Futtermittel untersuchen lassen - Jedes Grundfutter sollte analysiert werden
Vorbild Schweine
Futterprobenziehung
Basis für eine sinnvolle Untersuchung von Grundfutter ist eine fachlich korrekte Futterprobenziehung. Die Landwirtschaftskammer OÖ bietet seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Landesverband für Leistungsprüfungen OÖ. (LfL OÖ.) ein kostengünstiges Service zur Futterprobenziehung an. Elf geschulte Mitarbeiter ziehen in ganz Oberösterreich Grundfutterproben mit einem Bohrstock aus Heustöcken, Fahrsilos und Rundballen.
Dabei wird besonders darauf geachtet, dass eine repräsentative Probe des zu beprobenden Schnittes gezogen wird. Möglichst alle Futterschichten müssen durch den Einstich erfasst werden. Auch geschlossene Fahrsilos oder Rundballen können beprobt werden. Bei Rundballen müssen 2-3 Ballen je Schnitt beprobt werden.Die Bohrlöcher werden mit einem Klebeband wieder luftdicht verschlossen.
Bei der Beprobung sollte folgendes beachtet werden:
- Jeden Schnitt separat beproben; zumindest aber den 1. Schnitt nicht mit Folgeschnitten vermischen.
- Proben nicht von der Anschnittfläche nehmen, Silage muss angestochen werden.
- Probemenge sollte etwa 1 kg ausmachen.
- Probe luftdicht verpacken und rasch ins Labor transportieren.
- Aufgeschnittene Silofolie bei Fahrsilo oder Rundballen sorgfältig verschließen. Einfüllen von Getreide, Viehsalz oder anderen Futtermitteln in das Bohrloch ist nicht notwendig.
Die Probenziehung erfolgt innerhalb von 10 Werktagen nach der Beauftragung durch einen Fütterungsberater oder Arbeitskreisleiter der LK OÖ. Bei der Beauftragung wird üblicherweise bereits der Analysenumfang, der für die Berechnung der Ration sinnvoll ist, mit dem Betriebsleiter vereinbart und im Probenbegleitschein eingetragen. Die Probenziehung kostet € 33,60 für die erste Probe und € 16,80 für jede weitere Probe bei derselben Anfahrt. Dieser Beitrag ist nicht kostendeckend, die Landwirtschaftskammer zahlt den fehlenden Restbetrag in gleicher Höhe dazu.
Futteranalyse
Eine Analyse dauert je nach beauftragtem Analysenumfang durchschnittlich eine Woche. Werden neben den Nährstoffen auch die Mineralstoffe, Gärqualität oder eine mikrobiologische Untersuchung gewünscht, verlängert sich der Zeitraum um einige Tage. Eine Übersicht über die möglichen Untersuchungen und deren Kosten können auf der Homepage des Labors unter www.futtermittellabor.at heruntergeladen werden.
Analysemethoden
Die klassische Analysenmethode für jeden einzelnen Rohnährstoff ist die sogenannte „nasschemische Analyse“. Sie ist ein seit über hundert Jahren standardisiertes und weltweit angewendetes Verfahren. Durch die Standardisierung wird gewährleistet, dass in jedem Labor Futtermittel nach den gleichen Methoden untersucht werden. Die Ergebnisse sind daher auch aus verschiedenen Laboren vergleichbar, wiederholbar und sehr sicher. Der Nachteil dieser Methode ist aber der hohe Zeitaufwand und ein relativ hoher Verbrauch an Chemikalien. Die Methoden bleiben aber als „Goldstandard“ weiter in Verwendung. Sie dienen als Basis für die Entwicklung neuer, schnellerer und günstiger Verfahren. So wurde auch in Rosenau vor einigen Jahren auf die NIRS-Methode (Nah-Infra-Rot-Spektroskopie) gewechselt, die mittlerweile sehr gute und verlässliche Ergebnisse bringt.
Sinnvoller Analyseumfang
Tabelle 1: Analyseumfang von Futterproben
Futtermittel | Nährstoffe | Mineralstoffe | Gärqualität | Mikrobiologie |
Grassilage | 1 | 1 | 2 | |
Maissilage | 1 | 2 | 2 | |
Heu | 1 | 1 | 2 | |
Getreide | 1 | 2 | 2 | |
1= unbedingt zu beauftragen | ||||
2= zur Analyse empfohlen |
In Tabelle 1 wird eine Übersicht gegeben, welche Analysen bei welchen Futtersorten sinnvoll sind. Bei speziellen Problemstellungen kann es natürlich erforderlich sein, zusätzliche Parameter betrachten zu lassen.
Grundsätzlich sollten bei Heu und Grassilagen die Nährstoffe (erweiterte Weender Analyse mit den Gerüstsubstanzen) und Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente) immer untersucht werden. Bei Maissilagen kann eventuell auf die Mineralstoffe verzichtet werden, weil die Gehalte üblicherweise nicht so stark schwanken. Bei Heu ist eine Bestimmung der Bakterien, Schimmelpilze und Hefen sehr sinnvoll (Mikrobiologie), bei Getreide kann bei Problemfällen auch die Analyse von Schimmelpilzgiften wie DON und ZEA angeraten werden. Dies ist im Anlassfall mit dem Fütterungsberater bzw. Tierarzt abzuklären.
