LK-Vollversammlung spricht sich klar gegen Preisdeckel bei Lebensmitteln aus
Die von Finanzminister Markus
Marterbauer angestoßene
Diskussion zur Einführung eines
Preisdeckels bei Lebensmitteln
im Sommer hat für
erhebliche Verunsicherung
gesorgt. „Für die bäuerlichen
Betriebe sind solche Vorschläge
völlig unverständlich und
auch ökonomisch nicht nachvollziehbar.
Sie führen zu einer
Verschärfung der ohnehin angespannten
Situation in der gesamten
Lebensmittelkette und
belasten damit die heimische
Landwirtschaft zusätzlich“,
ärgert sich LK-Präsident Franz
Waldenberger. Ein Blick auf andere
europäische Länder zeigt,
dass staatliche Preisinterventionen
keine nachhaltigen Preissenkungen
bringen. Die Ausgaben
für Lebensmittel liegen
im Vergleich zu anderen Ländern
in Österreich mit stabilen
zehn bis zwölf Prozent an drittletzter
Stelle in der EU. Dass
man damit nicht die Inflation
bekämpft, liegt auf der Hand.
Die Landwirtschaftskammer
fordert daher, auf solche pauschalen
Preisinterventionen
zu verzichten. „Wir brauchen
mehr Kostentransparenz entlang
der Wertschöpfungskette,
Entlastungen bei Energie und
Betriebsmitteln, einen konsequenten
Bürokratieabbau
und realistische Produktionsstandards
mit entsprechenden
Finanzierungspfaden“, so
Präsident Waldenberger. Die
Einkommenslage vieler bäuerlicher
Betriebe bleibt angespannt.
Nach wie vor liegen
die Einkommen unter jenen
unselbstständig Beschäftigter.
Politische Forderungen wie
ein Preisdeckel für Lebensmittel
würden die Situation weiter
verschärfen.

Massive Kürzungen im EU-Agrarbudget dürfen nicht bleiben
Die Vorschläge für den nächsten
Mehrjährigen Finanzrahmen
rückte der Präsident zum
wiederholten Male in den Fokus
seines Berichtes. „Mit der
Architektur dieses Budgets ist
die Gemeinsame Agrarpolitik
in der bisherigen Form nicht
mehr gegeben. Es braucht eine
EU-Agrar-Finanzierung in der
bisherigen Höhe, die auch einen
Inflationsausgleich bietet
und die Sonderregelung für
Österreich muss aufrecht bleiben“,
stellt Waldenberger klar.
Neben den Kürzungen im
Budget wurden im Juli auch
erste inhaltliche Vorschläge
zur GAP für die Förderperiode
2028 bis 2034 vorgelegt.
Diese sehen eine grundlegende
Umgestaltung der bisherigen
Struktur vor. Die bisherige
Zwei-Säulen-Systematik – Direktzahlungen
einerseits und
Ländliche Entwicklung andererseits
– soll wie beschrieben
abgeschafft werden. Stattdessen
sollen alle Maßnahmen
in einem einzigen nationalen
Partnerschaftsplan (NRPP) gebündelt
werden. Damit steigt
der Konkurrenzdruck zwischen
den Politikfeldern erheblich,
was die Planbarkeit für die
Landwirtschaft erschwert. Direktzahlungen
bleiben bestehen,
sollen aber laut EU-Kommission
künftig stark degressiv
gestaltet und bereits ab 20.000
Euro gekürzt werden. Junglandwirte
sollen weiterhin einen
Zuschlag erhalten. Zahlungen
für benachteiligte Gebiete,
Agrarumweltprogramme
wie ÖPUL, Investitionsförderungen,
Niederlassungsprämien,
Wissenstransfer und LEADER
bleiben ebenfalls Teil des
Maßnahmenportfolios, jedoch
ohne die bisherige klare Trennung
in zwei Säulen. Aus Sicht
der Landwirtschaftskammer
ist die geplante Abschaffung
der Zwei-Säulen-Struktur sehr
kritisch zu bewerten, da sie die
Transparenz und Planbarkeit
der Förderpolitik erheblich erschwert.
