Mit Holz aus der Klimakrise
Was dies für die heimische Waldbewirtschaftung bedeutet, diskutierte der Klimapapst mit Franz Titschenbacher, ÖBMV-Präsident, der EU-Parlamentsabgeordneten Simone Schmiedtbauer und weiteren prominenten VertreterInnen der Forstwirtschaft, Bioenergie, Politik, Verwaltung und Naturschutz vor etwa 300 TeilnehmerInnen.
Elefant im Klimaraum – Gebäude verursachen 40 % aller Emissionen
„Die Stabilisierung des Klimas ist die größte Herausforderung des Jahrhunderts“, unterstrich Schellnhuber, Gründungsdirektor des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. 2020 lag die globale Temperatur bereits 1,25 °C über jener der vorindustriellen Zeit. Es bleibe also nicht mehr viel Spielraum zum Einhalten des im Pariser Klimaschutzabkommen angestrebten 1,5 °C-Ziels. Auch wurde 2020 eine Rekordzahl von 29 tropischen Wirbelstürmen im Atlantik verzeichnet. Rasches Handeln sei daher unabdingbar. Als Antwort auf die Klimaerhitzung fordert Schellnhuber eine weltweite Wende beim Bauen. Rund 40 % des Ausstoßes von Treibhausgasen entstehen durch Errichtung und Betrieb von Gebäuden sowie der Infrastruktur. „Der Gebäudesektor ist der Elefant im Klimaraum. Die Rückkehr zum Holzbau ist der wichtigste Beitrag gegen die Erderwärmung“, erklärte Schellnhuber, der auch Berater von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei der Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ ist. „Wenn wir die Waldzerstörung stoppen, großflächig aufforsten und mit Holz statt Beton bauen, wird der Bausektor vom Klimasünder zum Klimafreund. Der Klimaschutz wird vor allem beim Bauen in den Städten entschieden.“ Mit Blick auf die Interessenkonflikte um eine verstärkte Nutzung des Waldes warnte Schellnhuber vor den Folgen der voranschreitenden Erderwärmung für den Wald: „Wenn wir die Klimaerhitzung nicht durch Nutzung des Waldes abmildern, müssen wir künftig über keine Funktion des Waldes mehr diskutieren. Denn dann werden sich Ökosysteme komplett ändern, was die Lebensgrundlagen der Menschen gefährdet.“ Holz müsse zum wichtigsten Rohstoff für den Gebäudesektor werden. Selbst Wolkenkratzer könnten aus Holz gebaut werden. Um das zu erreichen, müssten sich Waldbesitzer mit Kreativen – wie Architekten und Designern – zusammensetzen und neue Wertschöpfungsketten entwickeln.
Die Energiewende basiert auf der Nutzung von Holz
Volle Unterstützung für seine Ausführungen erhielt Schellnhuber von Titschenbacher: „Unser nachhaltig bewirtschafteter Wald ist der beste Klimaschützer. Er entzieht der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid, baut Kohlenstoffspeicher in Holzhäusern auf und ersetzt fossile Treibhausgasemissionen. Während Brennholz, Hackgut, Sägespäne oder Ablauge aus der Papierindustrie für die Wertschöpfungskette Holz ein Nebenprodukt darstellen, sind sie für die Energiewende die Grundlage. In Österreich, in Europa und weltweit ist die Bioenergie bereits jetzt der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieträger. Mit dem Ausstieg aus fossilen Energien wird sich die Bioenergie zum bedeutendsten Energieträger entwickeln.“ Besonders wertvoll sieht Titschenbacher den Beitrag der Bioenergie zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung: „Noch vor wenigen Jahren gab es kaum Nachfrage für schlechte Holzqualitäten, große Mengen an Holz aus der Waldpflege und Holzernte sind ungenutzt im Wald verrottet, mittlerweile versorgen wir mit diesen Brennstoffen einen großen Teil der Bevölkerung mit nachhaltiger Energie.“
Dies bestätigte auch Schmiedtbauer: „Die Klimakrise ist allgegenwärtig und die Forstwirtschaft bereit zu reagieren, bereit mit Know-how und nachwachsenden Ressourcen einen echten Beitrag zu leisten. Es ist ein völlig falscher Ansatz und Irrglaube anzunehmen, dass wir mit einer Außernutzungsstellung von Wäldern und anderen Restriktionen die Aufnahme von CO2 steigern könnten. Europa hat genug Holz, es wächst täglich nach und soll sinnvoll genutzt werden. Holzbau, Holzwärme, Holzstrom, Holzgas und Holzdiesel sind Möglichkeiten, die uns der Wald jetzt schon bietet. Kommen wir weg von populistischen Aussagen, die uns nicht weiterbringen. Bleiben wir beim Hausverstand: Wald nachhaltig nützen, bedeutet das Klima schützen."