Grünland beurteilen und sinnvolle Maßnahmen setzen
Fällt die Ernte im Bezug auf Menge oder Qualität schlecht aus, so kann dies verschiedenste Gründe haben. Für
das Durchführen von grünlandverbessernden Schritten geben die einzelnen Bestandespartner im Grünland und etwaige Lücken im Bestand Auskunft. Bei Grünlandbegehungen im Pinzgau und Lungau schauten die Mitglieder des Arbeitskreises Milchproduktion aus diesem Grund genauer hin.
Düngung und Nachsaat sind essenziell
Um Grünlandbesände wieder auf Vordermann zu bringen, sind die Düngung und die Nachsaat entscheidende
Werkzeuge. Doch bevor man damit beginnt, bedarf es
der Bestimmung und Quantifizierung der im Bestand vorkommenden Pflanzenarten. Eines wurde bei den Begehungen
schnell klar – die Trockenheit der vergangenen Monate und Jahre sorgt für ungewollte Veränderungen auf vielen Grünlandflächen. Rasenbildende Flachwurzler wie die Wiesenrispe oder das Englische Raygras können dem Wassermangel oftmals nicht standhalten und fallen aus. Oder sie sorgen augenscheinlich für einen alten und überständigen Bestand, da sie in die Notreife gehen, um möglichst rasch Samen für den Fortbestand der eigenen Art zu produzieren. Neben den Einbußen an Erntemenge sinkt demnach auch schnell der Qualitätsertrag auf solchen Flächen.
Lücken bleiben nicht lange offen
Die entstandenen Lücken werden besonders durch Tiefwurzler und Pflanzen mit schnellwüchsigen Kriechtrieben genützt. Hierbei treten vor allem die Wirtschaftskräuter (guter Futterwert, hohe Schmackhaftigkeit, guter Ertrag
– bis zu gewissem Anteil) Bärenklau und Löwenzahn, aber besonders auch Unkräuter (niedriger Futterwert, giftig,
schlechter Ertrag) wie der Stumpfblättrige Ampfer zum Vorschein. Zur Eindämmung der Doldenblütler wie dem
Bärenklau kann Walzen bei günstigen Bodenverhältnissen (nicht zu trocken, nicht zu feucht) einen Erfolg bringen. Was die genannten Pflanzen vereint, ist das mehr oder weniger tief reichende Wurzelwerk. Darüber hinaus bilden
sie eine Vielzahl an Samen aus. Diese Strategie zur Vermehrung und weiteren Ausbreitung gilt es, bei vermehrtem
Auftreten der Pflanzenarten durch Nutzung vor der Blüte rasch zu unterbinden.
Dauerbrenner Ampfer
Ampfersamen sind bereits rund eine Woche nach der Blüte keimfähig und die Keimfähigkeit bleibt über Jahrzehnte erhalten. Zudem können die Samen teilweise unbeschadet den Pansen und Darmtrakt von Rindern passieren, sodass auch eine Verbreitung über den eigenen Wirtschaftsdünger möglich ist. Eine fachgerechte Kompostierung von Stallmist bewirkt eine rasche Reduktion der Keimfähigkeit innerhalb von drei bis vier Wochen. Versuche zeigen auch bei der Vergärung von Nass- und Anwelksilagen eine rasche Abnahme der Keimfähigkeit. Nach acht Wochen sinkt hier die Keimfähigkeit gegen 0%. Bei massivem Ampferbesatz ist eine mechanische Bekämpfung durch Ausstechen
(10 bis 15 cm der Wurzel) nicht mehr zu bewerkstelligen. Ein Absterben der Ampferpflanzen durch häufigen Schnitt ist nicht zu erwarten. Jedoch werden die Pflanzen geschwächt, bleiben kleiner und rasenbildende Gräser (sofern im Bestand vorhanden) können durch die geringere Überschirmung durch die kleinen Ampferpflanzen gute Konkurrenzarbeit leisten. Weiters ist eine flächige Behandlung durch den Einsatz selektiver chemischer Pflanzenschutzmittel bei konventionell geführten Betrieben möglich. Verzichtsbetriebe können hier mit Abstreifgeräten wie dem Rotowiper und dem Einsatz selektiver Pflanzenschutzmittel (Leguminosen und Gräser bleiben meist unberührt) gute Erfolge erzielen.
Gundelrebe als rascher Lückenfüller
Als unliebsame Pflanze im Gartenrasen bekannt, wird die Gundelrebe (Gundermann) aufgrund der Witterungsverhältnisse in den letzten Jahren auch im Grünland häufiger zum Problem. Sie besitzt die Fähigkeit,
mit wenig Wasser auszukommen und Lücken im Bestand rasch zu schließen. Die Gundelrebe bleibt dabei unterhalb der Schnitthöhe und kann sich daher besonders gut behaupten. Bei massivem Auftreten können mehrere Quadratmeter große "Teppiche" entstehen. Ein aggressiv eingestellter Striegel stellt in diesem Fall die beste Bekämpfungsmethode dar. Bei zu trockenen Verhältnissen kann eine harte Bodenkruste, wie auch bei der Bekämpfung der Gemeinen Rispe, zu verminderten Erfolgschancen führen, da die Pflanzen nur schwer ausgerissen werden können.
