Wieviel Güllestickstoff kommt tatsächlich zur Pflanze?

Stickstoff hat auf Grund seiner
vielfältigen Verlustmöglichkeiten
eine Sonderstellung, kann er
doch gasförmig in Form von Ammoniak
verloren gehen oder in
Form von Nitrat ausgewaschen
werden. Zudem sind in Böden
mit regelmäßiger Wirtschaftsdüngerzufuhr
die Humusgehalte
tendenziell höher. Da Humus
bei einem Kohlenstoff-/Stickstoff
verhältnis von 10:1 etwa
6% Stickstoff enthält,
findet sich auch ein Teil vom
Wirtschaftsdüngerstickstoff im
Humus festgelegt wieder.
Wieviel vom Stickstoff aus Wirtschaftsdüngern
schlussendlich
der Pflanze als Nährstoff zur Verfügung
steht, kann im Einzelfall
schwanken und wird mit pauschalen Faktoren berechnet. Daraus
ergeben sich dann Begriffe
wie Stickstoff ab Lager, Stickstoff
feldfallend oder Stickstoff jahreswirksam.
Harn rasch in die Güllegrube ableiten
Nicht die ganze von den Tieren
ausgeschiedene Stickstoffmenge
gelangt in die Güllegrube oder auf das Festmistlager. Der über den
Harn in Form von Harnstoff ausgeschiedene
Stickstoff wird rasch
zu Ammoniumstickstoff umgewandelt.
Ein Teil davon geht in
Form von Ammoniak gasförmig
verloren. Jede Maßnahme, die
ein schnelles Ableiten des Harns
in die Güllegrube begünstigt, hilft
diese Verluste niedrig zu halten.
Verluste im Güllelager
Auch im Güllelager gibt es noch
Ammoniakverluste. Diese sind
für offene Gruben höher anzusetzen
als für geschlossene Gruben.
Pauschal geht man davon aus,
dass bei Gülleentmistungssystemen
durchschnittlich 15% vom ausgeschiedenen Stickstoff
bei Rindern und 30% vom
ausgeschiedenen Stickstoff bei
Schweinen bereits im Stall und
bei der Lagerung verloren gehen.

Ausbringverluste können minimiert werden
Nach Abzug dieser Stall- und Lagerverluste
verbleibt der sogenannte
"Stickstoff ab Lager". Besonders
die Bedingungen und
Verfahren der Gülleausbringung
entscheiden über die Höhe der
sogenannten Ausbringungsverluste,
und damit, wieviel Stickstoff
"feldfallend" auf die zu düngende
Fläche aufgebracht wird.
Die Ausbringungsverluste werden
in Umsetzung der Nitrataktionsverordnung
pauschal mit
13% bei den flüssigen
Wirtschaftsdüngern Gülle
und Jauche und mit 9%
beim Festmist angesetzt. Diese
Verlustansätze liegen in der Praxis,
besonders unter ungünstigen
Ausbringungsbedingungen,
deutlich höher.
Gülle rasch einarbeiten
Grundsätzlich wird Ammoniumstickstoff
im Boden gut festgehalten.
Alle Maßnahmen, die dazu
beitragen, dass der Stickstoff
rasch in den Boden kommt, sorgen
für eine gute Pflanzenverfügbarkeit. Eine Gülleeinarbeitung, möglichst zeitnah nach der Ausbringung, ist zwar nur auf unbestellten Ackerflächen möglich,
vermindert aber Stickstoffverluste
ganz wesentlich. Das zeigt
auch Grafik 1.
Hohe Fließfähigkeit verringert Stickstoffverluste
Der Trockensubstanzgehalt der
Gülle beeinflusst wesentlich ihre
Fließfähigkeit. Nur dünnflüssige
Güllen in Boden. Auch dadurch lässt sich
eine hohe Stickstoffverwertung
erreichen, weil die Abgasungsverluste
niedrig bleiben.
Die Fließfähigkeit zu erhöhen, ist
besonders bei Rindergüllen mit
höherem Trockensubstanzgehalt
eine wirksame Maßnahme, in der
Praxis aber nicht immer durchführbar.
Fließfähigere Güllen erreicht
man durch Verdünnen mit
Wasser oder indem man den Trockensubstanzgehalts
durch Separieren
oder Einbringen in eine
Biogasanlage verringert.
Bei arrondierten Betrieben mit
Gülleverschlauchung wird eine
Gülleverdünnung mit Wasser
eine vertretbare Empfehlung
sein. Bei einer Gülleausbringung
mit dem Fass und, hier besonders
bei längeren Anfahrtswegen,
ist das Verdünnen der Gülle hinsichtlich Zeit- und Kostenaufwand
keine praxistaugliche Variante.
Vorteile der separierten Rindergülle
Auch das Separieren der Gülle
ist mit hohen Kosten verbunden
und wird nur für jene Betriebe
eine Option sein, die einen
Strohzukauf durch das Festsubstrat
zum Einstreuen der
Liegeboxen ersetzen können.
Bei einer separierten Rindergülle
bildet die nach Abtrennen
des Feststoffanteils verbleibende
Dünngülle keine Schwimmschichten
mehr, ist sehr homogen
und man muss sie vor dem
Ausbringen nicht mehr aufrühren.