Interpretation der Ergebnisse
Der Untersuchungsbefund wird per Email und Post zugestellt. Eine Beurteilung der vielen Werte fällt aber vielen Betriebsleitern schwer. Die wichtigsten Untersuchungsparameter sollten jedoch jedem Tierhalter bekannt und die Sollbereiche bewusst sein. Eine ausführliche Unterlage mit allen wesentlichen Untersuchungswerten und optimalen Bereichen kann auf der Homepage der Landwirtschaftskammer OÖ. unter https://ooe.lko.at/fachinformation-f%C3%BCr-rinderhalter+2500+2887094 heruntergeladen werden.
Folgende Werte sollten bei Grassilagen erfüllt werden:
- Trockenmasse: zwischen 300 und 400 g/kg Futtermittel
- Rohprotein: mindesten 145 g/kg TM
- Rohfaser: 220 – 260 g/kg TM
- Energie: über 6,00 MJ NEL bzw. 10,00 MJ ME
Maissilagen sollten über 6,60 MJ NEL bzw. 10,90 MJ ME erreichen und mindesten 320 Gramm Stärke je kg Trockenmasse aufweisen. Generell sollte nicht zu trocken siliert werden, weil die Gefahr von Nacherwärmungen bei der Entnahme besonders bei Fahrsilos stark ansteigt. Grassilagen für Schafe und Ziegen werden oft sehr trocken siliert. Sie werden zwar etwas lieber gefressen, dennoch finden sich in der Praxis auch bei Rundballensilagen erwärmte, offene Ballen, wenn sie nicht innerhalb von zwei Tagen verfüttert werden können.
Tabelle 2: Sollbereiche für Inhaltsstoffe von Futtermitteln je kg TM
Parameter | Einheit | Grassilage, 1. Schnitt | Maissilage | Belüftungsheu, 1. Schnitt |
Trockenmasse | g | 300 - 400 | 320 - 380 | > 870 |
Rohprotein | g | > 145 | > 65 | > 120 |
Rohfaser | g | 220 - 260 | 170 - 200 | 230 - 270 |
NDF | g | 410 - 490 | 350 - 410 | 430 - 500 |
Zucker | g | > 25 | - | 120 - 250 |
Stärke | g | - | > 320 | - |
Energie | MJ NEL | > 6,1 | > 6,6 | > 5,9 |
Energie | MJ ME | > 10,2 | > 10,9 | > 10,0 |
Kalzium | g | > 6,0 | > 1,5 | > 6,0 |
Phosphor | g | 3,0 - 4,0 | 1,5 - 2,5 | > 2,5 - 4,0 |
Eisen | mg | < 600 | < 90 | < 600 |
Der Vorteil von trockenen Silagen liegt besonders im niedrigeren Gehalt an Buttersäure durch die geringere Verschmutzung. Geringe Verschmutzung ist auch eine wichtige Vorbeugemaßnahme gegen Listeriose, da sich Listerien besonders in erdig verschmutzten nassen Silagen vermehren können. Verschmutzung kann am Rohaschegehalt und treffsicherer am Eisengehalt erkannt werden. Die Rohasche sollte unter 100 g/kg TM, der Eisengehalt unter 600 mg/kg TM liegen. Dennoch müssen auch trockene Silagen kühl bleiben!
Auf der Rückseite der Befunde des Futtermittellabors Rosenau sind ebenfalls die wichtigsten Sollwerte dargestellt. Sie bieten eine gute Orientierung zur Bewertung der erreichten Qualität. Es wird zwischen dem 1. Schnitt und den Folgeschnitten unterschieden, da sich diese wesentlich unterscheiden und daher auch – wie bereits erwähnt – getrennt beprobt und analysiert werden müssen.
Rationen berechnen
Die Analysedaten sind die ideale Voraussetzung für die Berechnung einer leistungsangepassten Ration. Auch wenn die Kraftfuttermengen bei Schafen und Ziegen vermeintlich nicht so hoch sind, macht es einen Unterschied, ob 0,6 oder 1,2 kg Kraftfutter eingesetzt werden müssen, um eine bestimmte Leistung zu erhalten. Besonders wichtig ist natürlich die Auswahl des richtigen Rohproteingehaltes der Kraftfuttermischung, egal ob selbst erzeugt oder zugekauft. Gerade dieser Inhaltsstoff kann aber nur durch Analytik erfasst werden, bei optischer Beurteilung liegt man hier teils weit daneben.
Leistungskontrolle
Ideal ist es, wenn bei Milchschafen und -ziegen auf Daten der Milchleistungskontrolle zurückgegriffen werden kann. Die Milchinhaltsstoffe ermöglichen neben der Milchmenge eine optimale Kontrolle der Fütterung. Die Kontrollkosten stehen in keinem Verhältnis zum Informationsgewinn! Bei Teilnahme am Qualitätsprogramm „QS-Schaf/Ziege“ werden die Kontrollkosten aus Mitteln der ländlichen Entwicklung zum Großteil gefördert.