EU-Entwaldungs-VO: Nachbesserungen notwendig
Die Vollversammlung begrüßt
die Entscheidung der
EU-Kommission, die Anwendung
der Entwaldungsverordnung (EUDR) um ein Jahr auf
2027 zu verschieben. Damit
konnte die bäuerliche Interessenvertretung
einen wichtigen
Erfolg erzielen. Die Vollversammlung
fordert, die gewonnene
Zeit entschlossen für
Vereinfachungen zu nutzen.
Dazu gehören die Aufnahme
der EUDR in das angekündigte
EU-Bürokratieabbaupaket sowie
die Einführung einer eigenen
Null-Risiko-Kategorie für
Länder, in denen keine Entwaldung
stattfindet.
„Diese Verschiebung ist ein
Etappensieg, den wir dem beharrlichen
Einsatz der landwirtschaftlichen
Interessenvertretung
und der österreichischen
Politik in Brüssel verdanken.
Klar ist aber: Die Verordnung
muss grundlegend
nachgebessert werden. Österreich
ist ein Verwaldungsland.
Zusätzliche Auflagen würden
unsere bäuerlichen Familienbetriebe
unverhältnismäßig
belasten, ohne einen Beitrag
zum Klimaschutz zu leisten“,
betont der LK-Präsident.

Nein zu Mercosur
Am 3. September 2025 hat die
Europäische Kommission den
finalen Text für das handelsabkommen
vorgelegt und eine
Aufspaltung in zwei Teile angekündigt:
das Partnerschaftsabkommen,
das der Ratifizierung
aller nationalen Parlamente
bedarf, und ein Interims-Handelsabkommen,
das mit qualifizierter
Mehrheit im EU-Rat
sowie mit Zustimmung des
Europäischen Parlaments beschlossen
werden kann. Damit
droht eine vorzeitige Inkraftsetzung
des Handelsteils auch
ohne Zustimmung einzelner
Mitgliedstaaten wie Österreich.
Der Handelsteil des Abkommens
sieht Zollsenkungen
und Importquoten für sensible
Agrarprodukte vor. Ergänzend
will die Kommission ein verpflichtendes
Monitoring, bilaterale
Schutzklauseln und eine
Aufstockung der EU-Agrarreserve
auf insgesamt 6,3 Milliarden
Euro einführen. Dabei
handelt es sich jedoch nicht
um zusätzliche Mittel, sondern
um eine Umwidmung bestehender
Agrarmittel.
Herkunftskennzeichnung muss kommen
Die Landwirtschaftskammer
OÖ fordert daher weiterhin,
im EU-Handelsministerrat klar
gegen das Interims-Handelsabkommen
aufzutreten und politische
Allianzen mit anderen
ablehnenden Mitgliedstaaten
zu verstärken. „Die Wettbewerbsbedingungen
der europäischen
Landwirtschaft unterscheiden
sich fundamental
von jenen der Mercosur-Staaten.
Dort wird auf großflächigen
Betrieben mit deutlich
niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards
sowie erheblich
geringeren Produktionskosten
gearbeitet. Ein fairer Wettbewerb
ist unter diesen Voraussetzungen
nicht möglich“, stellt
Waldenberger klar, und weiter:
„Wir bleiben bei einem klaren
Nein zu Mercosur., wir müssen
aber realistisch sein: dieses Abkommen
wird kommen.“
Handelsinteressen dürfen
nicht zu Lasten bäuerlicher Betriebe,
fairer Wettbewerbsbedingungen
und der hohen europäischen
Standards durchgesetzt
werden. Von zentraler
Bedeutung bleibt nun daher
die verpflichtende Herkunftskennzeichnung
in Gastronomie
und Hotellerie. „Nur durch
volle Transparenz über die Herkunft
der Hauptzutaten kann
sichergestellt werden, dass heimische
Qualität sichtbar wird
und Konsumentinnen und
Konsumenten eine bewusste
Kaufentscheidung treffen können“,
ist Waldenberger überzeugt.
LK-Vollversammlung online
Die Sitzung der Vollversammlung können
interessierte Bäuerinnen und Bauern seit heuer
auch live verfolgen. Darüber hinaus steht das
Video nach der Sitzung sechs Monate lang
auf lk-online zum Nachschauen bereit.
Unter diesem Link gehts direkt
zur Aufzeichnung: https://ooe.lko.at/vollversammlung-zum-nachschauen+2400++4119708