Durch die sehr gute Fließfähigkeit
ist die Futterverschmutzung
auch ohne nachfolgende
Niederschläge geringer und die
Dünngülle infiltriert rasch in
den Boden.
In Grafik 2 sieht man, dass bei dickflüssigen Güllen mit hohem Trockensubstanzgehalt die Stickstoffverluste deutlich höher liegen als bei verdünnten, fließfähigen Güllen mit niedrigem Trockensubstanzgehalt. Das rasch in den Boden infiltrierende Wasser bringt mehr Ammoniumstickstoff in den Boden.
In Grafik 2 sieht man, dass bei dickflüssigen Güllen mit hohem Trockensubstanzgehalt die Stickstoffverluste deutlich höher liegen als bei verdünnten, fließfähigen Güllen mit niedrigem Trockensubstanzgehalt. Das rasch in den Boden infiltrierende Wasser bringt mehr Ammoniumstickstoff in den Boden.
Gut zu wissen
Wirtschaftsdünger sind mengenmäßig
die bedeutensten
Nährstoffquellen für die heimische
Landwirtschaft. Dies
trifft nicht nur für Stickstoff
zu, sondern auch für Phosphat
und besonders für Kali.
Die mittels Düngung zugeführten
Nährstoffmengen über
Mineraldünger liegen teilweise
deutlich unter jenen aus den
Wirtschaftsdüngern. Es ist
anzunehmen, dass dies auch
für Schwefel, Magnesium und
Spurenelemente zutreffend
ist.
Bandförmig ausbringen
In den letzten Jahren wurden
auch die bandförmige Gülleausbringung
mittels Schleppschlauch
und zunehmend mittels
Schleppschuh als Maßnahme für
niedrigere Stickstoffverluste und
eine hohe Stickstoffeffizienz eingesetzt.
Durch die bandförmige
Ablage der Gülle steht nur eine
verringerte Oberfläche zur Gülleabgasung im Vergleich zur Ausbringung mit dem Prallteller zur Verfügung. Der Schleppschuh erweitert zudem den Zeitraum der Gülleausbringung auf Grünland- und Feldfutterflächen, da auch noch
in bereits wieder angewachsenen
Beständen gefahren werden
kann und die Gülle nicht unbedingt
in den ersten Tagen nach
dem Schnitt ausgebracht werden
muss. Damit eignet sich diese
Technik auch für einen überbetrieblichen
Einsatz besser.
In Österreich werden aktuell
durch die ÖPUL 2015-Maßnahme
"Bodennahe Ausbringung
von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Biogasgülle“ nachweisbar zirka 3 Mio. Kubikmeter flüssiger Wirtschaftsdünger bodennah
ausgebracht.
Grafik 3 zeigt, dass die bandförmige
Gülleablage durch den
Schleppschlauch zu geringeren Ammoniakabgasungen führt. Die
rote Linie mit etwa 90%-igem
Verlust des Ammoniumsticksto
ffes weist auf widrigste
Umstände der Gülleausbringung
hin: sommerliche Temperaturen,
dicke Gülle und Ablage mit Prallteller
auf die Grasnarbe. Eine
Gülleinjektion in den Boden hat
in der Praxis kaum Bedeutung,
wäre aber hocheffizient.
Hohe Temperaturen erhöhen Ammoniakverluste
Auch ohne Gülleverdünnung und
verlustminimierender Ausbringungstechnik
lassen sich Ammoniakverluste
zum Teil verringern.
Hohe sommerliche Temperaturen
und warme abtrocknende
Winde begünstigen Verluste.
Wann immer es möglich ist, sollte
man Gülle bei Tagen mit bedecktem
Himmel und damit einhergehend
etwas niedrigeren Temperaturen
bevorzugt ausbringen.
In Grafik 4 ist gut ersichtlich, dass
die wesentlichsten Ammoniakverluste
in den ersten Stunden
nach der Gülleausbringung stattfinden. Dabei steigern höhere
Temperaturen bei der Gülleausbringung
auch die Ammoniakverluste.
Bei 25 °C wurden deutlich
höhere Verluste festgestellt
als bei niedrigeren Temperaturen.
Kurz gefasst
Viele Einflussfaktoren entscheiden darüber, wieviel Güllestickstoff bis zur Pflanze gelangt. Nur bei Kenntnis dieser Einflussfaktoren kann bewusst eine verlustarme Gülleausbringung angestrebt werden. Im Bereich der Güllelager sparen geschlossene Gruben über Jahrzehnte Ammoniak gegenüber offenen Gruben ein.
Bei der Ausbringung wurde in den letzten Jahren überwiegend im Ackerland in verlustarme Technik investiert. Im Grünland- und Feldfutterbau hat die Schleppschlauchtechnik in der Praxis noch wenig überzeugt - Stichwort "Güllewürste" bei ausbleibendem Niederschlag nach der Ausbringung. Möglicherweise wird die Schleppschuhtechnik besser angenommen, zumindest dort, wo nicht die Hangneigung der begrenzende Faktor für den Einsatz dieser Technik darstellt.