Nährstoffgehalte und pH-Wert checken
Neben der Trockenheit kann auch eine unangepasste Nutzung oder mangelndes Düngemanagement an lückigen oder entarteten Grünlandbeständen schuld sein. Ertragreiche Bestände benötigen in der Regel rund 50 kg Stickstoff je
Aufwuchs. Auf Betrieben mit mittleren bis niedrigen GVE-Besatzdichten ist demnach eine abgestufte Bewirtschaftung
unbedingt empfehlenswert. Darüber hinaus gibt eine Grunduntersuchung des Bodens erste Aufschlüsse über den Versorgungsgrad an Phosphor, Kalium und Magnesium. Auch der pH-Wert ist ein wichtiger Parameter für das Pflanzenwachstum. Besonders bei niedrigen pH-Werten in Richtung fünf kann es problematisch werden. Die Keimfähigkeit einer Nachsaat sinkt, das Bodenleben wird geringer und pflanzenessenzielle Nährstoffe werden fixiert und sind nicht mehr pflanzenverfügbar. Eine Kalkung mit 1,5 bis 2 t Kohlensaurem Kalk (bevorzugt magnesiumreduziert bei hohen Magnesiumwerten im Boden) je Hektar sorgt für eine Stabilisierung bzw. Anhebung des pH-Wertes. Eine zweite Gabe innerhalb weniger Jahre kann notwendig sein.
Nachsaat für Top-Bestände notwendig
Sofern offener Boden mit möglichst geringem Unkrautbesatz und eine ausreichende Nährstoffversorgung gewährleistet werden können, ist eine regelmäßige Nachsaat für Top-Grünlandbestände notwendig. Grundsätzlich ist eine Nachsaat während der gesamten schnee- und frostfreien Vegetationsperiode möglich, sofern ausreichend Niederschlag angesagt wird. Für eine Etablierung der Nachsaat sollte das aber in der ersten Septemberhälfte passieren. Eine erfolgversprechende Nachsaat erfordert das Herausstriegeln von Moos, Gemeiner Rispe und Pflanzenresten etc. zur Öffnung der Grasnarbe. Keimlinge können sich in einem Bestand nur behaupten, wenn ausreichend Platz und Licht vorhanden ist. Je nach Lückigkeit werden 15 bis 20 kg einer standort- und nutzungsangepassten Nachsaatmischung verwendet. Das Anwalzen des Saatgutes ist wichtig, um die Wasserversorgung und den Bodenschluss der Samen bestmöglich zu gewährleisten. Das Anwalzen erfolgt am besten in einem eigenen Arbeitsgang mit der Aussaat mittels einer Profilwalze (Güttler-, Cambridge-, Prismenwalze). Nach dem Auflaufen der
Einsaat ist im Frühjahr häufig ein Schröpfschnitt vorteilhaft, um rasch auflaufende unerwünschte Arten zu unterdrücken und der Nachsaat ausreichend Licht zu geben. Die Arbeitsfolge einer Nachsaat, egal zu welcher Jahreszeit, ist stets die gleiche – Striegeln – Nachsaat – Walzen – Schröpfschnitt.
Trockenheitstolerante Arten einsäen
Für klimafitte Grünlandbestände braucht es Pflanzenarten im Bestand, die mit niederschlagsarmen Perioden gut umgehen können, um die Ertragsmenge über ausgewählte Flächen, zumindest zum Teil, abzusichern. Beim Knaulgras und dem Rotklee zum Beispiel handelt es sich um bekannte Arten im Wirtschaftsgrünland, die tiefer wurzeln und somit Wasserreserven aus tieferen Bodenschichten bei Trockenheit nutzen können. Man beachte, dass das Knaulgras und der Rotklee nicht öfter als viermal genutzt werden sollen.
Arbeitskreis Milch
DIE FACHGERECHTE
BEWIRTSCHAFTUNG des
Grünlandes ist und bleibt bei den
Arbeitskreisbetrieben ein gefragtes
Thema. Der Arbeitskreis organisiert
die verschiedensten Themen
rund um die Milchproduktion je nach
den Wünschen der Mitglieder. Bei
Interesse an einer Mitgliedschaft
kann man sich an Ignaz Lintschinger,
Sandra Pfuner, Gerhard Lindner, Tel.
0662/870571264 oder E-Mail ignaz.
lintschinger@lk-salzburg.at wenden.