Den Goldhafer kennen: Ein ertragreiches Gras für das Berggebiet und Verursacher der Kalzinose
Wo wächst der Goldhafer?
Der Goldhafer gehört auf 2 bis 3 schnittigen Wiesen des Berglandes über 800m Seehöhe zu einem ertragreichen und leistungsfähigen Bestand dazu. Bei 3 bis 4 Nutzungen und ausreichender Düngung nach Entzug kann er sich gegen die konkurrenzstärkeren Futtergräser wie Knaulgras weniger stark durchsetzen. Vor allem basenreiche (hoher pH, Vorsicht: hohe Kalkgaben wie auch Holzasche!) Standorte lassen ihn gut gedeihen, dann ist er auch am gefährlichsten. Die frühe Reife und die Eigenschaft bei jedem Schnitt Blühtriebe bilden zu können, machen ihn hier besonders ausdauernd. Trockenheit und gemäß der Nutzung niedrige Düngung oder Witterungseinflüsse wie das kalte Frühjahr 2021 führen dazu, dass sich das Gras gut durchsetzen kann. Je nach Gebiet blüht der Goldhafer bereits Anfang bis Ende Mai.
Woran erkenne ich den Goldhafer?
Der Goldhafer ist bereits beim Bestocken sehr gut an seiner seidig-abstehenden Behaarung erkennbar: meistens ist die gesamte Pflanze behaart (Stengel, Blätter), die Blattscheide am Triebgrund immer (siehe Bildbox). Der Goldhafer ist ein Locker-Horstgras mit kurzen Kriechtrieben am Grund. Bei mittelintensiver Bewirtschaftung kann er sich daher über einen längeren Zeitraum im Bestand halten, auch wenn die Konkurrenz-Futtergräser wie Knaulgras, Wiesen-Schwingel und Timothe verschwinden. Am Ende des Rispenschiebens verfärbt er sich golden-braun, weshalb Goldhaferbestände dann gut erkennbar sind.
Wie erkenne ich die Kalzinose?
Anzeichen: Mattes Haarkleid, struppiges Fell, träger Gang, gekrümmter Rücken, Abmagerung, Schmerzen beim Gehen - im Extremfall können die Tiere nicht mehr Aufstehen und man hört ein Knacken in den Gelenken. Der Goldhafer bildet dem Vitamin D3 ähnliche Substanzen, welche die Aufnahme von Calcium aus dem Darm, sowie Ablagerung in Knochen und Geweben fördern. Es kommt so zu pathologischen Verkalkungen. Betroffen sind besonders ältere Tiere (Milchvieh, auch Mutterkühe) aufgrund des hohen Stoffwechselumsatzes, Jungvieh zeigt kaum Anzeichen.
Bei Verdachtsfall: Mit Tierarzt Kontakt aufnehmen, und Symptomatik abklären (Laborbefund), Pflanzenbestände auf Goldhafer kontrollieren.
Was kann ich tun?
Nutzungszeitpunkt: Der Goldhafer ist umso gefährlicher, je jünger die Pflanzen sind. Ein späterer Nutzungszeitpunkt verringert daher das Risiko einer Erkrankung, verschlechtert aber auch die Grundfutterqualität, und birgt die Gefahr einer langsamen Anreicherung von Calcium über den Winter. Wichtig ist die Kennzeichnung des Grundfutters in Goldhafer-reich und -arm, damit der Anteil in der Ration nicht zu hoch wird. Deshalb müssen Landwirte und Ladwirtinnen ihre Wiesen genau kennen - ihr Grünland-Beratungsteam hilft hier gerne weiter.
Nachsaat: Häufig fehlen aufgrund früher Mahd über viele Jahre die Konkurrenz-Horstgräser Knaulgras, Timothe und Wiesenschwingel im Bestand. Diese Arten samen erst sehr spät aus, und müssen regelmäßig nachgesät werden. Das Grünland ist also auf diese Arten zu untersuchen, und wenn sie zurückgehen ist zusammen mit Kleearten nachzusäen. Die Nachsaat kann zeitig im Frühjahr (nach Starkstriegeleinsatz und anschließendem Schröpfschnitt - Bild) oder im Spätsommer erfolgen. Dabei darf das Saatgut nur oberflächlich ausgebracht, und danach angedrückt werden – Nachsaatstriegel oder Schlitzsägerät. Auf ackerfähigen Böden ist auch eine Neuanlage mit Einsaat von Wechselwiesen- und Dauerwiesenmischungen möglich, so kann der Goldhafer am Schnellsten minimiert werden.
Weidemanagement: Trennung von Wiese und Weide -er Goldhafer ist nicht trittfest und wird bei stärkerer Beweidung schnell zurückgedrängt, jedoch nur im Frühjahr und Sommer! Die Weiden werden mit den Mischungen KWEI oder NAWEI übergesät, um eine dichte Grasnarbe zu erhalten. Die Nach- oder Vorweide von Goldhaferwiesen mit gefährdeten Tieren ist jedenfalls problematisch, da dieses Gras sowohl im Frühjahr zeitig wie auch im Herbst spät austreiben kann und dann den Tieren praktisch nur junger Goldhafer mit hohem Vitamin D-Anteil zum Weiden bleibt.
Fütterung: Neben der erwähnten Grundfuttereinteilung ist pansenschonendes, energiereiches Kraftfutter einzusetzen (Mais, Getreide), um den Stoffwechsel nicht zusätzlich zu belasten. Wichtig ist das Mineralfutter, hier dürfen nur Mischungen mit niedrigem Phosphor- und Calciumgehalt, sowie ohne Vitamin D-Zusatz eingesetzt werden! Vitamin D3 wird auch über die Haut im Sonnenlicht gebildet, und muss bei Tieren mit Weide- und Auslaufhaltung nicht zugefüttert werden. Viehsalz ist jedenfalls ausreichend anzubieten, um die Natrium-Versorgung während der Weidezeit zu gewährleisten.
Düngung: Die Einsaaten dürfen nicht hungern, da ansonsten sich wieder Goldhafer durchsetzt. Eine adäquate, der Nutzung angepasste Düngung mit Wirtschaftsdünger (z.B. Mist-Grunddüngung im Herbst, Jauche- Gülledüngung nach dem 1. Schnitt) ist für den Erfolg unerlässlich, ebenso hat sich eine Phosphor-Ergänzungsdüngung zur Förderung des Kleewachstums als positiv herausgestellt.