… und wo bleibt die Lebensqualität am Bauernhof?
Lebensqualität bedeutet für
jeden von uns etwas anderes.
Wir können nur subjektiv für
uns selber definieren, was es für
uns persönlich bedeutet und je
nach Lebenssituation wird das
unterschiedlich ausfallen.
Wenn dies nicht mehr möglich
ist, wird die Situation mit
einem angehenden „Burn-out“
beschrieben. Mediziner fassen
unter diesem Begriff eine tiefe
körperliche, geistige und seelische
Erschöpfung zusammen,
die ernstzunehmende Folgen
für die Gesundheit hat und
bis zur Arbeitsunfähigkeit führen
kann. Die Ursachen sind
sehr umfassend und weil der
Weg dorthin ein schleichender
Prozess ist, sollte man sie sich
rechtzeitig bewusstmachen.
Es kommen immer wieder
Anfragen von Bäuerinnen und
Bauern, die sich einfach überfordert
fühlen mit ihrer gegenwärtigen
Lebenssituation und
nach Hilfen fragen.
Die ständige Mehrfachbelastung
und dass Bäuerinnen und
Bauern nicht einfach die Bürotür
zumachen können, um
so Arbeit und Familie zu trennen,
bringt viele an ihre Grenzen.
Am Betrieb nimmt einen
immer etwas in Anspruch, und
permanent da sein zu müssen,
kostet Kraft. Wichtig ist den
Anrufern, mit jemandem reden
zu können, der den bäuerlichen
Hintergrund kennt. Die
häufigsten Themen sind Generationenkonflikte,
Herausforderungen
bei der Hofübergabe,
die weit über das Betriebliche
hinausgehen, aber die Basis eines
stabilen und innovativen
Betriebs ausmachen, und das
allgemeine Zusammenleben
am Hof. Darüber hinaus sind
betriebliche Herausforderungen
und hier vor allem die Arbeitsüberlastung
massive Themen.
Leider werden auch die
Themen Sucht und Gewalt auf
den Höfen zunehmend häufiger.
Reden ist Gold – Hilfe annehmen keine Schande
Gerade, weil am Hof mehr
Menschen miteinander arbeiten
und leben, kommt es oft
dazu, dass die eigenen Bedürfnisse
zu lange zurückgestellt
werden, dass man sich längere
Zeit überfordert. Ein weitverbreitetes
Missverständnis ist,
dass ein gutes Familienleben
als selbstverständlich betrachtet
wird. Gerade in Zeiten, wo
wir das Leben schwer empfinden,
ist das Reden mit Weggefährten
besonders wichtig.
Das Reden mit dem Partner, in
der Familie, mit Freunden ist in
guten wie in schlechten Zeiten
Goldes wert.
Sich Unterstützung von außen
zu holen, kann den Vorteil
haben, mit einer neutralen Person,
die zur Verschwiegenheit
verpflichtet ist und dafür ausgebildet
ist, das Problem anzugehen
und andere Blickwinkel
zu sehen.
Die neue Beratungsstelle
wird in das bereits bestehende
Angebot der Initiative ,Lebensqualität
Bauernhof‘ eingebettet
und die bereits bestehende
gute Kooperation mit
den Partnern der Sozialversicherungsanstalt
der Selbständigen
(SVS), mit BeziehungLeben,
mit den Mediatoren
von „Hofkonflikt“ und mit
dem Maschinenring OÖ wird
es auch weiterhin ge-ben und
brauchen.
Der Griff zum Hörer ist oft
der erste Schritt zur Veränderung,
um aus einer schwierigen
Lebens- und Arbeitssituation
herauszuführen. Ziel ist
es, die persönlich richtige Balance
im Leben zu finden und
Freude und Glück wieder zu
empfinden.
Beratungsstelle Lebensqualität am Bauernhof OÖ
Ab Jänner 2022 gibt es eine
neue Anlaufstelle in der
Landwirtschaftskammer OÖ, die
unter dem Namen „Lebensqualität
Bauernhof“ unter
T. 050 6902 1800 oder per
Mail unter lebensqualitaet@
lk-ooe.at als Beratungsstelle für
alle Themen rund um Probleme,
Fragen und Herausforderungen
am bäuerlichen Betrieb,
zusätzlich zu der betrieblich und
fachlich eindeutig zuordenbaren
Beratung, angeboten wird.
Diese neue Erstberatungsstelle
ermöglicht in Ausnahmesituationen
allen Beteiligten einen
Blick nach vorne.
Bäuerliches Sorgentelefon
T. 0810 676 810
Montag bis Freitag
8.30 bis 12.30 Uhr
Anonym
Geschulte Berater aus ganz
Österreich hören zu und
wissen über das bestehende
Beratungsangebot in Oberösterreich
Bescheid.
Das bäuerliche Sorgentelefon
ist seit mehr als zehn Jahren
die als erste Anlaufstelle bei
kleinen und großen Problemen
und Sorgen.