16.04.2021 |
von DI Thomas Wallner
Agroforst - Lösung für alle/viele Probleme?
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Agroforst – warum?
Die Bäume erbringen wichtige Umweltleistungen im Boden-, Grundwasser- und Klimaschutz sowie im Bereich Biodiversität. Der Beitrag zum Erosionsschutz ist vor allem in den intensiv ackerbaulich genutzten Regionen gegeben. In Reihen entlang der Höhenlinien gepflanzte Bäume mindern Bodenerosion, indem ihre Wurzeln die Erde an Ort und Stelle verankern und das Einsickern des Regenwassers in den Boden verbessern. Bäume können gemäß von Modellberechnungen aus der Schweiz auf fruchtbaren, intensiv genutzten Standorten die Bodenverluste um rund 80 Prozent reduzieren. Bäume schützen das Grundwasser vor Verunreinigungen durch Nitrat. Einerseits nehmen im Acker gepflanzte Bäume das vom Oberboden ausgewaschene Nitrat auf, indem sie unter den Kulturen wurzeln. Andererseits wird durch die Anlage von Baumstreifen dieser Teil der landwirtschaftlichen Fläche der Düngung entzogen. Die Reduktion der Nitratauswaschung ist auf fruchtbarem, intensiv genutztem Land und bei hoher Baumdichte am größten.
Agroforst in Leonding bei Linz
Am Betrieb von Christoph Wagenhofer in Rufling (Gemeinde Leonding) wurden vor ca. sieben Jahren die Agroforstanlagen angelegt. Die Anlage besteht aus Baumreihen mit Wertholz und aus Reihen mit Energieholz. Zwischen den Reihen besteht ein Abstand von 30 Metern. Wichtig ist, dass die Anlage von Norden nach Süden ausgerichtet ist. Christoph Wagenhofer berichtet von den positiven Wirkungen, die sich durch den Baumstreifen ergeben, insbesondere die Beschattung bei Trockenheit sowie der optimale Erosionsschutz und die Zunahme der Artenvielfalt. Aktuell stehen als Kulturen in der Agroforstanlage Luzerne und Öllein. Mit den Erträgen ist der Landwirt äußerst zufrieden.
Die Agroforstanlage besteht aus folgenden Baumarten
- Wertholzbaumreihen
Schwarznuss, Wildbirne, Speierling, Elsbeere, vereinzelt auch Zuckerahorn, Edelkastanie, Eiche. Zwischen den Bäumen besteht 10 Meter Abstand, dazwischen stehen unterschiedliche heimische Straucharten. - Energieholzbaumreihen
Die Energieholzreihen bestehen aus einer Pappel, gefolgt von drei Akazien, darauffolgend wieder eine Pappel und drei Akazien usw. im Abstand von einem Meter. Erste Akazien konnten bereits als Zaunpfähle genutzt werden.
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Fazit
Interessant ist das System Agroforst allemal. Bäume erbringen in der Agrarlandschaft wichtige Umweltleistungen. Trotzdem verschwinden sie aus wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gründen aus unserer Kulturlandschaft. Hier setzt die moderne Agroforstwirtschaft an. Ein großer Dank gilt allen mutigen Landwirten, die den Schritt setzen und etwas Neues ausprobieren. Auf die Frage, ob Agroforst die Lösung für alle/viele Problem ist, gibt’s derzeit noch keine Antwort. Letztendlich gilt es auch im Bereich der Agroforstwirtschaft, Erfahrungen zu sammeln und mit den Standeskollegen zu teilen - frei nach dem Zitat von Laozi, (chinesischer Philosoph, lebte im 6. Jahrhundert v. Chr.) - „Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.“