VLV-Ausschuss auf Erkundungsreise in Finnland

Biosicherheit hat höchsten Stellenwert
Der Schweinebestand in Finnland ist frei von ASP und PRRS. Um dies zu erhalten, gilt ein strenges Reglement. Man muss 48 Stunden vor dem Betreten eines Schweinestalles im Land verbringen inklusive eines Saunabesuchs. Ebenso ist ein Saunagang zwischen Betriebsbesuchen erforderlich. Während im 2.500er Mastbetrieb alle Teilnehmer:innen mit üblicher Hygienebekleidung alle Abteile besuchen konnten, musste eine 6-Mann-Gruppe, die vom Sauenhalter Timo Heikala auch eine persönliche Führung im Inneren der 3.500 Sauen-Stallungen erhielt, ein umfassendes Hygieneprozedere über sich ergehen lassen. Mehrfacher Schuh- und Kleidungswechsel sowie Ganzkörperdusche beim Eintreten in die Anlage und ebenso beim Verlassen. Weiters gilt eine strikte Salmonellenüberwachung, sodass bei allen Gebäuden bauliche Vorkehrungen zum Schutz vor Vögeln und Nagern getroffen wurden.
Einheimische Futtermittel überwiegen
Gerste, Weizen, Hafer und Roggen sowie Futtererbsen und Ackerbohne dominieren. Importiertes Soja hat wenig Bedeutung, der Großteil des Proteins wird mittels Gerstenproteinisolat abgedeckt (Nebenprodukt der Alkohol- und Stärkeproduktion). Die meisten Betriebe decken ihren Getreidebedarf durch Anbau auf eigenen oder gepachteten Feldern, auf denen auch die Gülle ausgebracht wird, ab. Im flächenmäßig gleichgroßen Land wie Deutschland, das zu 70% mit Wald bedeckt ist, kann Ackerbau und Schweinehaltung primär im süd-südwestlichen Teil betrieben werden. Zurzeit zählt man noch 700 Schweinebauern, 2012 waren es noch 1.700. Die Jahresproduktion von ca. 1,8 Mio. Schlachtschweinen wird hauptsächlich an zwei genossenschaftliche Schlachtunternehmen Atria und HKscan geliefert (70% Marktanteil). Produktion und Konsumation tendieren abwärts, man liegt um die 100% Eigenversorgung und bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 30 kg Schweinefleisch.
Neues Tierschutzgesetz ab 1. Jänner 2024
Ab diesem Zeitpunkt müssen neue Abferkelbuchten als Bewegungsbuchten mit einer Mindestfläche von 7 m² ausgeführt sein. Die chirurgische Kastration ist ab 2035 verboten, ab 2024 müssen Schmerzmittel eingesetzt werden, ab 2027 zusätzlich eine örtliche Betäubung. Für die neu vorgeschriebenen Tierwohlmaßnahmen gibt es staatliche Förderungen mit 40% EU-Co-Finanzierung.
5 x täglich füttern und Fressplatz für jedes Mastschwein
Im vor wenigen Jahren errichteten 2.500 Maststall von Juha Savela in Sastamala sind die Flüssigfütterungs-Längstrogbuchten mit Teilspaltenböden ausgeführt. In der ersten Bauetappe (1.000 Mastplätze) mit 2/3 befestigtem und 1/3 Spaltenboden, im neueren Teil 1/3 befestigt, 1/3 10%-Lochspalten und ein weiteres Drittel 20%-Lochspalten. Ursprünglich war Juha Savela reiner Ackerbauer mit 500 ha Eigen- und 100 ha Pachtfläche. Das Motiv in die Schweinehaltung einzusteigen lag darin, Gülle für seine Acherfläche zu bekommen, was die Erträge um gut 20% steigen ließ.
Trotz vielfältiger Anstrengungen, wie z.B. viel Platz und strukturierter Bodenbeschaffenheit mit Fußbodenheizung, Top-Stallklima u.a. Güllekühlung mit Wärmepumpen und der täglichen Gabe einer Handvoll Heu je Box sowie Beschäftigungsmaterial wie salzimprägniertem Birkenholz, ist in einzelnen Boxen Schwanzbeißen sichtbar. Wenn am Schlachthof mehr als 5% abgebissene Schwänze registriert werden, verliert der Halter eine Prämie von einigen Cent/kg Schlachtgewicht. Laut Auskunft des Betriebsleiters schaffen 90% der gelieferten Partien diese Hürde.
Trotz vielfältiger Anstrengungen, wie z.B. viel Platz und strukturierter Bodenbeschaffenheit mit Fußbodenheizung, Top-Stallklima u.a. Güllekühlung mit Wärmepumpen und der täglichen Gabe einer Handvoll Heu je Box sowie Beschäftigungsmaterial wie salzimprägniertem Birkenholz, ist in einzelnen Boxen Schwanzbeißen sichtbar. Wenn am Schlachthof mehr als 5% abgebissene Schwänze registriert werden, verliert der Halter eine Prämie von einigen Cent/kg Schlachtgewicht. Laut Auskunft des Betriebsleiters schaffen 90% der gelieferten Partien diese Hürde.
Größter Sauenhalter Finnlands ist überzeugt: Es geht!
Timo Heikala arbeitet seit 15 Jahren auf seinem 3.500 Sauenbetrieb an Verbesserungen im Abferkel- und Aufzuchtbereich, um das Kupierverbot praxistauglich hinzubekommen. Tiergesundheit, Raumklima und Luftqualität sieht er als Grundvoraussetzungen, gefolgt von Futterqualität, mehrfach täglicher Fütterung, einem attraktiven Beschäftigungsmaterial sowie Tierbeobachtung. Er verkauft jährlich 110.000 Ferkel - 1/3 als Babyferkel und 2/3 mit 30 kg an fixe Partnerbetriebe wie z.B an Juha Savela, den besuchten Mastbetrieb. Die Verkaufsferkel werden in A- und B-Qualität sortiert. Juha Savela beispielsweise bezieht B-Qualität, was eine Erklärung dafür sein dürfte, dass der Masttierbestand - trotz Tageszunahmen von über 1.000 g - nicht beeindrucken konnte. In der Sauengenetik überwiegen noch Dänische Landrasse und Yorkshire. Die Umstellung auf norwegische Norswingenetik ist im Gange. 25 Vollzeitbeschäftigte sowie die Familienmitglieder bewerkstelligen den täglichen Arbeitsanfall.