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Dauermelken bei Ziegen

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03.12.2025 | von Christina Hebesberger

Chance, Voraussetzungen und Praxis

Um Herdenmanagement und Wirtschaftlich kontinuierlich zu optimieren, gibt es verschiedene Stellschrauben - eine davon ist das sogenannte Dauermelken. Darunter versteht man das Melken über die übliche Standardlaktation von rund 240 Tage hinaus - also ohne Geburt und ohne anschließende Trockenstehzeit.

Hauptmotive für das Dauermelken sind der im Winter meist höhere Milchpreis sowie die Entlastung während der arbeitsintensiven Ablamm- und Kitzaufzuchtperiode.
Ziegen sind saisonal brünstig. In den meisten Betrieben werden sie im Spätsommer oder Herbst gedeckt und bringen ihre Kitze im Winter zur Welt. Das bedeutet: In den Wintermonaten steht kaum Ziegenmilch zur Verfügung, da die Tiere während der Trockenstehzeit und kurz nach der Geburt nicht gemolken werden. Diese Ruhephase ist zwar für Mensch und Tier eine willkommene Pause, zugleich jedoch auch die "Ruhe vor dem Sturm", da Ablammungen, Melkbeginn und Kitzaufzucht fast gleichzeitig wieder anlaufen. 

Viele Molkereien arbeiten mit saisonal unterschiedlichen Milchpreisen. Während im Sommer ein Überangebot herrscht, ist die Milchmenge im Winter knapp. Durch eine gezielte Preisgestaltung sollen die Landwirte motiviert werden, auch im Winter Milch zu liefern, um eine gleichmäßigere Versorgung zu gewährleisten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Arbeitsorganisation. Gerade in Betrieben mit begrenzter Arbeitskraft kann das gleichzeitige Bewältigen von Geburten, Melkbeginn und Kitzaufzucht eine enorme Herausforderung darstellen.
Foto Dauermelken.jpg © LK OÖ/Hebesberger
Nicht alle Ziegen eignen sich gleichermaßen für das Dauermelken. © LK OÖ/Hebesberger

Was genau ist Dauermelken?

Im Alltag wird häufig auch der Begriff "Dauermelken" verwendet. Fachlich korrekt bezeichnet Durchmelken jedoch das Weitermelken tragender Tiere ohne Trockenstehzeit vor der Geburt. Diese Praxis hat sich jedoch nicht bewährt, da die Qualität der Kolostralmilch (Biestmilch) ohne Trockensteherphase erheblich leidet.
In der Praxis spricht man daher meist vom Dauermelken - also einer verlängerten Laktation ohne erneute Belegung. Die Vorteile liegen auf der Hand: geringeres Risiko für Geburtskomplikationen, weniger Kitze, reduzierter Arbeitsaufwand und ein höherer Milchpreis in der Winterperiode.

Voraussetzungen für erfolgreiches Dauermelken

Vor Beginn des Dauermelkens sollten einige Punkte sorgfältig geprüft werden. Zunächst ist festzulegen, welcher Anteil der Herde länger gemolken werden soll - denn nicht jedes Tier ist dafür geeignet. Erfolgreiches Dauermelken entwickelt sich schrittweise durch Erfahrung, Beobachtung und gezielte Selektion geeigneter Tiere.
Soll der Bestand nicht vergrößert werden, liegt die Remontierungsrate idealerweise bei rund 20%, um eine "Überalterung" der Herde zu vermeiden. Außerdem muss die Anzahl der Ziegen in verlängerter Laktation auf Stall-, Melkstand- und Tankkapazitäten abgestimmt werden, damit eine reibungslose Milchabholung gewährleistet bleibt. 
Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept gibt es nicht - jede Herde, jeder Betrieb und jede Haltungsform erfordern individuelle Anpassungen.

Geeignete Ziegen für das Dauermelken

Nicht alle Ziegen eignen sich gleichermaßen für das Dauermelken. Entscheidend ist eine gute Persistenz, also die Fähigkeit, die Milchleistung über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau zu halte. Tiere, die zu Beginn der Laktation sehr viel Milch geben, am Ende aber stark abfallen, sind weniger geeignet.
Sinnvoll ist eine verlängerte Laktation, wenn der Laktationshöhepunkt über dem Herdendurchschnitt liegt und eine Leistung von mindestens 2 kg Milch pro Tag erreicht wird. Auch eine geringe Zellzahl ist ein wichtiges Auswahlkriterium, da diese bei dauermelkenden Ziegen oft ansteigt. Hilfreich ist der Persistenzzuchtwert, sofern entsprechende Zucht- und Leistungsdaten vorliegen. Eine Herausforderung besteht darin, nicht ausschließlich die besten Tiere dauerhaft zu melken und dadurch nur von leistungsschwächeren Tieren Nachzucht zu ziehen. Es ist daher wichtig, auch leistungsstarke Tiere nach einiger Zeit wieder zu belegen, um hochwertiges Zuchtmaterial zu sichern. Ziegen, die sich für das Dauermelken als ungeeignet erweisen, sollten konsequent ausgemerzt werden. Für eine spätere Belegung ist zu beachten, dass lange dauergemolkene Tiere zu Verfettung neigen. Das kann die Fruchtbarkeit senken und das Risiko für Ketose erhöhen.

