Bäuerliche Einkommen sind stark gesunken
Im Jahr 2023 sank das landwirtschaftliche
Faktoreinkommen
pro Arbeitskraft verglichen mit
dem außergewöhnlich guten
Vorjahresergebnis real um 21,5
Prozent, wie die zweite Vorschätzung
der landwirtschaftlichen
Gesamtrechnung von
Statistik Austria zeigt. Hauptverantwortlich
für die gesunkenen
Einkommen sind der
Rückgang der Getreidepreise,
weniger öffentliche Gelder und
gestiegene Abschreibungen.
Angesichts dieser Herausforderungen
fordert die Landwirtschaftskammer
OÖ eine dringende
Inflationsanpassung der
agrarischen Direktzahlungen.
Inflationsanpassung
„Das Einkommensminus für
2023 verdeutlicht die schwierige
Lage unserer bäuerlichen
Familienbetriebe. Während die
Kosten im Vorjahr weiterhin
hoch waren, gingen die Erzeugerpreise
wieder teils massiv
nach unten. In anderen Berufsgruppen
haben Inflationsanpassungen
bei den Löhnen
stattgefunden. Das muss auch
für die landwirtschaftlichen
Einkommen zur Selbstverständlichkeit
werden, denn die
bäuerlichen Familien müssen
ebenso ihre Existenzen absichern.
Das funktioniert jedoch
nur mit langfristig planbaren
und gesicherten Einkommen“,
so LK-Präsident Franz Waldenberger.
Die Entwicklung zeigt damit
auch auf, dass das von der
Bundesregierung unter Landwirtschaftsminister
Norbert
Totschnig beschlossene 360
Millionen Euro-Impulsprogramm
von höchster Notwendigkeit
war. Damit wird der nationale
Anteil der Zahlungen
der zweiten Säule der Agrarpolitik
inflationsangepasst. „Darüber
hinaus ist eine Inflationsanpassung
der EU-Agrarmittel
und eine Verbesserung der Erzeugerpreise
höchst notwendig“,
betont Waldenberger.
„Die Preis-Kosten-Schere
klafft in zentralen Produktionsbereichen
deutlich auseinander“,
betont LK Österreich-Präsident
Josef Moosbrugger.
Auch die Lebenshaltungskosten
der bäuerlichen Familien
sind erheblich gestiegen.
„Bäuerinnen und Bauern
brauchen wieder einen höheren
Wertschöpfungsanteil auf
den Märkten. Wenn die Konsumentinnen
und Konsumenten
höhere Preise für Lebensmittel
bezahlen, muss auch der
Anteil für die Bäuerinnen und
Bauern mitsteigen. Ich kann
meine Forderung nach höheren
Erzeugerpreisen in vielen
Produktionssparten nur unterstreichen“,
hebt Moosbrugger
hervor, und weiter: „Das wäre
für Österreichs Lebensmittelversorgung
der bessere Garant
als das dichteste Supermarktnetz
Europas.“
Die Aufwendungen der
Landwirtschaft für Vorleistungen
werden für 2023 auf rund
5,8 Milliarden Euro geschätzt.
Die 2022 massiv gestiegenen
Preise für Futtermittel, Düngemittel
und Energie sanken
teils wieder deutlich. Gleichzeitig
verteuerten sich jedoch
andere Vorleistungen wie Saatgut,
Pflanzenschutzmittel,
landwirtschaftliche Dienstleistungen
sowie Instandhaltungskosten.
Das erklärt den
vergleichsweise moderaten
Rückgang der Vorleistungen
um 3,5 Prozent gegenüber
dem hohen Vorjahreswert.
Einen neuerlich kräftigen Zuwachs
verzeichneten die Abschreibungen
für das Anlagevermögen
(+9,6 Prozent).
Zum Einkommensrückgang
im Jahr 2023 trugen auch Kürzungen
bei den im Rahmen
der Einkommensberechnung
berücksichtigten öffentlichen
Geldern bei. Nachdem diese
im Jahr zuvor aufgrund verschiedener
Kostenentlastungsmaßnahmen
kräftig gestiegen
waren, sanken sie für 2023 wieder
um 14,9 Prozent. Mit rund
1,5 Milliarden Euro im Jahr
2023 stellen sie eine zentrale
Einkommenskomponente dar.
Landwirtschaftliche Produktion
Nach einem Zuwachs im Jahr
2022 verblieb der Gesamtproduktionswert
der österreichischen
Landwirtschaft 2023 mit
rund 10,2 Mrd. Euro auf hohem
Niveau, lag aber um 2,9 Prozent
unter dem Vorjahresergebnis.
Während die pflanzliche Erzeugung
gegenüber 2022 deutliche
Werteinbußen verzeichnete
(−13,2 Prozent), nahm der Wert
der tierischen Erzeugung weiter
zu (+5,1 Prozent). Bei Getreide
und Ölsaaten konnte das hohe
Preisniveau des Vorjahres nicht
gehalten werden. Aufgrund gesunkener
Preise gingen auch die
Produktionswerte von Zuckerrüben
und Futterpflanzen zurück.
Das Minus im Obstbau war eine
Folge von Ernteausfällen.
Infolge höherer Erzeugerpreise
stiegen hingegen die Produktionswerte
von Gemüse,
Kartoffeln und Wein. In der
Schweineproduktion schrumpfte
das Volumen weiter;
aufgrund von Preisanstiegen
konnte dennoch ein Plus des
Produktionswertes erzielt
werden. Moderate Produktionswertsteigerungen
gab es
bei Milch, Geflügel und Eiern.
Leicht rückläufig war hingegen
der Wert der Rinderproduktion.
Das im landwirtschaftlichen
Wirtschaftsbereich generierte
Faktoreinkommen, das die Entlohnung
der eingesetzten Produktionsfaktoren
Boden, Arbeit
und Kapital misst, belief sich
laut vorläufigen Berechnungen
auf rund 3,0 Mrd. Euro (−16,7
Prozent). Bei einer geschätzten
weiteren Abnahme des
landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes
um 1,4 Prozent betrug
der durchschnittliche Einkommensrückgang
je Arbeitskraft
nominell 15,5 Prozent (2022:
+31,4 Prozent) bzw. real 21,5
Prozent (2022: +24,8 Prozent).