Kommentar: Fragwürdiger Erfolg
Die Schäden durch den Biber in der Land- und Forstwirtschaft
haben über die Jahre in Oberösterreich massiv zugenommen.
Nach langem Drängen der Bauernvertretung
hat der politisch zuständige Naturschutzreferent Manfred
Haimbuchner nun endlich den Entwurf einer Biberverordnung
vorgelegt. Im Zuge einer Pressekonferenz wurde der
Wiederaufbau einer Population von 2.500 Bibern von diesem
als großer Erfolg für den Naturschutz abgefeiert. Mit der
massiv gestiegenen Population ist der Biber aber für viele
Bäuerinnen und Bauern auch zu einem massiven Problem
geworden. Dieser Erfolg ist daher mehr als fragwürdig. Als
Landwirtschaftskammer haben wir die Probleme immer wieder
aufgezeigt und konkrete Forderungen sowie Vorschläge
eingebracht, zuletzt mit einer von der Vollversammlung im
Juni einstimmig beschlossenen Resolution an den Naturschutzreferenten.
Wie wir finden durchaus zu recht. Der Naturschutzreferent
kann das offensichtlich nicht verstehen.
Er hat die Landwirtschaftskammer im Zuge der Pressekonferenz
dafür kritisiert, dass sie dieses Thema zu einer „Speerspitze
der Kammerarbeit“ gemacht hat und uns gleichzeitig
ein „Sensibilitätsproblem“ unterstellt. Ja, wir sind gegenüber
bäuerlichen Anliegen und Problemen sehr sensibel und wir
bleiben das bei diesem Thema auch weiterhin. Insbesondere
auch deshalb, weil die Entnahme von Bibern nur als „Ultima
Ratio“ − also als allerletzte Option angekündigt wurde. Eingriffe
beim Biber sollen daher nur dann erfolgen, wenn z.B.
Einzelbaum- und Flächenschutzmaßnahmen erfolglos bleiben.
Viele Detailfragen zur praktischen Umsetzung bleiben
vorerst noch offen. Die vorgeschlagene Entnahme von maximal
158 Bibern dürfte nicht reichen, um die Gesamtpopulation
in Oberösterreich in den Griff zu bekommen. Vielmehr
brauchen wir eine Entnahme des gesamten jährlichen Zuwachses,
um zusätzliche Schäden zu vermeiden. Sonst werden
diese weiterhin stark ansteigen. Oberösterreich und Niederösterreich
stellen das Kerngebiet des Biberbestandes dar.
Während Niederösterreich schon seit 2019 eine Entnahmeregelung
hat, wurde in OÖ erst jetzt reagiert. Damit ist viel
wertvolle Zeit für eine Begrenzung des Problems verstrichen.
Im Interesse unserer Mitglieder werden wir uns als LK weiterhin
konstruktiv in den Umsetzungsprozess einbringen und
die fachliche Zusammenarbeit mit der Naturschutzabteilung
des Landes weiter aktiv suchen.