Höhle ist nicht gleich Höhle
Geht man aufmerksam durch den Wald, kann man verschiedenste Baumhöhlen, die sich in Größe, Form, Entwicklung und auch in der Nutzung unterscheiden, entdecken. Solche Höhlen sind wahre Biodiversitäts-Hot-Spots. Deshalb sollten Bäume mit Höhlen unbedingt im Wald erhalten bleiben, sofern sie keine Gefahr für Erholungssuchende darstellen. Gleichzeitig sind diese Bäume auch das künftige Totholz, das wiederum zur Heimat einer Vielzahl an Pflanzen und Lebewesen wird. Zu guter Letzt, in späteren Phasen, ist dieses Totholz auch ein wirksamer Wasserspeicher sowie ein wertvoller Hilfsstoff für den Bodenaufbau und die Bodenverbesserung.
Asthöhlen
Bricht ein Ast durch Sturm oder andere mechanische Einflüsse ab, will der Baum die Wunde durch Überwallung schließen. Jedoch ist das nicht immer von Erfolg gekrönt. Dadurch können Asthöhlen entstehen, die sehr variantenreich sind und so von unterschiedlichen Tieren bewohnt werden können.
Bruthöhlen
Die meisten Bruthöhlen werden von Spechten angelegt. In österreichischen Wäldern sind zehn Spechtarten zu finden. Die bekanntesten davon sind der Schwarz- und der Grünspecht. Auch vom Buntspecht ist öfter zu hören bzw. zu sehen, er ist die Werbeikone für das Projekt "Wir schauen auf unsere Wälder". Bei diesem Projekt erhalten Waldbesitzer und Waldbesitzinnen eine kostenlose Biodiversitätsberatung. Weitere Spechtarten sind: Grau-, Klein-, Weißrücken-, Mittel-, Dreizehen- und Blutspecht sowie auch der Wendehals. Je nach Spechtart kann die Bruthöhle, die sich immer unter dem Einflugloch befindet, bis zu 60 cm lang werden. Bis die Spechthöhle fertig ist, kann es bis zu neun Wochen dauern. Gerade die großen Bruthöhlen des Schwarzspechtes bieten nach dessen Auszug auch Wohnraum für größere Tiere wie z.B. verschiedene Eulenarten oder auch den Gänsesäger. In kleineren Höhlen fühlen sich auch Bilche oder Fledermäuse wohl. Insekten finden immer ihren Platz, gerade auch Hornissen.
Spechtflöte
Eine spezielle Ausprägung ist die Spechtflöte, auch Höhlenetage genannt. Das sind mindestens drei Spechtbruthöhlen in einer mehr oder weniger vertikalen Linie entlang des Baumstammes mit maximal 2 m Abstand zwischen den Höhlen. Gerade Schwarzspechte legen öfters voneinander getrennte Schlaf- und Bruthöhlen an. Verwechslungsgefahr besteht oft mit Fraßlöchern von Spechten: Diese sind jedoch konisch geformt und die Öffnung ist größer als der Innenraum.
Stammhöhlen
Stammhöhlen entstehen meist durch Stammbruch. Hier unterscheidet man Höhlen mit Bodenkontakt, z.B. Stammfußhöhlen, und Höhlen ohne Bodenkontakt, ob sie vor äußeren klimatischen Einflüssen geschützt sind oder nicht. Zusätzliches Unterscheidungsmerkmal ist das Vorhandensein von Mulm.
Mulmhöhlen
Wenn sich totes Holz zersetzt, spricht man nicht mehr von Holz, sondern von Mulm, der aus Holzspänen und Kot der Totholzinsekten besteht. Aus Baumhöhlen können mit Hilfe von Insekten, Bakterien und Pilzen solche Mulmhöhlen entstehen, diese bilden einen ganz speziellen Mikrostandort.
Dendrotelme
Dendrotelme sind topfförmige Wölbungen, die sich bei Niederschlag mit Wasser füllen und anschließend wieder austrocknen können - also wassergefüllte Baumhöhlungen. In Europa gibt es nur rund acht Arten, die vom Vorhandensein solcher Dendrotelmen als Lebensraum abhängig sind. Aber auch Amphibien nutzen diese Wasserstellen gerne, um sich vor Austrocknung zu schützen.
Projekt-Werbeikone Buntspecht
Die Informationen zum Projekt "Wir schauen auf unsere Wälder" sowie zur Biodiversität im Wald findet man unter www.waldgeschichten.com.