Aktuelle Pflanzenschutzinformationen Nr. 9/2024
Wintergerste Krankheitssituation
Der Krankheitsdruck in den Gerstenbeständen ist unterschiedlich. Die leichten Niederschläge habe v.a. Netzflecken begünstigt, man findet diese auch vereinzelt bereits auf den oberen Blättern - erkennbar sind sie an einer gitterartigen Netzstruktur und von den Blattadern begrenzten braunen Flecke. Für Netzflecken ist der Schwellenwert lt. bayerischen Gerstenmodell bei 20 % Befall auf F-4 oder F-3 (im ES 31 sind das das zweite und dritte Blatt von oben).
Findet man im unteren Blattbereich punktartige braune Flecken, so können diese von abgestorbenem Mehltau, Mehltauabwehrnekrosen von Pollennekrosen oder auch vom Virusbefall stammen.
Frischer Mehltau ist an weißen flaumartigen Pusteln erkennbar, Zwergrost an orangegelben Pusteln und Rhynchosporium-Blattflecke an braun umrandeten hellen Flecken. Halmbruch ist mit freiem Auge schwierig erkennbar, gefährdet sind Flächen mit hohem Getreideanteil und hoher Bestandesdichte.
Krankheiten in Gerste und die Bekämpfungsschwellen
Zwergrost wurde heuer nur ganz vereinzelt gefunden, die sonnige Witterung mit abwechselnd Regenschauern begünstigt die Infektion. Erkennbar ist der Zwergrost an den winzigen kleinen orangen Pusteln. Rund um die Pusteln ist das Gewebe noch hellgrün. Kritisch wird es ab 30 % befallenen Haupttrieben.
Auf www.warndienst.at können die Prognosen abgerufen werden. Auch eine Prognose zu den Entwicklungsstadien ist abrufbar.
Winterweizen-Wachstumsreglereinsatz
Zum Einsatz gelangen können z.B. eine Kombination aus 0,2 l/ha trinexapachältigen Produkten (z.B. Moddus, Countdown NT, Calma, Modan 250 EC, Moxa, Stemper, etc.) mit 0,9 - 1,0 l/ha Stabilan 400 oder 0,5 - 0,6 l/ha Regulator 720/Palermo 720. Weitere Möglichkeiten bestehen mit 0,5 kg/ha Prodax, 1,0 - 1,25 l/ha Fabulis OD oder 0,5 bis 0,7 l/ha Medax Top + 0,5 bis 0,7 l/ha Turbo (nicht mehr am Markt, aber noch einsetzbar).
Die Temperaturansprüche liegen bei Fabulis OD oder Prodax bei ca. 10 °C Tagestemperatur, bei trinexapac-hältigen bei ca. 12 °C. Optimal wären weiteres strahlungsintensive Witterung und Nachttemperaturen über 5 °C.
Informationen zu den aktuellen Entwicklungsstadien (nach Anbauzeitpunkt abrufbar) bei allen Getreidearten gibt es unter www.warndienst.at.
Winterweizen Krankheitssituation
Aktuell findet man auf manchen Weizenblättern gelbe Flecke bzw. helle Spitzen. Dies sind Reaktionen auf die aktuelle Witterung. Betroffen sind z.B. die Sorte Tiberius, aus Erfahrungen der Vorjahre kann gesagt werden, dass sich diese Symptome wieder auswachsen.
Raps
Viele Rapsbestände beginnen bereits mit der Blüte. Das Auftreten der Rapsglanzkäfer war bisher eher gering, die Schadensschwellen (ab ES 55 zehn Käfer pro Haupttrieb, fünf Käfer bei schwachen Beständen) wurden fast nirgends überschritten. Wird eine Behandlung nötig, so stehen neben 0,2 l/ha Mavrik Vita/Evure das neue Sivanto Energy (0,5 - 0,75 l/ha), eine Kombination aus einem neuen Wirkstoff und dem bekannten Decis, sowie Carnadine (0,2 l/ha - darf im Raps nur einmal eingesetzt werden) mit dem neonicotinoiden Wirkstoff Acetamiprid, der auch in Mospilan 20 SG (0,2 kg/ha) enthalten ist, zur Verfügung. Alle genannten Produkte erfassen auch gegen Pyrethroide des Typs II resistente Käfer. Seit dem Vorjahr auf dem Markt ist das synthetische Pyrethroid (Typ II) Sherpa Duo (0,2 l/ha). Durch die spezielle Formulierung mit dem Hilfsstoff Piperonylbutoxid werden auch Glanzkäfer erfasst, die eine metabolische Resistenz mit geringem Resistenzfaktor besitzen. Ab 10 % aufgeblühtem Raps ist keine Glanzkäferbehandlung mehr notwendig - hier ist er dann nützlich für die Befruchtung.
