Selektive Futteraufnahme bei Vorlage von Mischrationen für Milchvieh vermeiden
![Wenn Grundfutter und Kraftfutter immer im gleichen Verhältnis von den Tieren aufgenommen wird, dann ist die Mischrationsvorlage eine tolle Sache. © Archiv Wenn Grundfutter und Kraftfutter immer im gleichen Verhältnis von den Tieren aufgenommen wird, dann ist die Mischrationsvorlage eine tolle Sache. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781179240231.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781184)
Wer kennt es nicht!? Sobald der Mischwagen am Futtertisch erscheint "stürmen“ die Tiere zu den Fressplätzen, um sich sofort aus der vorgelegten Mischration die schmackhafteren Futterkomponenten - vor allem Kraftfutter - herauszusuchen. Dies sind die ersten Anzeichen, dass die Mischration entweder nicht ordentlich gemischt wurde oder es aufgrund eines erhöhten Trockenmassegehaltes der Mischration zu keiner optimalen Verbindung zwischen Grundfutter und Kraftfutter (KF) gekommen ist. Der Grund liegt meistens im erhöhten Trockenmassegehalt (TM) der eingesetzten Grundfuttermittel wie bspw. Silagen.
Aber auch bei Trockensteherrationen mit üblicherweise höherem Anteil an Heu oder Stroh muss darauf geachtet werden!
Trockenmassegehalt
Neben dem Energiegehalt spielt der Trockenmassegehalt der Mischration eine wesentliche Rolle bei der Futteraufnahme.
- Grundsätzlich ist mit steigendem TM-Gehalt eine Steigerung der Futteraufnahme festzustellen, denn davon ist letztendlich das Milchleistungsvermögen abhängig.
- Der optimale TM-Bereich liegt etwa zwischen 35% bis 40%.
- Zunehmende Probleme bereiten Gehaltswerte ab 45%, da hier das Kraftfutter am Grundfutter kaum mehr kleben bleibt.
Tabelle 1: Einfluss unterschiedlicher TM-Gehalte der Grassilage auf deren Einsatzmenge und den KF-Anteil in der Mischration.
![Auch bei den Trockenstehern ist der Trockenmasse-Gehalt der vorgelegten Ration zu beachten. © Archiv Auch bei den Trockenstehern ist der Trockenmasse-Gehalt der vorgelegten Ration zu beachten. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781175440473.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781178)
Durch stark wechselnde TM-Gehalte der Silagen im Fahrsilo oder im Rundballen kann sich der KF-Anteil in der Ration oft dramatisch ändern. In diesem Fall sollte eine Mengenkorrektur bei der Grassilage erfolgen, um auf die gleiche TM-Aufnahme zu kommen wie in der Ausgangsration. Daher ist eine Kontrolle des TM-Gehaltes der Silage unbedingt zu empfehlen, wenn hier starke Änderungen auftreten.
![Wird Wasser nur an einer Stelle zugeführt, dann besteht die Gefahr der Verklumpung. Besser wäre es, das Wasser über den geammten Mischer verteilt zuzuführen. © Archiv Wird Wasser nur an einer Stelle zugeführt, dann besteht die Gefahr der Verklumpung. Besser wäre es, das Wasser über den geammten Mischer verteilt zuzuführen. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781171670447.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781174)
Wie kann man der Selektion des Kraftfutters entgegenwirken?
- Wasserzusatz
o Mit 1 Liter Wasser pro Tier und Tag, kann der TM-Gehalt in der Ration um etwa 1% gesenkt werden.
o Auf gleichmäßige Verteilung des Wassers im Mischwagen während des Mischvorganges achten.
o Zu viel Wasser erhöht den Frischmasseanteil.
Durch das begrenzte Futteraufnahmevermögen des Pansens kann es dadurch zu einer mangelhaften Trockenmasseaufnahme kommen! ?
- Tier-Fressplatzverhältnis mindestens 1:1, da ansonsten rangniedrigere Tiere, vor allem Erstlingskühe, das bereits "durchsortierte“ Futter zum Fressen bekommen.
- Mehrmaliges Heranschieben des Futters über den Tag.
- TM-Gehalt der Grundfuttermittel zwischen 30% und 35%
- Feiner Vermahlungsgrad des eingesetzten Kraftfutters (vor allem bei Körnermais)!
- Keinesfalls Kraftfutter-Pellets einmischen!
