Mercosur-Freihandelsabkommen gefährdet Lebensmittelsicherheit
Im Zusammenhang mit dem vor einem Jahr aufgedeckten Gammelfleischskandal in
Brasilien wurde nun bekannt, dass auch Salmonellenbefunde in Produkten des Konzerns
BRF-Brasil verheimlicht wurden. Die Europäische Union plant daher, einer noch
nicht genau bekannten Anzahl an brasilianischen Fleischverarbeitern den Zugang zum
Binnenmarkt zu entziehen.
„Die fehlende Nahrungsmittelsicherheit in Brasilien macht
wieder einmal klar, dass die hohen Standards unserer Lebensmittel durch weitere Importe
aus Südamerika gefährdet sind. Eine weitere Öffnung des Lebensmittelmarktes
im Zuge des Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Staaten ist daher strikt abzulehnen“,
stellt Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich,
klar.
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Wie das Landwirtschaftsministerium in Brasilia bekannt gegeben hat, wurden in insgesamt
fünf Prüflabors Salmonellenbefunde in Produkten des Fleischgiganten BRF-Brasil verheimlicht.
Dadurch ist der vor rund einem Jahr bekannt gewordene Skandal um in den Handel
gelangtes Gammelfleisch aus Brasilien um eine Facette reicher. Auch wenn in der Zwischenzeit
neue Regelungen im Bereich der Lebensmittelhygiene umgesetzt wurden, nährt
dieser Vorfall die Zweifel an der Sicherheit brasilianischer Lebensmittel. „Österreich weist
strenge Anforderungen im Bereich der Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln auf.
Unserer Bäuerinnen und Bauern erreichen dadurch ein auch im europäischen Vergleich sehr
hohes Qualitätsniveau. Wie die jetzt bekannt gewordenen weiteren Probleme mit Gammelfleisch
klar vor Augen führen, gefährden vermehrte Importe aus den Mercosur-Ländern Brasilien,
Argentinien, Paraguay und Uruguay diese hohe Lebensmittelqualität“, führt Präsident
Reisecker aus.
Freihandel mit Mercosur würde agrarische Märkte zusätzlich belasten
Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich wehrt sich vehement gegen die von der Europäischen
Kommission in die Verhandlung eingebrachten Freihandels-Kontingente für Rindfleisch,
Geflügelfleisch, Zucker und Ethanol. „Durch den Brexit befinden sich die europäischen
Landwirte bereits in einer heiklen Situation. Einerseits werden die Beiträge Großbritanniens
im gemeinsamen Haushalt fehlen, andererseits könnte mit dem britischen Markt
auch ein großer Lebensmittelimporteur wegfallen. Falls es zu Handelseinschränkungen in
Folge des Brexits kommen sollte, werden die europäischen Bäuerinnen und Bauern darunter
leiden. In dieser Situation sind weitere Einkommenseinbußen, die durch billige Importe aus
den Mercosur-Ländern drohen, nicht hinzunehmen“, erläutert Reisecker.
Protestbrief an Kommissarin Malmström
Auch aus Gründen des Klimaschutzes sind vermehrte Rindfleisch-Importe aus den Mercosur-
Ländern äußerst schädlich. Laut einer Studie der EU-Kommission fällt die Klimabilanz
bei brasilianischem Rindfleisch um bis zu viermal schlechter aus als bei Fleisch von heimischen
Tieren. Die Bedenken rund um das geplante Freihandelsabkommen wurden daher
seitens der Landwirtschaftskammer Österreich in Form eines Briefes auch direkt an die EU-Kommissarin
für Handel, Cecilia Malmström, herangetragen. „Es muss sichergestellt sein,
dass auch importierte Lebensmittel denselben Qualitätsanforderungen entsprechen wie unsere
heimischen Lebensmittel. Ansonsten kommen nicht nur unsere Bäuerinnen und Bauern
unter unfairen Wettbewerbsdruck, sondern es verlieren unterm Strich auch die europäischen
Konsumentinnen und Konsumenten“, fasst Reisecker die Bedenken der Landwirtschaftskammer
zusammen.