Die richtige Schafrasse
Grundsatzfragen
- Milch- oder Lämmerproduktion - Haltung zur Landschaftspflege?
- Direktvermarktung oder Marktlieferung?
- Lage sowie Flächen- und Zeitausstattung des Betriebes?
Milchproduktion
Steht der Betriebszweig Milchproduktion mit Mittelpunkt, engt sich das mögliche Rassenspektrum auf Rassen mit besonders guter Milchleistung bzw. entsprechenden Inhaltsstoffen ein:
- Ostfriesisches Milchschaf: ausgezeichnete Fruchtbarkeit (180-210%) mit saisonalem Brunstzyklus und hohe Milchleistung)
-
Lacaune: in der Reinzucht auch gute Lämmerqualitäten möglich; gute Milchleistung mit hohen Inhaltsstoffen; lange Brunstsaison)
Es gibt weitere Rassen wie z.B. das Krainer Steinschaf, das als "Zweinutzungsrasse" auch über eine gute Milchleistung verfügt.
Lämmerproduktion
Wenn als Hauptziel die Lämmerproduktion angestrebt wird, ist abzuklären in welcher Form die Vermarktung der Lämmer erfolgen soll: Wird der Weg in Richtung Direktvermarktung eingeschlagen, stehen viele verschiedene Rassen zur Auswahl. Sollte die Vermarktung über Organisationen, Händler, etc. erfolgen gilt es abzuklären, welche Anforderungen an den Schlachtkörper (Gewicht, Alter, Rasse) seitens der Abnehmer gestellt werden, um optimale Verkaufserlöse erzielen zu können.
Grundsätzlich gibt in der Lämmerproduktion zwei wichtige Parameter:
Einerseits ist es die Anzahl der geborenen bzw. vermarkteten Lämmer – andererseits ist die Schlachtkörperqualität des Tieres für die Preisbildung wichtig.
Einerseits ist es die Anzahl der geborenen bzw. vermarkteten Lämmer – andererseits ist die Schlachtkörperqualität des Tieres für die Preisbildung wichtig.
1. Einsatz einer asaisonalen Muttergrundlage - Einkreuzen mit Fleischrassen
Der Einsatz asaisonaler Muttertiere (Fruchtbarkeiten rund um 200%) bringt eine entsprechend hohe Anzahl an geborenen/aufgezogenen Lämmern, durch das Einkreuzen mit Fleischrassen wird die Vollfleischigkeit der Lämmer gesteigert – zusätzlich bringt der Heterosiseffekt eine Leistungssteigerung (die beobachtete Leistung der ersten Filialgeneration (F1) ist höher ist als die durchschnittliche Leistung dieser Eigenschaft bei der Elterngeneration) gesteigert werden.
Am häufigsten eingesetzte Muttergrundlagen:
Häufigste Kreuzungspartner (männlich):
Am häufigsten eingesetzte Muttergrundlagen:
- Merinolandschaf: asaisonal, mittelgroß, feine weiße Wolle, keilförmiger Kopf mit leicht abstehenden Ohren, gute Fruchtbarkeit, überwiegend in Gunstlagen im Einsatz (Koppelschafhaltung), gute Fleischleistung
- Tiroler Bergschaf: asaisonal, großrahmig, weiße Wolle, Hängeohren, Ramsnase, gute Fruchtbarkeit und guter Mutterinstinkt, sehr trittsicher daher besonders alptauglich
- Jura: asaisonal, mittelrahmig, Farbschläge braun oder schwarz, frühreif, gute Fruchtbarkeit, Eignung für Weide- und Almhaltung
Häufigste Kreuzungspartner (männlich):
- Suffolk: tiefschwarzer unbewollter Kopf und Beine, Körper weiße Wolle, ausgezeichnete Tageszunahmen, gute Ausprägung und wertbestimmende Fleischteile
- Schwarzköpfiges Fleischschaf: Kopf und Beine dunkelbraun bis schwarz und bewollt, Körper weiße Wolle, ausgezeichnete Tageszunahmen, gute Ausprägung und wertbestimmende Fleischteile
- Texel und Berrichon du Cher: mittelgroße Fleischschafe, weiße Wolle, abstehende Ohren, sehr gute Ausprägung der wertbestimmenden Fleischteile, besonders ausgeprägte Keulenbemuskelung
- Weitere Kreuzungspartner: Dorper; Berrichon du Cher; lle de France
2. Einsatz reiner Fleischrassen
Der Einsatz von Fleischrassen männlich sowie weiblich bringt den Vorteil einer sehr guten Bemuskelung der Lämmer, überwiegend sind Fleischrassen auch gute Grundfutterverwerter. Die Saisonalität der Fleischrassen bringt den Vorteil einer komprimierten Ablammzeit – (Jänner – April), jedoch ist die Anzahl der geborenen Lämmer pro Jahr in der Regel niedriger als bei saisonalen Rassen.