Vereinzelt findet man auch schon Kohlschotenrüssler (Kennzeichen: dunkle Farbe und deutlich gebogener Rüssel, kein weißer Punkt am Rücken, keine braunen Fußenden). Durch das vom Rüssler gemachte Bohrloch kann die Kohlschotenmücke (Auftreten bei welche bei warmer windstiller Witterung aktiv) ihre Eiablage in die Bohrlöcher des Kohlschotenrüsslers durchzuführen. Wirtschaftliche Schadensschwelle für den Kohlschotenrüssler ist ein Käfer pro Pflanze.
Nur in windstillen Jahren und bei erfahrungsgemäß auf dem Schlag auftretenden Kohlschotenmücken war in letzter Zeit eine Gefahr gegeben. Sollte eine Behandlung notwendig sein, so wird das eher nützlingsschonende Mavrik Vita/Evure (0,2 l/ha) empfohlen. Mospilan 20 SG hat in der Blüte keine Zulassung!
Die Gefahr durch Sklerotinia-Weißstängeligkeit muss individuell abgeschätzt werden. Aus den eventuell im Boden vorhandenen Sklerotien keimen die Pilze dann, wenn die obersten 5 cm des Bodens gut durchfeuchtet sind (ist heuer wahrscheinlich der Fall) und sich im Bestand ein Kleinklima entwickeln kann. Sehr kühle, feuchte oder sehr heiße, trockene Witterung ist jedoch auch ungünstig für die Krankheitsentwicklung bei Sklerotinia.
Gefährdet durch Sklerotinia-Weißstängeligkeit sind Flächen bei enger Rapsfruchtfolge (4 Jahre und kürzer) sowie bei Soja, Sonnenblume, zweijährigem Kümmel oder Feldgemüse in der Fruchtfolge und Standorte mit bekannten Problemen mit Sklerotinia - nur hier kann die Wirtschaftlichkeit deutlich gegeben sein. Optimale Bedingungen sind warme Temperaturen über 15 °C und feuchte Witterung. Eine eventuell notwendige Behandlung kann ab Beginn abfallender Blütenblätter erfolgen, mit den modernen Fungiziden (Amistar Gold, Cantus Revy, Cantus Gold - dieses muss heuer verbraucht werden, Propulse) ist eine frühere Behandlung als in der Vergangenheit möglich. Die Traktoren können zur Schonung des Rapses unten mit einer durchgehenden Plane abgedeckt werden. In manchen Regionen sind auch bereits Geräte mit Dropleg-Düsen vorhanden, dadurch kommen Blüten und Nektardrüsen mit den Pflanzenschutzmitteln nicht in Kontakt. Die einsetzbaren Fungizide sind zwar alle bienenungefährlich, wir empfehlen trotzdem deren Einsatz außerhalb der Bienenflugzeit. Über die Bienengefährlichkeit von Mischungen mit Insektiziden gibt die beigefügte Tabelle Auskunft.
Bei einem eventuell notwendigen Fungizideinsatz kann zur Unterstützung der Blüte auch Bor beigemengt werden. Bei einer Beimengung von AHL oder Harnstoff wird die Ausbringung auch außerhalb der Bienenflugzeit empfohlen, da diese die Flugfähigkeit der Bienen beeinträchtigen können.
Allgemeine Hinweise
Die Zulassung des Produktes Clinic Free, Durano und Durano TF wurde nicht verlängert, es gibt eine Abverkaufsfrist bis 19. September 2024 und eine Aufbrauchsfrist bis 19. September 2025.