Der schnellwirksame Ammoniumanteil in Rindergülle erlangt ohne Einarbeitungsmöglichkeit nur durch eine entsprechende Verdünnung (mit Wasser mindestens 1 : 1 oder Separation) eine gute Wirkung. Die bodennahe streifenförmige Ausbringung mittels Schleppschuh bringt für Grünland und Feldfutter die meisten Vorteile.
Rindergülle ist ein wertvoller und hochwirksamer Volldünger in der Kreislaufwirtschaft
Wirtschaftsdünger, wie Gülle oder Mist und Jauche, die in der Tierhaltung unweigerlich anfallen, müssen im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder auf die landwirtschaftlichen Flächen zurückgeführt werden. Wirtschaftsdünger sind äußerst wertvolle Mehrnährstoffdünger, die einen sorgsamen Umgang verlangen. Nur bei optimalem Wirtschaftsdüngermanagement (Konsistenz, Ausbringmenge, Zeitpunkt im Jahresverlauf, Witterung - Temperatur - Niederschlag, Technik) können ohne übermäßige mineralische Ergänzung optimale Erträge mit bestmöglicher Qualität erzielt werden.
Rindergüllen weisen bei einem üblich vorkommenden Verdünnungsgrad von 1 : 0,5 ca. 1 kg P2O5 und 3,5 kg K2O pro Kubikmeter auf. Darüber hinaus enthalten Wirtschaftsdünger Schwefel (ca. 8 bis 10% des Stickstoffgehaltes) und Spurenelemente. Derartige Rindergüllen haben einen durchschnittlichen N-Gehalt von 2,5 bis 3,5 kg/m³. Davon liegt ca. die Hälfte in der langsam wirkenden organischen Form vor. Die anderen 50% sind als schnellwirkender Ammonium-Stickstoff vorhanden, der aber von Abgasung in die Luft als Ammoniak betroffen ist, wenn er nicht möglichst schnell vom Boden-Ton-Humus-Komplex aufgenommen wird, sondern auf der Bodenoberfläche oder auf der Pflanzenmasse aufliegt. Dieses Emissionsrisiko ist umso größer, je höher die Temperatur und der pH-Wert (Gülle und Boden) sind.
Daher ist es bei Ackerflächen ohne Bodenbedeckung unmittelbar vor dem Anbau ein Gebot der Stunde, Gülle oder Jauche aufgrund der hohen Ammoniumgehalte möglichst unverzüglich einzuarbeiten. Bei wachsenden Kulturen, insbesondere bei Grünland und Ackerfutterflächen, ist dies nicht möglich. Folglich sind andere Maßnahmen zur Minimierung der Ammoniak-Verluste anzuwenden.
Verdünnung der Rindergülle (Wasser oder Separierung)
Um die fast immer in viel zu dicker Konsistenz anfallenden Rindergüllen in Bezug auf die Stickstoffwirkung überhaupt effizient ohne Berücksichtigung irgendeiner Ausbringungstechnik einsetzen zu können, ist eine entsprechende Verdünnung optimalerweise von mindestens 1 : 1 mit Wasser oder eine Separierung zu empfehlen.
Ob sich betriebsindividuell dieser hohe Verdünnungsgrad oder die Separierung als der günstigere Weg darstellt, hängt primär von der Güllelager-Feld-Entfernung ab. Nur die Dünngülle kann möglichst schnell in den Boden einsickern. Eine dünne Gülle ist außerdem die Grundvoraussetzung für eine möglichst störungsfreie bodennahe streifenförmige Ausbringungstechnik.
Ist die Gülle zu dick, bleibt diese am Pflanzenbestand kleben, liegt oben auf und ist hochgradig von Ammoniakverlusten betroffen. Darüber hinaus werden dann diese Düngereste beim folgenden Schnitt mitgeerntet, können erheblich zur Verschmutzung beitragen und damit die Futterqualität negativ beeinflussen.
Wird Rindergülle nicht entsprechend verdünnt, wäre diese in der Empfehlung rein aus Sicht des Futterverschmutzungsrisikos ähnlich wie Stallmist zu behandeln. Stallmist oder Mistkompost muss deshalb im Herbst auf Grünland nach der letzten Nutzung ausgebracht werden. Im Frühling sollten die über den Winter nicht verrotteten organischen Anteile mittels Striegel oder Wiesenegge bearbeitet werden. Diese Empfehlung entspricht aber keinesfalls einem optimalen und effizienten Gülleeinsatz auf Grünland und Feldfutter.
