Wirksamkeit von Entwurmungsmitteln (Ergebnisse aus Deutschland)
Weltweit haben Magen-Darm-Würmer der Schafe und Ziegen vielfach eine Resistenz gegen gängige Entwurmungsmittel entwickelt, das heißt sie können eine durchgeführte Behandlung überleben. Eine erfolgreiche Behandlung ist eine Eizahlreduktion um 95% oder mehr nach 10 - 14 Tagen. Häufig haben sich Resistenten beim Roten Magenwurm (Haemonchus) entwi-ckelt, aber auch andere Magen Darmwürmer sind oft schon betroffen. Man weiß schon länger, dass Resistenzen gegen die Wirkstoffgruppen Benzimidazole weit verbreitet sind.
Durchführung und Untersuchung
In ganz Deutschland waren Schaf- und Ziegenhalter aufgerufen, sich mit der Einsendung von Kotproben zu beteiligen. Wichtige Voraussetzung war Weidehaltung und dass in den Betrieben nicht kürzlich gegen Würmer behandelt worden war. Aus diesen Proben wurde zum einen die Anzahl der Wurmeier pro Gramm Kot zum anderen auch durch Spezialfärbung der Anteil der Eier des Roten Magenwurms bestimmt. Sofern das Ergebnis eine Mindestwert von 200 Eiern pro Gramm Kot überschritt, war eine Teilnahme an einer Folgebeprobung 10 - 14 Tage nach einer durchgeführten Entwurmung möglich. Die Entscheidung womit behandelt wurde, trafen die Tierhalter mit ihren Haustierärzten. Anhand der Differenz der Eizahl zwischen Erst- und Folgeproben wurde die Eizahlreduktion in Prozent berechnet. In die Auswertung flossen nur Behandlungen ein, bei denen anhand der Angeben im Fragebogen von einer korrekten dosierten und durchgeführten Behandlung auszugehen war. In den durchgeführten Behandlungen waren alle auf dem Markt befindlichen Wirkstoffgruppen vertreten.
Ergebnisse
Von den 218 bei Schafen durchgeführten Entwurmungen waren 65%, bei Ziegen 54% erfolgreich. Therapieversagen wurde auf verschiedenen Beständen für alle in Deutschland zugelassenen Wurmittelklassen beobachtet einschließlich neuer und ursprünglich hochwirksamer Wirkstoffe. Bei viele der nicht erfolgreichen Behandlungen lag die erzielte Eizahlreduktion deutlich unter dem Grenzwert. In manchen Fällen wurde überhaupt kein Effekt (d.h. 0% Reduktion) erzielt.
Die nachfolgende Tabelle fasst zusammen welche Wirkstoffklassen es in Deutschland gibt und welche Präparate diesen zugeordnet sind.
- Gruppe 1 Benzimidazol: Therapieversagen trat bei Schafen bei 52,3% (gesamt 44 durchgeführte Behandlungen)
- Gruppe 2a Moxidectin: 45,3% waren nicht ausreichend wirksam (gesamt 86 durchgeführte Behandlungen)
- Gruppe 2b Avermectin: wurde in den Teilnehmerbetrieben nur selten angewendet hier versagte die Therapie bei 60% (3 von 5 Betrieben)
- Gruppe 3 Levamisol: 14,6% Therapieversagen (gesamt 41 durchgeführte Behandlungen)
- Gruppe 4 Monepantel: 12,0% Therapieversagen (gesamt 25 durchgeführte Behandlungen)
Was ist zu tun
Die Ergebnisse sind erschreckend, in Deutschland sind in einem großen Teil der Betriebe gegen Wurmmittel resistente Magen-Darmwürmer vorhanden. Therapieversagen wurde in der Studie in unterschiedlicher Häufigkeit für alle aktuell verfügbaren Entwurmungsmittel beobachtet.
Unbedingt vermieden werden müssen
Um die Wirtschaftlichkeit und Gesundheit der Schaf- und Ziegenbetriebe zu erhalten ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Entwurmungsmitteln und die Vermeidung der Verbreitung von resistenten Wurmstämmen über den Tierverkehr unumgänglich!
Unbedingt vermieden werden müssen
- Zu häufige und flächendeckende Behandlungen
- Einseitige Behandlungen mit immer der gleichen Wirkstoffgruppe
- Unterdosierungen, bei der Behandlung sollte sich die Dosierung am schwersten Tier der zu behandelnden Gruppe orientieren
- Vorbeugung durch Weidemanagement
- Fütterungsoptimierung und allgemeine Gesunderhaltung
- Bei notwendigen Behandlungen verschiedene Entwurmungsmittel im Wechsel einsetzen - also Produkte unterschiedlicher Wirkstoffgruppen! Resistenz gegen ein Präparat in der Gruppe bedeutet immer, dass alle Präparate aus dieser Gruppe betroffen sind und nicht mehr ausreichend wirken!
- Quarantäne bei Tierzukauf um ein schleppen von resistenten Wurmstämmen zu vermeiden. Hierzu sind Kotuntersuchungen und eine nachgewiesene wirksame Behandlung der zugekauften Tiere während der Quarantäne notwendig bevor diese der eigenen Herde zugeführt werden.
Um die Wirtschaftlichkeit und Gesundheit der Schaf- und Ziegenbetriebe zu erhalten ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Entwurmungsmitteln und die Vermeidung der Verbreitung von resistenten Wurmstämmen über den Tierverkehr unumgänglich!
Quelle: Deutsche Schafzucht 15.2023