Warum der Holzpreis in aller Munde ist
Lage am Schnittholzmarkt
Mittlerweile ist bei Schnittholz ein krasser Verkäufermarkt eingetreten. Der vom Holzkurier gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur entwickelte Absatzindikator weist für Ende April einen Wert von 165,2% aus. Dieser Wert wird im Mai wahrscheinlich schon weiter übertroffen werden. Zum Vergleich, der Wert lag in den vergangenen 15 Jahren im Durchschnitt bei 104,2. Der Schnittholzmarkt hat momentan eine rasante Preisdynamik. Für die aktuellen, rapiden Preisanstiege gibt es vielfältige Gründe. Die wichtigsten seien im Folgenden angeführt:
- Weltweite Unterversorgung mit Schnittholz. Der globale Nadelschnittholzbedarf wird 2021 höher sein als die Schnittholzproduktion.
- Die Sägebranche hat beinahe weltweit mit sehr tiefen Lagerständen überwintert.
- Nach dem COVID-19-Schock im ersten Quartal 2020 kam es Ende des 3. Quartals weltweit zu einer sprunghaften, gleichzeitigen Nachfragebelebung.
- "Hausrenovierung statt Urlaub“ ließ den Do-it-yourself-Markt und den Bedarf in den Baumärkten massiv ansteigen.
- Holzbau liegt im Trend (selbst China setzt vermehrt auf "green-building“).
- Hohe Auftragsstände bei niedrigen Lagerständen bei Weiterverarbeitern (Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz (Leimbinder), Brettsperrholz).
- Hohe Schnittholzpreise in den USA (Erlöse von 500-600 Euro/m³ frei Sägewerk bei einer Frachtrate von rund 50 Euro/m³ für österreichische Sägewerke möglich); Preistendenz stark steigend.
- USA-Preis im Durchschnitt der letzten 18 Jahre bei 193 Euro/m³; vor einem Jahr waren es 250 Euro/m³.
- Export aus Österreich in die USA mit rund 4% relativ gering; aufgrund des "Holzmangels“ reicht dies, um "Panik“ am Markt zu erzeugen und ist entsprechender Preistreiber.
- Sukzessive Umsetzung eines geplanten Rundholz-Exportstopps von Russland verändert den gewohnten Holzfluss, insbesondere China, Finnland und das Baltikum sind davon betroffen.
- Hohe Auftragslage am Holz- und Fertighausbau.
- Mehrfachorder ("einer wird’s schon liefern“) und damit teilweise Überschätzung der Nachfrage, treibt die Lage weiter an; Gefahr einer "Auftragsblase“ ist gegeben.
- Mittelfristig ist mit keinen sinkenden Schnittholzpreisen zu rechnen.
Nebenbei sei erwähnt, dass nicht nur die Schnittholzpreise zuletzt deutlich zugelegt haben, sondern die Preise auch bei anderen baunahen Rohstoffen und Produkten gestiegen sind, wie eine Erhebung des Holzkurier zeigt.
Lage am Rundholzmarkt
Aufgrund der Preispolitik der heimischen Sägewerke ist der übliche "Bauernbuckel“ heuer ausgeblieben. Unter Bauernbuckl versteht man die gehäuften Erntemengen vor Beginn des Frühjahrs, die entstehen, da die Holzernte im Bauernwald traditionell verstärkt in den Wintermonaten erfolgt. Der Bauernbuckl ist zwar ausgeblieben, durch die schrittweise Anhebung dürfte aus dem bäuerlichen Kleinwald ähnlich viel Holzmenge wie im ersten Quartal 2020 auf den Markt gekommen sein. Bei früheren Preissignalen wäre wahrscheinlich deutlich mehr Holz geerntet worden sein.
Im Dezember lagen die Preise beim Leitsortiment (Fichte, B, Stärke 2b) noch deutlich unter den erhofften 80 Euro/FMO (Festmeter in Rinde geliefert, ohne Rinde verrechnet), teilweise sogar unter 75 Euro/FMO. Erst im Laufe des 1. Quartals wurden in Oberösterreich die Preise zunächst aufs Niveau 80 Euro/FMO, dann 85 Euro/FMO angehoben. Die Schadgebiete (insbesondere Mühl- und Waldviertel) hatten trotz entsprechender Nachfrage einen nicht nachvollziehbaren, deutlich niedrigeren Rundholzpreis. Die Lage dürfte sich aber bessern und die Differenz abnehmen. Aktuell, mit Beginn des 2. Quartals, liegen die Rundholzpreise in Oberösterreich bei 90 bis 95 Euro/FMO, regional werden auch 100 bis 105 Euro/FMO bezahlt.