Häufig eingesetzte Fleischrassen:
Häufig eingesetzte Fleischrassen:
- Suffolk : frühreif, gute Fruchtbarkeit, ausgezeichnete Fleischwüchsigkeit
- Schwarzköpfiges Fleischschaf: frühreif, gute Fruchtbarkeit mit sehr langer Brunstsaison (zum Teil bereits asaisonal), ausgezeichnete Fleischwüchsigkeit
- Texel: frühreif, gute Fruchtbarkeit mit streng saisonalem Brunstzyklus, ausgezeichnete Fleischwüchsigkeit
3. Einsatz von reinrassigen Landschafrassen
Der Vorteil im Einsatz von reinrassigen Landschafrassen liegt darin, dass die weibliche Nachzucht für Remontierungszwecke verwendet werden kann. Durch die überwiegend gute Bemuskelung sind die Lämmer auch in der organisierten Lämmervermarktung gut absetzbar.
Häufig eingesetzte Rassen:
Häufig eingesetzte Rassen:
- Merinolandschaf: asaisonal, gute Fruchtbarkeit und Säugeleistung, frohwüchsig, hohe Fleischleistung
- Shropshire: saisonal, robustes, mittelrahmiges Schaf mit guter Bemuskelung, weißer Wolle, Kopf und Beine schwarz, geeignet auch für die Graswuchspflege in Christbaumkulturen und Obstgärten
4. Einsatz von reinrassigen Bergschaf- bzw. Steinschafrassen
Der Einsatz von reinrassigen Berg- bzw. Steinschafschafrassen findet überwiegend in jenen Gebieten statt, in welchen aufgrund der Almhaltung sich andere Rassen nicht eignen. Trotz guter Fleischqualität (auch sehr geringer Verfettungsgrad) ist durch die zu geringe Vollfleischigkeit der Schlachtkörper die Vermarktung von Lämmern dieser Rassen schwierig. Das optimale Schlachtgewicht der Lämmer liegt auch höher (rd. 45 – 50 kg), weswegen es in der Vermarktung eigene Projekte braucht bzw. können diese Lämmer über die Schiene der Direktvermarktung gut abgesetzt werden.
Eine Ausnahme bei den Bergschafrassen stellt die Rasse Jura dar. Aufgrund der Mittelrahmigkeit erfüllen die Schlachtkörper in der Regel die entsprechenden Marktanforderungen, weswegen die Rasse Jura für die Lämmerproduktion gut geeignet ist.
Eine Ausnahme bei den Bergschafrassen stellt die Rasse Jura dar. Aufgrund der Mittelrahmigkeit erfüllen die Schlachtkörper in der Regel die entsprechenden Marktanforderungen, weswegen die Rasse Jura für die Lämmerproduktion gut geeignet ist.
5. Einsatz von gefährdeten Rassen
Der Einsatz von gefährdeten Rassen zur Lämmerproduktion stellt ebenfalls spezielle Ansprüche an die Form der Vermarktung. Die Haltung bzw. Zucht von gefährdeten Rassen ist grundsätzlich schon selbst ein eigener Betriebszweig (Hauptziel Generhaltung) – die genetischen Voraussetzungen der meisten gefährdeten Rassen liegen nicht primär im Musekelaufbau, es sind diese Rassen überwiegend sehr genügsam und können auf extensiven Standorten gehalten werden, weswegen diese Rassen sehr gerne auch zum Zwecke der Landschaftspflege gehalten werden. Die Lämmer erreichen ihr Schlachtgewicht in der Regel später als bei üblichen "Wirtschaftsrassen".