Beurteilung der Körperkondition (Body Condition Score - BCS)

Der Body Condition Score (BCS) ist ein bewährtes Instrument zur Einschätzung des Ernährungszustands. Er bewertet die Körperkondition auf einer Skala von 1 = stark abgemagert bis 5 = stark verfettet. Bei Ziegen unterscheidet sich die Bewertung etwas von der bei Rindern oder Schafen, da sie Fett vorwiegend im Netz und um die Nieren einlagern. Deshalb werden sowohl die Eiweißreserven an der Lendenregion als auch die Fettreserven durch Abtasten des Brustbeins beurteilt. Für eine korrekte Einschätzung müssen Rasse, Körperrahmen, Alter sowie Laktations- oder Trächtigkeitsstadium berücksichtigt werden.
Ursachen für Unterkonditionierung können Parasitenbefall, Fütterungsfehler, Zahnerkrankungen oder chronische Leiden sein. Zu Beginn einer verlängerten Laktation sollte der BCS nicht über 3 liegen, um Verfettung und Fruchtbarkeitsprobleme zu vermeiden.

Fütterung und Haltung

Eine angepasste Fütterung und gute Haltungsbedingungen sind entscheidend für erfolgreiches Dauermelken. Besonders in den kalten, nassen Wintermonaten sollte nur hochwertiges, schmackhaftes Grundfutter mit möglichst geringen Futterumstellungen eingesetzt werden. Leistungseinbrüche lassen sich später kaum kompensieren, weshalb gleichbleibende Futterqualität und Futteraufnahme oberste Priorität haben. Eine maßvolle, aber gezielte Kraftfutterergänzung unterstützt die Leistung. Um den verkürzten Tageslichtzeiten entgegenzuwirken, hat sich eine Lichtdauer von 16 Stunden Helligkeit und 8 Stunden Dunkelheit im Stall bewährt. Böcke sollten räumlich getrennt gehalten werden, da Geruch und Sichtkontakt das Brunstverhalten fördern und Scheinträchtigkeiten begünstigen können.

Scheinträchtigkeit (Hydrometra)

Durch das saisonale Brunstverhalten tritt bei Ziegen vermehrt Scheinträchtigkeit (Hydrometra) auf - besonders außerhalb der natürlichen Decksaison und vor allem bei älteren Tieren. Scheinträchtige Ziegen wirken äußerlich oft unauffällig, zeigen aber keine Brunstanzeichen und keine Trächtigkeit. Stattdessen sammelt sich Flüssigkeit in der Gebärmutter, wodurch der Bauchumfang zunimmt. Häufig bleibt die Milchleistung reduziert oder ganz aus. Da diese Tiere ohne Ultraschalluntersuchung meist fälschlich als tragend eingestuft werden, kommt es zu unerwarteten Leistungseinbußen. Eine Ultraschalluntersuchung zwischen dem 40. und 60. Trächtigkeitstag ermöglicht eine sichere Diagnose.
Nach tierärztlicher Diagnose kann die Behandlung mit Prostaglandin oder einem entsprechenden Analogen erfolgend. Dieses bewirkt den Rückgang des Gelbkörpers, wodurch sich der Gebärmuttermund öffnet und die Flüssigkeit abfließen kann. Bei Bewegung kann der Abgang auch spontan erfolgen, aber eher selten.
Eine routinemäßige Ultraschalluntersuchung älterer Ziegen - z.B. vor der Bedeckung oder einmal jährlich - hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. Nach erfolgreicher Behandlung ist eine normale Trächtigkeit und Laktation wieder möglich.

Fazit

Die Hydrometra stellt eine wirtschaftlich relevante Fruchtbarkeitsstörung dar, die durch Ultraschall sicher diagnostiziert werden kann. Regelmäßige Trächtigkeitskontrollen ermöglichen ein frühzeitiges Erkennen und behandeln betroffener Tiere - und helfen, Leistungsausfälle und wirtschaftliche Verluste im Bestand zu vermeiden.
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