Multifunktionelles Grünland - jeder Quadratmeter zählt
Grünland unter Druck
Fakt ist: unser Grünland ist unter Druck. Änderungen in der Nutzung, sei es nun durch Verbauung, Bewirtschaftungsaufgabe und anschließende Aufforstung führen zu Flächenverlusten. Der Klimawandel führt auch dazu, dass Wiesen - wo dies möglich ist - in Ackerflächen umgewandelt werden, um damit leichter den sinken Niederschlägen beziehungsweise den steigenden Temperaturen begegnen zu können. Letztendlich gehen damit aber die vielfältigen Leistungen des Grünlands unwiederbringlich verloren.
Humus und Kohlenstoff
Bedingt durch den dauerhaften Bewuchs zeichnet sich im Besonderen sehr altes Dauergrünland durch hohe Humusgehalte aus. Je nach Standort kann dieser zwischen 5 und 7% liegen, auf feuchteren Standorten auch deutlich darüber. Humus enthält große Mengen an Kohlenstoff. Durch diese hohen Gehalte an Humus und dessen Fähigkeit, Kohlenstoff langfristig zu speichern und damit unserer Atmosphäre zu entziehen, hat das Grünland eine große Bedeutung als sogenannte "Kohlenstoffsenke". Eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden leistet somit einen besonders wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser Kohlenstoffsenke.
Wasserfilter Wiese
In unseren Breiten sind wir in der glücklichen Lage über ausreichend und vor allem qualitativ hochwertigstes Wasser zu verfügen. Auch an der Sicherung dieser sehr guten Wasserqualitäten ist unser Grünland maßgeblich beteiligt. Der ganzjährige Pflanzenbewuchs hat ein hohes Nährstoffaufnahmepotenzial und gewährleistet gleichzeitig bei sachgerechter Düngung einen großen Nährstoffrückhalt. Der dichte Wurzelfilz auf den Grünlandböden sorgt damit einerseits für eine effektive und sichere Aufnahme und Verwertung der Nährstoffe und im selben Zug dafür, dass diese nicht ins Grundwasser gelangen. Das Grünland sichert somit auch beste Qualitäten unseres Trinkwassers.
Schutz vor Erosion und Wasserspeicher
Das Klima ändert sich und damit nimmt auch die Häufigkeit für Starkregenereignisse zu. Auf hängigen Flächen wird Bodenerosion bei solchen Extremereignissen oftmals zum Problem. Das Grünland ist auch hier durch die dauerhafte Bodenbedeckung und den gut ausgeprägten Wurzelraum klar im Vorteil. Der Pflanzenbewuchs bremst abfließendes Oberflächenwasser und gleichzeitig sorgt das hohe Wasserspeichervermögen von Grünlandböden für insgesamt geringere Abflüsse bei Starkregenereignissen.
Ohne Menschen keine Wiese
Als Kulturlandschaften sind Wiesen durch die Bewirtschaftung des Menschen entstanden und geprägt worden. Ohne eine regelmäßige Mahd oder Beweidung würden sie wieder verschwinden und durch die natürliche Abfolge unterschiedlicher Pflanzengesellschaften zuerst verbuschen und letztlich wieder zu Wald werden. Das würde den Verlust von Wiesen als attraktiven Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und Wildtieren bedeuten. Auch aus Sicht der Artenvielfalt ein klarer Rückschritt.
Der Standort entscheidet …
Betrachtet man die vielfältigen Funktionen, die vom Grünland erbracht werden, wird schnell klar, warum uns dessen Erhalt ein Anliegen sein sollte. Verständlicherweise stehen in der heutigen Zeit mehr denn je wirtschaftliche Aspekte oftmals den genannten ökologischen Gesichtspunkten gegenüber. Ziel sollte jedenfalls immer eine standortangepasste Bewirtschaftung sein. Dann kann Grünland auch Grünland bleiben - denn jeder Quadratmeter zählt.