Die Vermarktung der Lämmer dieser Rassen ist ebenfalls trotz guter Fleischqualität an spezielle Projekte gebunden bzw. können ebenfalls über den Weg der Direktvermarktung gut abgesetzt werden, wo Kunden über die besonderen Vorzüge dieser Rassen individuell informiert werden können.
Häufig eingesetzte Rassen:
Die Vermarktung der Lämmer dieser Rassen ist ebenfalls trotz guter Fleischqualität an spezielle Projekte gebunden bzw. können ebenfalls über den Weg der Direktvermarktung gut abgesetzt werden, wo Kunden über die besonderen Vorzüge dieser Rassen individuell informiert werden können.
Häufig eingesetzte Rassen:
- Braunes Bergschaf: asaisonaler Brunstzyklus, mittelrahmig, sehr robust, sehr gute Muttereigenschaften, Farbschläge cognac- bis dunkelbraun, straffe Fessel mit geschlossener Klaue und somit besonders trittsicher (alptauglich)
- Krainer Steinschaf: asaisonaler Brunstzyklus, klein- bis mittelrahmiges Tier mit guter Milchleistung, mischwollig in 4 Farbschlägen, sehr robust
- Kärntner Brillenschaf : kräftiges, mittelgroßes, weißes Schaf mit schwarzen oder braunen Pigmenten speziell im Augen- und Ohrenbereich (Brillen), sehr robust
Landschaftspflege
Sollten die Schafe überwiegend zur Pflege der Landschaft gehalten werden, stehen grundsätzlich sehr viele Rasen zur Auswahl. Bevorzugt werden Rassen, welche robust und vor allem standortangepasst sind. Nachdem in der Regel auch Lämmer anfallen gilt es aber trotzdem abzuklären, in welcher Form die Lämmer verwertet werden: Sollten die Lämmer aufgrund der geringen Herdengröße im eigenen Haushalt verwendet werden (Eigenverbrauch) ist die Rassenfrage nicht so wichtig als wenn die Lämmer am Markt untergebracht werden sollen. Hier gilt es wieder abzuklären, welche Anforderungen meine Kunden bzw. Abnehmer an die Qualität stellen.
Häufig eingesetzte Rassen:
Häufig eingesetzte Rassen:
- Gruppe der "gefährdeten Rassen": Wegen der Robustheit und Genügsamkeit dieser Rassengruppe werden gefährdete Rassen sehr gerne im Bereich der Landschaftspflege eingesetzt
- Gruppe der Fleischschafrassen: Durch den saisonalen Brunstzyklus ist der Zeitpunkt der Ablammungen auf wenige Monate im Frühjahr beschränkt, womit eine "Arbeitsspitze" (Ablammungen) gut kalkulier- und planbar ist. Ebenfalls sind Fleisch-schafrassen überwiegend gute Grundfutterverwerter und anfallende Lämmer können ohne Probleme über viele Wege vermarktet werden.
- Gruppe der Bergschaf-/Landschafrassen: Je nach Region (Berggebiet oder Gunstlagen) werden auch Bergschafrassen bzw. Landschafrassen in der Landschaftspflege gerne eingesetzt
Weitere Faktoren
Neben dem Abklären, in welcher Form die Vermarktung der anfallenden Lämmer stattfinden soll, gibt es jedoch noch andere wichtige Faktoren zu berücksichtigen:
- Populationsgrößen: Nachdem es eine sehr, sehr große Auswahl an verschiedenen Rassen gibt, werden sehr gerne auch ganz "besondere" Rassen angeschaffen, welche oft nur in ganz geringer Population in Österreich gehalten werden. Neben dem erhöhten Aufwand in der Beschaffung der Tiere (Importabwicklung, achten auf Veterinärbestimmungen wie z.B. Scrapiefreiheit) ist dann auch der Austausch von Informationen innerhalb der Halter/Züchter dieser Rassen sehr schwierig.
- Wirtschaftlichkeit: Vor allem bei Betrieben, welche ihr Einkommen überwiegend aus der Schafhaltung erzielen wollen, gilt es genaue Kalkulationen anzustellen, um auszuloten, welche Erträge zu erwarten sind.
- Persönliche Vorlieben: Nicht zuletzt ist ein ganz wichtiger Faktor jener, welche persönlichen Vorlieben man hat. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss es "Spaß" machen mit Tieren zu arbeiten, welche gefallen bzw. deren Charaktereigenschaften gewünscht sind.