Die Bäuerin: Brauchtum: Dankbarkeit für die Vielfalt der Natur
Fünf engagierte Bäuerinnen aus
dem Bezirk Kirchdorf teilen ihre
persönlichen Gedanken und Erfahrungen
rund um das traditionelle
Erntedankfest
Angelika Pichelsberger aus Nußbach
Für Angelika ist Erntedank eine
Erinnerung daran, auch im Alltag
achtsam und dankbar zu
sein. „Dankbarkeit hilft uns,
auch kleine Dinge zu schätzen
– wer dankbar ist, ist glücklich“,
sagt sie. Ihre Familie lebt diese
Haltung besonders bei der Hausschlachtung,
bei der gemeinsam
innegehalten und auf die Seele
des Tieres angestoßen wird. Die
Erntezeit ist für sie ein Balanceakt
zwischen Arbeit und Familienzeit.
Geerntet werden Getreide
und Mais für die Mastschweine,
Obst für Apfelsaft und eine
Vielzahl an Produkten aus dem
Hausgarten, die für den Winter
eingekocht werden.
Gabriele Zwicklhuber aus Wartberg/Krems
Gabriele sieht Erntedank als
eine Gelegenheit, für die Gaben
der Natur und auch für menschliche
Wertschätzung dankbar zu
sein. Besonders berührend ist
für sie das Gefühl der Zufriedenheit,
wenn im Herbst der letzte
Silo geschlossen ist. In ihrer Gemeinde
wird das Erntedankfest
mit einem Gottesdienst und einem
Pfarrfest gefeiert, bei dem
Jung und Alt zusammenkommen.
Die Landjugend gestaltet
eine Erntekrone, die feierlich in
die Kirche getragen wird. Trotz
Herausforderungen war die
Ernte in diesen Jahr sehr zufriedenstellend
für ihren Schweinezuchtbetrieb.

Regina Reiter aus Spital am Pyhrn
Regina betont die besondere
Bedeutung von Erntedank für
Menschen, die mit der Natur arbeiten.
„Es braucht die Wunder
der Natur, damit die Ernte gelingt“,
sagt sie. In ihrer bergigen
Re-gion steht vor allem das Tierfutter
im Mittelpunkt. Ein gutes
Futterjahr ist für sie ein Grund
zur Dankbarkeit. Das Erntedankfest
in ihrer Gemeinde endet mit
einer Agape vor der Kirche – ein
Brauch, der das Gemeinschaftsgefühl
stärkt und die Dankbarkeit
vertieft.
Romana Radner aus Schlierbach
Romana sieht im Erntedank
eine Erinnerung an die Abhängigkeit
von der Natur und die
Wertschätzung dessen, was
auf unseren Tellern landet. In
Schlierbach wird die Erntekrone
von der Landjugend gebunden
und feierlich in die Kirche
getragen. Die größte Herausforderung
in diesem Jahr war das
nasse Wetter im Juli, welches die
Getreideernte erschwerte. Auf
ihrem Betrieb werden Winterhafer,
Wintergerste, Winterweichweizen
und Silomais geerntet –
ergänzt durch eine Stiermast als
Veredelungszweig.
Maria Zaunmair aus Ried im Traunkreis
Für Maria und ihr Team steht
beim Erntedank die Dankbarkeit
für ein gutes Erntejahr und die
Wertschätzung regionaler Produkte
im Mittelpunkt. Sie beobachtet
jedoch, dass traditionelle
Feste weniger besucht werden,
da die ständige Verfügbarkeit
von Lebensmitteln als selbstverständlich
gilt. In Ried wird
das Erntedankfest gemeinsam
mit der Pfarre und der Landjugend
gefeiert – mit Erntekrone,
Gabenkörben und einem Pfarrcafé.
Die Vielfalt der geernteten
Produkte reicht von Getreide,
Kartoffeln und Gemüse bis hin
zu Hanf, Sonnenblumen, Honig
und Nüssen.