Mehr Augenmerk auf Ferkelvitalität
In vielen Schweinezuchtprogrammen wurden in den vergangenen Jahren vor allem ökonomisch wichtige Merkmale – wie Wurfgröße oder Tageszunahmen – mit hohen Selektionserfolgen berücksichtigt. Grund dafür ist, dass sich Zuchtziele den wirtschaftlichen Notwendigkeiten und den Anforderungen des Marktes anpassen. Stand früher die Nachfrage nach magerem Fleisch zu günstigen Preisen im Vordergrund, so ist heute die gesamte Produktionskette im Fokus.
Leistung und Tierwohl
Die Schweinehalter brauchen Tiere mit hohem Leistungspotenzial und die Verbraucher verlangen zunehmend die Verbesserung des Tierwohls, der Lebensmittelsicherheit und -qualität. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde das Projekt Optizucht von den österreichischen Schweinezuchtverbänden und der Universität für Bodenkultur Wien ins Leben gerufen. Ziel dieses, vom Landwirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojektes war es, das Zuchtziel für die Mutterlinien Edelschwein und Landrasse neu zu definieren, um für künftige Marktansprüche gerüstet zu sein.
Auf Wurfqualität setzen
Durch die einseitige Selektion auf hohe Ferkelzahlen je Wurf werden die Geburtsgewichte der Ferkel immer unausgeglichener und die Anzahl der Ferkel unter einem Kilogramm Geburtsgewicht nimmt zu. Die Chance, dass diese Ferkel ohne intensive Managementmaßnahmen – wie strenge Geburtswache, Einsatz von Ammen – überleben, ist gering. Mit einem weiteren Anstieg der Ferkelverluste ist zu rechnen. Überleben diese Ferkel, sind die Vitalität und das Wachstum herabgesetzt und somit kann auch mit Einbußen bei Mast- und Schlachtleistung gerechnet werden. Nicht nur auf der Ferkelseite sind die Managementmaßahmen erhöht, auch die Sau hat zusätzliche hohe Anforderungen hinsichtlich Fütterung und Betreuung durch die Tierhalter. Große Würfe bedeuten zudem eine stark reduzierte Nutzungsdauer der Sau, sowie ein reduziertes Tierwohl für Sau und Ferkel.
Projekt Optizucht
Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurden im Zuge des Projektes Optizucht Informationen von rund 3.500 Würfen, 2.000 Sauen und 43.500 Geburtsgewichten auf 24 Betrieben in der Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich gesammelt. Dieser Datensatz legte den Grundstein für die Analyse von den wichtigsten populationsspezifischen genetischen Parametern, der Erblichkeit und der genetischen Korrelation.
Vitalität der Ferkel
Ergebnisse zeigen, dass vor allem das durchschnittliche Geburtsgewicht je Wurf eine hohe Erblichkeit besitzt. Genetisch ist das durchschnittliche Geburtsgewicht je Wurf mit der Streuung der Geburtsgewichte und der Anzahl lebend geborener Ferkel stark verknüpft. Würde in Zukunft alleine auf die Anzahl lebend geborener sowie abgesetzter Ferkel selektiert werden, würde sich der Trend zu noch unausgeglicheneren Würfen verstärken. Neben der Einzelwiegungen wurden die Würfe hinsichtlich ihrer Vitalität innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt auf einer vierstufigen Skala (vital bis nicht vital) von den Züchtern beurteilt.
Auch dieses Merkmal weist eine genetische Komponente auf und kann somit züchterisch bearbeitet werden. Um dem Trend von zu großen Würfen mit kleinen und wenig vitalen Ferkeln entgegenzuwirken, steht uns nun die Möglichkeit der Einführung eines Ferkelvitalitätsindexes in die Routinezuchtwertschätzung offen.