Die Nährstoffe direkt am Boden ablegen
Österreich hat sich aufgrund der NEC-Richtlinie verpflichtet, den Ausstoß verschiedener Luftschadstoffe zu verringern. Ammoniak gilt als Vorläufersubstanz von gesundheitsschädlichem Feinstaub, weshalb die Emissionen auf Basis von 2005 bis zum Jahr 2030 um 12% unter 52.500 Tonnen abgesenkt werden müssen. Ammoniak entweicht zu 94% aus der Landwirtschaft, davon speziell aus der Tierhaltung. Zu Ammoniakverlusten kommt es im Stall, am/im Wirtschaftsdüngerlager bis hin zur Ausbringung. Durch die Verbesserungen im Bereich Tierwohl mit Umstellung auf Laufstallhaltung und in Kombination mit Flüssigmistsystemen sind die Ammoniakverluste um das Dreifache je Großvieheinheit (GVE) angewachsen, weshalb die Einsparungen mittlerweile noch höher (aufgrund der Inventurdaten von 2018 bereits 18% der Emissionen des Basisjahres 2005) ausfallen müssen. Rinderställe sollen künftig so ausgestaltet werden, dass die Ausscheidungen rasch abgeleitet werden und die Oberflächen möglichst sauber bleiben. Güllelager sollen künftig abgedeckt werden, obwohl der Effekt im Verhältnis zu den Investitionskosten gering ist. Emissionsminderungen bei Zukaufsdüngern können insbesondere bei Harnstoff durch Einarbeitung in den Boden bzw. Beschränkung auf die stabilisierte Form erreicht werden.
Bei der Ausbringung mit einem Anteil von 45% an den Emissionen könnten deutliche Einsparungen bis 2030 in kürzerer Zeit und mit geringerem Aufwand erzielt werden. Die Berücksichtigung der Witterung ermöglicht Einsparungen von bis zu 60%, wobei im Durchschnitt 10% angenommen werden. Dazu zählt die Düngung bei geringer Sonneneinstrahlung, Temperaturen unter 15 °C, feuchter Witterung und Windstille. An der Entwicklung hin zu einer bodennahen bzw. streifenförmigen Gülleverteiltechnik wird allerdings kein Weg vorbeiführen.
Die NEC-Ziele sollen durch Anreize erreicht werden, um etwaige Verpflichtungen abzuwenden. Daher ist z.B. ein jährlicher Einstieg in die ÖPUL-Maßnahme "Bodennahe Gülleausbringung“ möglich. Die Kubikmeterbegrenzung wurde auf 50 m3/ha erhöht und der Prämiensatz für Gülle, die mit Schleppschuh ausgebracht wurde, liegt ab 2023 bei 1,40 Euro/m3. Sollte sich in der nächsten Zeit keine Reduktion der Ammoniakemissionen abzeichnen, steht bereits ein Verordnungsentwurf inklusive Verbot der Güllebreitverteilung auf Gunstflächen im Raum, um hohe Strafzahlungen Österreichs aus dem Agrarbudget an die EU abzuwenden. In Deutschland sind die Breitverteiler ab 2025 verboten, weshalb aktuell mit Lieferzeiten von etwa ein bis zwei Jahren für die bodennahe Gülletechnik gerechnet werden muss. Eine Investitionsförderung für bodennahe Ausbringtechnik und Gülleseparierung wird es aller Voraussicht nach geben.
Mit Schleppschu Gülle direkt in den Boden
Im Grünland bietet sich als Schleppverteiler insbesondere der Schleppschuh an. Während der normale Schleppschlauch (30% Emissionsminderung im Vergleich zur Breitverteilung) die Gülle auf der Pflanzenoberfläche ausgießt, arbeitet sich der Schleppschuh tiefer in die Grasnarbe hinein und erzielt obendrein eine höhere Stickstoffeinsparung. Im Vergleich zum Breitverteiler beträgt die Emissionsminderung im Schnitt 50%.
Außerdem kann mit dem Schleppschuhverteiler nach der Mahd sofort, aber auch ein bis zwei Wochen länger in den Bestand bis etwa 10 bis 15 cm Bestandeshöhe gegüllt werden. Der Ausbringzeitpunkt gestaltet sich etwas flexibler und die Beschattung durch die angewachsene Grasnarbe reduziert die Ausgasung zusätzlich. Mitwachsende Güllewürste entstehen bei entsprechender Verdünnung mit Wasser kaum.
