Helga Pichler– Andorf – Bezirk Schärding
Gemeinsam mit ihrem Partner Thomas lebt Helga Pichler auf dem bereits übernommenen Betrieb ihrer Eltern. Neben der Landwirtschaft geht sie auch noch einer Teilzeitbeschäftigung nach, welche nur möglich ist, weil alle drei Generationen am Hof zusammenhelfen. Nach einer Lehre hat sie sich im zweiten Bildungsweg auch landwirtschaftlich stets weitergebildet und so neben dem landwirtschaftlichen Facharbeiter die Berufsreifeprüfung sowie die Gärtner-Meisterprüfung abgelegt.
Am Betrieb werden zwei Standbeine leidenschaftlich gelebt: die Forstbaumschule, in der alle gängigen Waldpflanzen produziert werden und dank derer Helgas Partner hauptberuflich am Hof beschäftigt sein kann. Das zweite Standbein ist die Pilzproduktion. Früher war die Milchproduktion das zweite Standbein, allerdings wäre für diesen Betriebszweig eine bauliche Erneuerung notwendig gewesen.
Nach längerer Überlegung, was mit dem alten Milchviehstall passieren soll, haben sich die Pichlers für die Produktion von Austernseitlingen entschieden. Künftig sollen auch noch Kräuterseitlinge und der sogenannte Igelstachelbart produziert werden. In einem LFI-Seminar wurde Helgas Interesse an der Pilzzucht geweckt. Dank Weiterbildungen, Erfahrungsaustausch und Intensivseminaren bei bereits produzierenden Anbietern entwickelt sich die Pilzproduktion sehr erfolgreich.
So wurde anfangs eher provisorisch produziert, da die Produktionsmengen und auch die Verkaufschancen so gut wie gar nicht absehbar waren. Im Kühlhaus für die Forstpflanzen (dieses steht im Sommer leer) werden die Substratsäcke (Säcke mit dem eigenen Weizenstroh) mittels Sterilisation und anschließendem Beimpfen hergestellt. Ein ehemaliges Stallgebäude wurde mit der erforderlichen Technik ausgestattet. Dann startete Helga Pichler mit der aufwändigen und genau zu überwachenden Produktion. Die erste erfolgreiche „Pilzwelle“ wuchs heran – und mit ihr begann zeitgleich der zweite Corona-Lock-Down, der zur Folge hatte, dass der Verkauf an Gastronomie oder Neukunden gegen null gingen.
Doch dieser erste Rückschlag wurde rasch weggesteckt: Im Jahr 2021 fiel die Entscheidung, die Produktion professioneller anzugehen und den bestehenden ehemaligen Kuhstall für die Austernpilzproduktion umzubauen. Da es sich um Frischware handelt und nicht alles innerhalb ein paar Tagen vermarktet werden kann, wird ein Teil der Pilze getrocknet bzw. zu einem Linsen-Pilzaufstrich weiterverarbeitet.
Hinsichtlich der Vermarktung konnte bis dato ein gewisser Kundenstamm aufgebaut werden. So werden sechs Foodcoops in der Umgebung, die regionale, gehobene Gastronomie sowie der BILLA-Markt in Andorf beliefert und natürlich der eigene Ab-Hof-Verkauf bedient. Die Vermarktung soll künftig noch ausgebaut werden. Vor allem die Teilnahme an Gütesiegelprogrammen soll hier verbesserte Marktchancen eröffnen.
Die abgeernteten Pilzsäcke kommen wieder als Düngematerial auf das eigene Feld zurück. So wird am Betrieb Pichler die Nachhaltigkeit gelebt.