- Grassilage so kurz wie möglich schneiden. Besonders bei Maissilageanteilen über 50% in der Ration kommt es sonst zu einem bevorzugten Ausselektieren der Maissilage.
Tabelle 2: Der Einfluss von Wasserzusatz in Mischrationen auf wichtige Fütterungsparameter.
![Uneinheitliche Kotkonsistenz mit einem großen Anteil an sehr dünner Beschaffenheit deutet auf ein selektives Fressverhalten hin. © Archiv Uneinheitliche Kotkonsistenz mit einem großen Anteil an sehr dünner Beschaffenheit deutet auf ein selektives Fressverhalten hin. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781162506858.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781167)
Durch die Zugabe von Wasser und die dadurch bedingte Reduzierung des TM-Gehaltes von ursprünglich 46% auf 37% in der Mischration konnte eine eindeutige Steigerung der Futteraufnahme und somit auch der Milchmenge erreicht werden. Bei der "trockenen“ Rationen verbrauchten die Tiere viel mehr Wasser.
![Lange Futterpartikel im Kot in Verbindung mit Resten von Kraftfutter deuten auf eine zu schnelle Passagerate durch den Pansen hin. © Archiv Lange Futterpartikel im Kot in Verbindung mit Resten von Kraftfutter deuten auf eine zu schnelle Passagerate durch den Pansen hin. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781158278188.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781161)
Wie erkennt man, ob eine Selektion am Futtertisch stattfindet?
- Beim Einfüttern kommen die Tiere sofort zum Futtertisch
- Unterschiedliche Farbe des frisch vorgelegten Futters und der Futterreste. Kraftfutter und Maissilage werden bevorzugt gefressen.
- Die Tiere fressen nicht gleichmäßig von oben nach unten, sondern wühlen hin und her und es entsteht sogenannter "Tunnelfraß“.
- Heterogene Kotkonsistenz der Herde.
- Uneinheitliche Körperkondition der Tiere in derselben Laktationsgruppe.
- Vermehrte Krankheitsanfälligkeit
- Überprüfung der Mischgenauigkeit mittels Schüttelbox
Graphik 1: Schüttelboxauswertung-Ausgangsration (Kontrollgruppe) TM-Gehalt der Mischration von 46,4 %.
![Durch das "Sieben" der Mischration mit der Schüttelbox zu Beginn des Einfütterns und nach 24 Stunden lässt sich leicht erkennen, ob eine Selektion am Futtertisch stattgefunden hat. © Archiv Durch das "Sieben" der Mischration mit der Schüttelbox zu Beginn des Einfütterns und nach 24 Stunden lässt sich leicht erkennen, ob eine Selektion am Futtertisch stattgefunden hat. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/155378115293633.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781157)
Nach 24 Stunden ist deutliches Ausselektieren des Kraftfutters erkennbar.
Der Anteil der feinen Futterartikel im Boden nimmt deutlich ab, während sich der Anteil an groben Futterteilen im Obersieb markant erhöht.
Der Anteil der feinen Futterartikel im Boden nimmt deutlich ab, während sich der Anteil an groben Futterteilen im Obersieb markant erhöht.
Graphik 2: Schüttelboxauswertung-Versuch 1; TM-Gehalt der Mischration von 37,3%
![Das Herausselektieren der schmackhafteren Futterbestandteile am Futtertisch wird oft nicht erkannt. Aber es gibt wirksame Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. © Archiv Das Herausselektieren der schmackhafteren Futterbestandteile am Futtertisch wird oft nicht erkannt. Aber es gibt wirksame Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. © Archiv](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.03.28/1553781146639797.jpg?m=MTQ2LA%3D%3D&_=1553781150)
Durch Wasserzugabe konnte die Selektion am Futtertisch drastisch eingeschränkt werden. Das zeigt auch der relativ geringe Rückgang an feinen Futterpartikeln im untersten Sieb.
Zusammenfassung:
- Die Futterselektion kann zu größeren Problemen beim Gesundheitsstatus einer Herde führen.
- Wasserzusatz ist eine von mehreren Möglichkeiten, dem Abhilfe zu schaffen.
o Kontrolle des Trockenmassegehaltes.
o Gefahr der Erwärmung besonders in den Sommermonaten – täglich frische Futtervorlage!
- Laufende Kontrolle:
o Kotkonsistenz
o Körperkondition, Klauen
o Mischgenauigkeit (Schüttelbox)
DI Wolfgang Reiter
E-Mail: wolfgang.reiter@lk-ooe.at
Tel.: 050 6902 - 1358