, die unsere
Landwirtschaft dauerhaft
überfordert. Die Bauernschaft
kann nicht einseitig die Last
der notwenigen wirtschaftlichen
Unterstützung für die Ukraine
tragen“, betont Kammerpräsident
Franz Waldenberger.
										Steigende Kosten und sinkende Preise
Die wirtschaftliche Situation
im heimischen Ackerbau ist
aktuell sehr angespannt. Laut
Grünem Bericht 2025 liegt das
Einkommensniveau im Marktfruchtbau
um 20,6 Prozent unter
dem Dreijahresdurchschnitt
– während der Durchschnitt
aller landwirtschaftlichen Betriebe
in Österreich ein leichtes
Plus von 3,3 Prozent verzeichnet.
Die Deckungsbeiträge der
flächenstarken Kulturen, allen
voran Getreide, stehen seit
mehreren Jahren massiv unter
Druck. Während sich die Erlöse
am Weltmarkt orientieren, sind
die Produktionskosten in der
EU deutlich stärker gestiegen
als bei internationalen Mitbewerbern.
Viele Ackerbaubetriebe
sehen sich dadurch – trotz
hoher Erträge – zunehmend
in ihrer Wettbewerbsfähigkeit
gefährdet. Vor diesem Hintergrund
ist die Rückkehr zu mengenmäßigen
Importbegrenzungen
ein dringend notwendiges
Signal.
										Lösung für zentrales handelspolitisches Problem
Die heimische Landwirtschaft
ist aktuell mit einer Vielzahl
handelspolitischer Herausforderungen
und Problemen konfrontiert.
Die Marktliberalisierung
mit der Ukraine hatte
dabei in den vergangenen Jahren
die massivsten negativen-
Folgen. „Aufgrund des intensiven
interessenspolitischen
Einsatzes der Bauernvertretung
konnte insbesondere mit massiver
Unterstützung der österreichischen
Bundesregierung
auf EU-Ebene wieder eine wirtschaftlich
weitgehend tragbare
Lösung für die heimische Bauernschaft
erzielt werden. Nun
gilt es rasch auch für die verbleibenden
Importe aus der Ukraine
zu mit der EU vergleichbaren
Produktionsstandards zu kommen,“
appelliert Waldenberger.