Lebensversicherung der Kitze - Kolostrum das gelbe Gold

Kolostrum, auch Biestmilch genannt, ist die erste Milch, die eine Ziege nach der Geburt produziert. Sie unterscheide sich deutlich von normaler Milch: Kolostrum ist reich an Energie, Eiweiß und vor allem an Immunglobulinen, die die Grundlage für die Immunabwehr der neugeborenen Kitze bilden.
Da der Antikörpertransfer über die Plazenta bei Wiederkäuern nur minimal ist, kommen Kitze nahezu ohne Immunschutz der Welt - ihre erste und wichtigste "Lebensversicherung" ist daher das Kolostrum.

Kolostrum versorgt das neugeborene Kitz nicht nur mit Energie, sondern vor allem mit Antikörpern und Enzymen. Diese Substanzen schützen das Kitz vor Infektionen in der sensiblen ersten Lebensphase und fördern den Aufbau eines stabilen Immunsystems. Wird Kolostrum zu spät oder in unzureichender Qualität aufgenommen, steigt das Risiko für Durchfallerkrankungen, Lungenentzündungen und hohe Verlustraten deutliche an.

Das Kolostrum der Mutterziege enthält stallspezifische Antikörper, die vor Infektionen in den ersten Lebenswochen schützen. Außerdem enthält es Vitamine, Mineralstoffe sowie sogenannte bioaktive Wirkstoffe wie Hormone, Enzyme, Wachstumsfaktoren und mütterliche Immunzellen. Diese fördern die Entwicklung eines leistungsfähigen Immunsystems und beeinflussen langfristig die Krankheitsanfälligkeit im späteren Leben.

Eine französische Studie zeigte: Wenn in den ersten sechs Stunden nicht genügend Kolostrum aufgenommen wird, verdoppelt sich das Sterberisiko der Kitze.

Die Kolostrumgabe ist der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Jungtieraufzucht - vorausgesetzt, man beachtet die "3-Q-Regel"

Qualität - Quantität - Quickly

Das bedeutet: schnellmögliche Aufnahme einer ausreichenden Menge an hochwertigem Kolostrum.

Die Qualität des Kolostrums wird in erster Linie über den Gehalt an Immunglobulinen bestimmt. Ein einfaches Hilfsmittel zur Beurteilung ist das Brix-Refraktometer. Es misst den Gehalt gelöster Feststoffe, der eng mit dem Immunglobulin-Gehalt korreliert. 

• Gute Kolostrumproben zeigen Brix-Werte von 22% oder mehr.
• Liegt der Wert unter 18%, enthält das Kolostrum zu wenig Antikörper und ist für die Erstfütterung nicht geeignet. 

Bei wiederkehrenden Problemen mit Pasteurellen oder Clostridien kann es sinnvoll sein, 4-6 Wochen vor der Geburt eine Mutterschutzimpfung durchzuführen. Dadurch steigt der Antikörpergehalt im Kolostrum und die Kitze erhalten einen besseren Schutz. 

Eine Trockenstehzeit von 6 - 8 Wochen ist einzuhalten, da nur so hochwertiges Kolostrum gebildet werden kann. Auch das Alter des Muttertieres kann einen Einfluss auf die Qualität haben. Zudem beeinflusst eine bedarfsgerechte Fütterung nicht nur das Geburtsgewicht und die Vitalität der Kitze, sondern auch die Kolostrumbildung positiv.

Der Kolostrumbedarf für eine ausreichende Energie- und Antikörperversorgung liegt bei:

• 50 - 100 ml/kg Körpergewicht in den ersten sechs Lebensstunden
• 200 - 250 ml/kg Körpergewicht innerhalb der ersten 24 Stunden

Nach der Geburt fällt die Immunglobulinkonzentration des Kolostrum rasch ab.

Eine französische Studie zeigte:
Über 85% der in den ersten zwölf Stunden nach der Geburt produzierten Immunglobuline finden sich im ersten Gemelk und im Gemelk sechs Stunden nach der Geburt.
Neun Stunden nach der Geburt hat sich der Gehalt bereits halbiert, nach 24 Stunden ist er nur noch geringfügig vorhanden.

Gleichzeitig verändert sich beim Kitz die Darmschleimhaut:
Nach etwa 24 Stunden ist die Darmschranke geschlossen, und ein Antikörpertransfer ist nicht mehr möglich.

Ein guter Start ins Leben beginnt mit der rechtzeitigen, ausreichenden und hochwertigen Kolostrumbeigabe.
Nur wenn alle drei Qs - Qualität, Quantität, Quickly - beachtet werden, kann das Kitz optimal mit Antikörpern versorgt werden und ein starkes Immunsystem entwickeln.
So wird die Basis für gesunde, widerstandsfähige und leistungsfähige Tiere gelegt.