Österreichische Pflanzenschutztage 2025 in Ossiach im Zeichen der Biodiversität

Thomas Neudorfer vom Landwirtschaftsministerium hebt hervor, dass die Landwirtschaft schon rund 11% ihrer Flächen (ca. 8% bei den Ackerflächen, deutlich über 10% bei den Grünlandflächen, in Summe 250.000 ha) für besonders biodiversitätsrelevante Zwecke (Biodiversitätsflächen, Naturschutzflächen, weitere Grünbrachen) zur Verfügung stellt. Diskussionspunkte sind, ob man hochproduktive Flächen neben Biodiversitätsflächen stellt oder man die Biodiversität in die produktive Fläche integriert ("land sparing versus land sharing"). Wichtig sind beide Formen, nötig sind aber viele zusammenhängende Lebensräume. Seit 2023 mit der Einführung der Biodiversitätsflächen gibt es z.B. eine Trendumkehr beim farmland bird index, er steigt wieder leicht. Eine große Herausforderung wird die Planerstellung für die Zielerreichung der EU-Wiederherstellungsverordnung, u.a. sollen der farmland bird index und der Grünland-Schemetterlingsindex steigen.
 

Die sogenannte "Insektenstudie" für Österreich, welche vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde, wird von Herrn Thomas Zuna-Kratky vorgestellt. Grundaussage ist, dass Artenzahl in den vergangenen 30 Jahren in etwa gleichgeblieben ist, die Anzahl der Individuen bei manchen Arten stark gesunken ist. Extensivgrünland ist ein sehr attraktiver Lebensraum für viele Insekten, dieses ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen und hier gibt es Artenverluste, auf bestehendem Extensivgrünland gibt es hingegen eine Zunahme der Arten. Nicht nur im Grünland, auch auf Äckern sind untersuchte Arten wie z.B. die Getreideschrecke sehr stark zurückgegangen, das führen die Wissenschaftler aber nicht auf den Insektizideinsatz sondern eher die rasche Getreideernte zurück, wodurch die Zeit für die Paarung dieser Heuschreckenart stark verkürzt wird. Zum Insektizideinsatz und dem Artenrückgang gibt es wenig belastbare Daten, hier gibt es noch Forschungsbedarf. Auf Bioflächen ist die Zusammensetzung der Populationen artenreicher. Auch der Klimawandel und die Lichtverschmutzung setzen einigen Insektenarten stark zu. Insektenschonendes Mähen im Grünland und Insektizideinsatz nach wirtschaftlichen Schadensschwellen sind positive Ansätze, um die Insektenvielfalt zu erhalten.

Professor Thomas Frank von Universität für Bodenkultur stellt fest, dass in strukturarmen Landschaften nur "Allerweltsarten" von Insekten und Pflanzen vorkommen. Wichtig für die Artenvielfalt sind mehrjährige Blühstreifen, Brachen, Hecken, extensive Wiesen. Manche Insektenarten brauchen mehrere Jahre, bis sie nach der Anlage von Biodiversitätsflächen ihre ursprüngliche Individuenzahl wieder erreichen. Nützliche Spinnen können sich z.B. in Rapsflächen ausbreiten, wenn neben der Kultur lange Feldraine angelegt sind. Studien aus den USA zeigen, dass es höhere Erträge und Qualitäten im Apfelanbau erzielbar sind, wenn die Anzahl der Bestäuber hoch ist.

Professor Horst-Henning Steinmann von der Universität Göttingen zeigt auf, dass Biodiversität und Pflanzenschutz keine unvereinbaren Konzepte sein müssen. Die Biodiversität muss besser in das Konzept des integrierten Pflanzenschutzes eingebaut werden, manche Schadensschwellen müssen überdacht werden, der Acker muss nicht immer "100 % sauber" sein, dort wo es möglich ist, kann man auch "mehr Unkraut wagen". Mit einer "100 %-Strategie" selektiere ich weiter die resistenten Biotypen. Neue Techniken wie der Einsatz von Hackrobotern, das spot-spraying, etc. und die Digitalisierung insgesamt können auch Biodiversität schaffen. Er betont aber auch, dass die Biodiversität allen Beteiligten "Spass machen" müsse, der Landwirt ist der größte Hebel, um die Biodiversität zu verändern.

Über neue Produkte und neue Trends im Pflanzenschutz gibt es Informationen auf lk-online.