In Mitteleuropa sind in den vergangenen sechs Jahren 350 Mio. Festmeter Schadholz angefallen (siehe Grafik). In den letzten beiden Jahren war die Schadholzmenge sogar deutlich höher als der langjährige mittlere Einschlag. In Tschechien sind 2020 33 Mio. Festmeter eingeschlagen worden, 31 Mio. davon waren Schadholz - der durchschnittliche Einschlag liegt bei 16 Mio. Festmetern. In Deutschland war die Lage ähnlich. Der Einschlag war 2020 kalamitätsbedingt um rund 45% höher als normalerweise. Deutschland hat es zwar geschafft, innerhalb kürzester Zeit beachtliche Rundholzmengen nach China zu exportieren und so den Markt zu entlasten; nichtsdestotrotz gab es am Rundholzmarkt gewaltige Holzmengen, was zu entsprechenden Preisabstürzen geführt hat. Die gute Nachricht, der Schadholzzenit dürfte erreicht sein und die Schadholzmengen in den Jahren rückläufig sein. Dies wird aus einem Analogieschluss zu einer Borkenkäferkatastrophe in Nordamerika ("mountain pine beetle“) abgeleitet. Die ungeplanten Zwangsnutzungen, die den Markt überschwemmen, werden zukünftig weniger werden. Zusätzlich nehmen, bedingt durch den Klimawandel, die Flächen, die sich für den Fichtenanbau eignen, ab.
Während es zwischen 2008 und 2018 in der zentraleuropäischen Holzindustrie kaum größere Neubauten gab, wird seit zwei, drei Jahren wieder kräftig investiert. Dies betrifft sowohl Erweiterungen und Neubauten von Sägewerken, als auch neue Werke in der Weiterverarbeitung, beispielsweise Anschluss einer Brettsperrholzproduktion an ein Sägewerk. In Oberösterreich sei für einen Sägewerksneubau beispielhaft das Sägewerk Handlos in Summerau erwähnt. Diese Situation wird zu einer Nachfragesteigerung nach Fichtensägerundholz führen, was aus Sicht des Rundholzpreises durchaus von Vorteil ist.
Ausblick 2021
- Laut Konjunkturumfrage der Fachzeitung "Holzkurier“ rechnen 87% der Sägewerke mit steigenden Rundholzpreisen. Die Rundholzproduzenten, sprich Waldbesitzer, erwarten dies ebenfalls.
- Waldbauern sind bei entsprechenden Rahmenbedingungen grundsätzlich bereit zu liefern, außerhalb der traditionellen Erntezeit kommt erfahrungsgemäße aber weniger Rundholz aus dem Bauernwald auf den Markt.
- Grundsätzlich kann man sich als Rohstofflieferant freuen, wenn der Schnittholzpreis steigt und Holz als nachwachsender Rohstoff im Kampf gegen den Klimawandel seinen "
- verdienten“ Wert erhält.
- Als Waldbewirtschafter möchte man natürlich von diesem Holzboom angemessen mitprofitieren, um die letzten Käfer bedingten mageren Jahre - die Holzernte kostete oft mehr als durch Holzerlöse hereinkam – ausgleichen zu können. Ein Preis von 90 Euro/FMO entspricht dem österreichischen 10-Jahres-Mittel. Ist zwar nicht schlecht, aber lediglich ein Preis, der in "Normalzeiten“ ohne Schadholz auch schon zu bezahlt würde. Sofern die aktuelle Marktsituation und die persönlichen Erwartungen es zulassen, ist es zu überlegen, anders als in den letzten Jahren auch etwaige Normalnutzungen in Angriff zu nehmen.
- Langfristiges, nachhaltiges Denken ist in der aktuellen Situation gefragt. Letztlich ist der mitteleuropäische Holzbau langfristig das Standbein einer starken Sägeindustrie und in weiterer Folge auch Forstwirtschaft. Preisanhebungen durch Sägewerke und Holzwerkstoffproduzenten sind in der gegebenen Marktsituation durchaus gerechtfertigt. Es ist aber zu bedenken, ob es auf lange Sicht klug ist, heimische Holzbauunternehmen mit Stammkundenbeziehung, mit angeblich wöchentlichen Preissteigerungen zu konfrontieren, was eine seriöse Planung fast unmöglich macht.
Die obige Marktübersicht beruht auf einem Vortrag von DI Gerd Ebner, Chefredakteur der internationalen Fachzeitschrift "Holzkurier“ im Rahmen des Salzburger Waldbauerntages sowie auf im Holzkurier erschienenen Fachbeiträgen, ergänzt um eigene Aussagen, was den Rundholzmarkt anbelangt.