Überlegungen zum Herbstanbau
Rückblickend muss aber festgestellt werden, dass wir in Oberösterreich sowohl bei Gerste als auch bei Weizen ein beeindruckendes Ertragspotenzial erreicht haben, das durch die erfolgreiche Sortenzüchtung und gekonnte Kulturführung auch heuer wieder von vielen Betrieben realisiert werden konnte.
Deckungsbeiträge liegen bei Getreide deutlich unter dem Vorkrisenniveau
Faktum ist, dass die Betriebskosten infolge der mit Beginn 2022 eingetretenen Ukrainekrise massiv gestiegen und seither nur teilweise wieder gefallen sind. So liegen die Düngerkosten nach wie vor 70 - 150% über dem Vorkrisenniveau und stellen für die Getreideproduktion den größten Kostentreiber dar. Ebenfalls ist zu bedenken, dass die Inflation seit Jänner 2019 und damit in den vergangenen sechs Jahren über 30% gestiegen ist. Auch ohne Berücksichtigung der Inflation ist der durchschnittliche Deckungsbeitrag 2025 bei Weizen etwa ein Drittel niedriger als vor der Krise (Ø 2017 - 2021). Bei Futtergerste ist der Deckungsbeitrag gar um zwei Drittel gesunken. Das ergaben Auswertungen des AK Ackerbau.
AMA-Gütesiegel soll Speisegetreide einen Mehrwert bringen
Ein großer Teil der Getreideproduktion wird in Oberösterreich über die Tierhaltung veredelt, aber ein wachsender Anteil unserer Mahlweizen-, Roggen- und Dinkelflächen produziert bereits nach den Richtlinien des AMA-Gütesiegels Ackerfrüchte. 1.470 Ackerbäuerinnen und Ackerbauern haben hierzulande schon für 11.000 ha AMA-Gütesiegel-Weizen einen Vertrag abgeschlossen. Diese Fläche entspricht in Oberösterreich knapp einem Viertel der Weichweizenfläche. Bundesweit nehmen aktuell 6.900 Getreidebäuerinnen und -bauern mit 78.000 ha am AMA-Gütesiegel-Programm teil, davon 80% aus dem flächenstarken Niederösterreich.
Seit 1. Jänner 2025 sind zum AMA-Gütesiegel alle erforderlichen Richtlinien für die gesamte Wertschöpfungskette in Kraft. Österreichweit stellt die Landwirtschaft mittlerweile 450.000 t Gütesiegelweizen unter kontrolliertem Anbau zur Verfügung und die Getreidebäuerinnen und -bauern erwarten sich gerade bei der aktuell niedrigen Preissituation Zuschläge. Dazu wird es einer nationalen Anstrengung bedürfen, mit der Forderung an Lebensmittelhandel und Bäckereien, verstärkt Programme zum AMA-Gütesiegel bei Mehl, Brot und Gebäck zu platzieren. Es scheitert jedenfalls nicht am Angebot an Gütesiegel-Getreide durch die Bäuerinnen und Bauern und ebensowenig an der intensiven, medialen Bewerbung durch die AMA-Marketing. Die Konsument:innen legen laut Umfragen der AMA-Marketing zu 79% Wert auf eine gesicherte österreichische Herkunft des Getreides für Brot und Gebäck. Bereits ein Zuschlag von 10 Euro pro Tonne Weizen würde den Getreidebäuerinnen und -bauern eine erste Perspektive geben und sich für die Konsument:innen bei Brot und Gebäck preislich kaum auswirken.
Solides Sortenspektrum steht für den Herbstanbau zur Verfügung
Die Mitarbeiter:innen der Abteilung Pflanzenbau arbeiten intensiv an einem pflanzenbaulichem Versuchswesen, wo in enger Abstimmung mit den Saatgutfirmen zahlreiche Sortenversuche zu Winterweizen, Wintergerste usw. online über die Pflanzenbaulichen Versuchsberichte auf www.ooe.lko.at abgerufen werden können. Diese Plattform ist bundesländerübergreifend, womit beispielsweise Sortenversuchsergebnisse zu Roggen im Waldviertel ebenso ersichtlich sind. Unsere Pflanzenschutzversuche zeigen die von Jahr zu Jahr unterschiedliche Rentabilität von Fungizidmaßnahmen in Wintergerste und Winterweizen.
- Alle aktuellen Themen zu Sortenwahl, Anbau, Pflanzenschutz und Düngung, bis hin zur biologischen Kulturführung, sind in der aktuellen Schwerpunktnummer zu finden.