550 Wissenschaftler fordern klima-smarte Waldbewirtschaftung
Ein offener Brief, der an die EU-Präsident:innen Ursula von der Leyen, Charles Michel und Roberta Metsola versandt wurde, weist auf eine breite wissenschaftliche Unterstützung für den Forst- und Bioenergiesektor hin. Der von mehr als 550 Wissenschaftlern unterzeichnete Brief fordert eine aktive "klima-smarte" Waldbewirtschaftung. Das Schreiben zeigt den breiten wissenschaftlichen Konsens für eine nachhaltige Nutzung unserer Wälder als Baustoff und Energieträger. Unsere Wälder sind zunehmend durch den Klimawandel gefährdet. Nur eine aktive nachhaltige Waldbewirtschaftung kann durch Waldpflege und angepasste Baumartenwahl die Wälder klimafit machen und gleichzeitig die Biodiversität erhöhen. Indem wir Holz zum Bauen nutzen, ersetzen wir fossil-intensive Ressourcen wie Beton, Stahl oder Kunststoff. Durch die bei der Holzernte oder bei der Weiterverarbeitung unvermeidlich anfallenden minderwertigen Nebenprodukte können wir fossiles Erdöl und Erdgas ersetzen und unsere Abhängigkeit bei der Energieversorgung reduzieren.
Unterstützung von zahlreichen österreichischen Professor:innen
Die Liste der Unterzeichner des Briefes reicht von Wissenschaftler:innen von Australien bis Kanada und von Norwegen bis Südafrika. Besonders waldreiche Länder wie Schweden, Finnland, Deutschland oder Slowenien sind stark vertreten. Auch mehr als 30 renommierte österreichische Wissenschaftler:innen unterstützen das Schreiben, darunter zahlreiche Professor:innen der Universität für Bodenkultur Wien, der TU Wien oder der TU Graz. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass die stoffliche und energetische Nutzung von Holzprodukten einen wesentlichen Beitrag zur Klimapolitik in den EU-Ländern leistet. Eine ökologisch orientierte nachhaltige Forstwirtschaft, die die Holzmenge konstant hält und den Zuwachs für Holzprodukte und Energie nutzt, ist klima-smart, heißt es in dem Schreiben.
Brief unterstreicht Klimaneutralität des Energieträgers Holz
In ihrem Brief halten die Wissenschaftler:innen fest, dass Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern CO2-neutral ist. Da im Wirtschaftswald die Bestandesdichte durch Waldpflegemaßnahmen reguliert wird, wird das Freisetzen von Kohlenstoff durch Naturkatastrophen oder natürliche Konkurrenz zwischen den einzelnen Bäumen vermindert. Die Entnahme von Einzelbäumen bei Durchforstungen wird durch den Zuwachs des verbleibenden Bestandes kompensiert. Auf Landschaftsebene gibt es daher keine "Kohlenstoffschuld", lautet die Schlussfolgerung der Wissenschaftler:innen.
Klima-smarte Forstwirtschaft fördert Multitalent Wald
Laut Erstautor Professor Roland Irslinger verbindet der Begriff "Klima-smarte Forstwirtschaft" Klimaziele mit aktiver Waldbewirtschaftung: "Klima-smarte Forstwirtschaft bedeutet mehr als reine Kohlenstoffspeicherung im Wald. Es ist eine Waldbaustrategie, die gleichzeitig Treibhausgasemissionen reduziert, die Widerstandsfähigkeit von Waldökosystemen erhöht, die Biodiversität fördert und die Produktivität und Einkommen der Waldbesitzer nachhaltig steigert. Klima-smarte Forstwirtschaft berücksichtigt auch die unterschiedlichen natürlichen Gegebenheiten in den EU-Mitgliedstaaten.“
Weniger Emotionalität und mehr Wissenschaft für EU-Richtlinie
Die laufenden Verhandlungen auf EU-Ebene zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie stellen eine große Chance für den Schutz unseres Klimas und der Artenvielfalt dar. Ein Verbot der energetischen Nutzung von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern hätte keinerlei Vorteile für die Biodiversität und würde den gewünschten Ausbau der Bioökonomie unmöglich machen. Die aktuelle Diskussion um nachhaltige Waldbewirtschaftung und Bioenergie ist emotional getrieben und spiegelt nicht die Realität in den Wäldern oder in der wissenschaftlichen Literatur wider. Wenn wir die Klimaziele der EU erreichen wollen, müssen wir praxistaugliche Regelungen finden, welche die Multifunktionalität der Wälder berücksichtigen.