Voraussetzung für einen Bodenkontakt der Güllestreifen ist ein ausgewogener Pflanzenbestand, in dem das Gemeine Rispengras unter Kontrolle gehalten wird. Güllebänder, die auf einer verfilzten Grasnarbe abgelegt werden, wachsen bei geringem Niederschlag mit dem Bestand mit. Auch die Feststoffe (Kot, Stroh) brauchen für die Umsetzung durch Bodentiere und Mikroorganismen Kontakt zum Boden.
Vorteile von Schleppschuhverteilern im Grünlan
- Beitrag zur Erreichung der Emissionsminderungsziele von Ammoniak
- 40 bis 80% mehr Ammonium-Stickstoff bleibt im Düngekreislauf im Vergleich zur Breitverteilung mit Prallteller
- Für die Düngung steht nach der Mahd ein längeres Zeitfenster zur Verfügung als mit Breitverteiler
- Kaum Futterverschmutzung insbesondere bei Verdünnung, mit Wasser 1:1
- Geringere Geruchsentwicklung durch bodennahe Gülleablage
Gülle 1:1 mit Wasser verdünnen
Dünne Gülle hat Vorteile bzgl. Hygiene und Abflussverhalten von den Pflanzen. Mittel der Wahl zur Verbesserung der Konsistenz und Fließfähigkeit von Rindergülle ist nach wie vor die 1:1-Verdünnung mit Wasser, die einen zusätzlichen Ansatzpunkt für die Vermeidung von Ammoniakverlusten (Emissionsminderung 20%) darstellt. Durch die Verdünnung mit Wasser wird die Gülle besser vom Boden aufgenommen, womit das Ammonium sozusagen "emissionsstabil“ im Boden verbleibt. Wichtig ist, besonders die Sommergülle ordentlich mit Wasser zu verdünnen. Ein Verdünnungsgrad über 1:2 ist nicht zu empfehlen.
Die Gülleseparierung (20% Emissionsminderung) kann wirtschaftlich interessant sein. Das Festsubstrat aus der Separierung kann bis zu einer allfälligen anderslautenden Regelung auf EU-Ebene als Einstreu(zusatz) verwendet werden. Ausgenommen ist die Einstreu des Separates bei allen Milchtieren auf Betrieben, die Milch gemäß Heumilchregulativ vermarkten. Jedenfalls soll bei Euterproblemen auf die Verwendung des Festseparates als Einstreu verzichtet werden. Besonders bei überbetrieblichem Einsatz von Separatoren, aber auch bei Eigenmechanisierung ist auf die Reinigung des Gerätes bzw. Entsorgung der Düngerreste des Vorbetriebs zu achten. Ab 2023 sollen bis 20 m3 je Rinder-GVE und Jahr gefördert werden.
Güllezusätze werden an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein bei Einreichung durch den Hersteller untersucht, darunter interessante Präparate wie Molke. Eine abschließende Bewertung von Güllezusatzstoffen kann noch nicht getroffen werden. Manche Zusätze können den Ammoniakverlust sogar erhöhen, obwohl sie den Geruch oder die Fließfähigkeit verbessern, und umgekehrt.Kleinere Ausführungen erhältlich
Ein Kritikpunkt an Güllefässern mit Schleppverteilern betrifft das Gewicht. Mit zunehmender Radlast können tiefer in den Boden reichende Schadverdichtungen entstehen. Das Risiko kann durch Maßnahmen wie etwa zu feuchte Böden nicht zu befahren, voluminöse und richtig dimensionierte Niederdruckreifen, Abstimmung von Feld-Reifendruck und Straßendruck minimiert werden. Mittlerweile gibt es auch ein Angebot an kleinen Fässern mit schmäleren Schleppverteilern.
Düngefachabend am Do, 7.April
Bei der Veranstaltung "Bodennahe Gülleausbringung - was bringt‘s wirklich?“ des Maschinenrings werden die Vorteile und Grenzen der bodennahen Gülleausbringung beleuchtet. Bei einer Praxisvorführung können dann die verschiedenen Techniken live verglichen werden.
Datum und Ort:
- Do, 7. April ab 17 Uhr
- Treffpunkt: Gutsverwaltung Schüttgut, Kaprunerstraße 19, 5700 Zell am See