Liegen am Rinderbetrieb Dünngüllen vor, sind diese auch für verbesserte bodennahe streifenförmige Ausbringungstechniken tauglich. Dabei stellt sich zunehmend die Schleppschuhtechnik als die bestgeeignetste in wachsende Bestände allgemein (z.B. Wintergetreide, etc.) und im Grünland und Feldfutter im Speziellen dar. Denn bei der Ausbringung mittels Prallteller ist es unabdingbar, dass die Gülleausbringung unmittelbar nach jedem Schnitt erfolgt, um diese auf den Boden und nicht auf die Pflanzen zu bringen. Dies stellt für viele Milchviehbetriebe häufig eine extreme Arbeitsspitze dar, überhaupt dann, wenn die Witterung nicht passt. Und diese passt meistens nicht: Bei feuchten Bodenverhältnissen weist die schwere Gülletechnik ein besonders hohes Verdichtungsrisiko auf, sonnige Wetterphasen sind aufgrund des hohen Emissionsrisikos ungeeignet, unmittelbar vor Niederschlagsereignissen kann nur eine begrenzte Güllemenge ausgebracht werden.
Die Gülleausbringung mittels Schleppschuh kann gerade diese Arbeitsspitze ("Ladewagen ab - Güllefass an“) erheblich reduzieren. Denn man kann mit der Gülleausbringung so lange zuwarten, bis sich ein geeigneter Termin ergibt. Dabei sollte der Grünland- bzw. Feldfutteraufwuchs mind. 10 cm bis 15 cm angewachsen sein. Der Schleppschuh gleitet auf der Bodenoberfläche und teilt dabei den Pflanzenbestand, sodass ein großer Teil der Gülle direkt auf die Bodenoberfläche und nicht auf die Pflanzen abgelegt wird. Einige Techniken sind so konstruiert, dass durch den Anpressdruck ein flacher Schlitz gezogen wird, um die rasche Infiltration der flüssigen Phase der Gülle in den Boden zu erleichtern. Gleichzeitig wird durch die beschattende Wirkung des sich nach der Ausbringung wieder schließenden Bestandes die Emissionsaktivität der Gülle zusätzlich reduziert. Damit kann der schnellwirksame Ammonium-Stickstoff optimal in Ertrag mit einem höchstmöglichen Rohproteingehalt umgesetzt werden. Unten angeführte Grafik zeigt, dass die Ammoniakverluste unmittelbar nach der Gülleausbringung bei den bodennahen streifenförmigen Techniken um etwa 65 bis 75% geringer sind.
Der feste organische Anteil der Gülle bleibt in unmittelbarer Bodennähe. Damit ist bei einer empfohlenen Schnitthöhe von mindestens 7 cm beim Folgeaufwuchs und bei optimaler Ernte-Geräteeinstellung das Futterverschmutzungsrisiko minimiert. In unten angeführter Grafik ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Schleppschuhtechnik die Grassilagequalität wesentlich verbessert, indem die Buttersäuregehalte erheblich geringer sind.
Unter Berücksichtigung der Emission und Futterverschmutzung ist die Gülle-Injektionstechnik bzw. Schlitztechnik zwar die beste Variante. Diese hat aber aufgrund der geringeren Arbeitsbreite, der noch höheren Gewichte, der Narbenschädigung und der höheren Kosten gewisse Nachteile, sodass sich die Gülleausbringung mittels Schleppschuh für Grünland und Feldfutter als die zu favorisierende Technik herauskristallisiert.
Bodennahe Ausbringung ist eine Notwendigkeit zur Erfüllung der Vorgaben der NEC-Richtlinie
Nur durch eine möglichst breite Anwendung der Gülleausbringung mittels Schleppschuhtechnik in der Rinderhaltung können die Vorgaben aufgrund der EU-NEC-Richtlinie zur Reduktion der Ammoniak-Emissionen - die zu den Luftschadstoffen gerechnet werden - erzielt werden, indem ein Minderungsfaktor von -50% angewendet werden kann.
Dafür sind von der Politik und dem BMLRT auf dringende Empfehlung der Landwirtschaftskammer die Weichen kurzfristig hervorragend gestellt worden. Für die Jahre 2021 und 2022 ist für die ÖPUL-Maßnahme "bodennahe Ausbringung“ der Einstiegsstopp aufgehoben, die betriebliche Mindestausbringungsmenge gestrichen und die Kubikmeter-Grenze von 30 auf 50 m³ pro Hektar düngungswürdiger Acker- und Grünlandfläche angehoben worden. Zusätzlich ist in der Investitionsförderung der Fördersatz für die bodennahe Ausbringungstechnik und für die Gülleseparatoren von 20 % auf 40% erhöht worden. Darüber hinaus hat die Covid-19-Investitionsprämie einen zusätzlichen Umsetzungsschwung gebracht. Als Wermutstropfen müssen die überhitzte Nachfrage mit entsprechenden Preissteigerungen und die Wartezeiten (Geräteverfügbarkeit) bezeichnet werden.
Dennoch bedarf es für die Erreichung der NEC-Verpflichtungen in der neuen LE 23+ zusätzlich einer weiteren Anpassung der ÖPUL-Maßnahme "Bodennahe Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Biogasgülle“ und einer neuen Maßnahme für „Gülleseparierung“. Denn diese für die Landwirtschaft kostspieligen technischen Lösungen sind in Anbetracht der Betriebsstruktur in Österreich ohne Unterstützung der öffentlichen Hand nicht finanzierbar.
Informationen bei der Boden.Wasser.Schutz.Beratung: www.bwsb.at; 050/6902-1426