In der Wiese Hundekot – Rinder tot?

Hundekot als Infektionsquelle
Über Hundekot können sich Rinder mit Neosporose infizieren. Nach einer Infektion kann es, je nach Trächtigkeitsstadium, zu Fruchtresorption, Aborten, Totgeburten oder Geburten lebensschwacher Kälber kommen, aber auch infizierte Kälber, die keine Krankheitszeichen aufweisen, können geboren werden.
Hofhunde sind gefährlicher als Stadthunde
Nur Hunde, die Kontakt zu rohem Fleisch infizierter Rinder, zu infizierten Nachgeburten oder Aborten haben, können die Krankheit über den Kot übertragen. Dabei darf man die eigenen Hunde und jene der Nachbarn nicht außer Acht lassen. Insbesondere der Zugang zu infektiösem Abortmaterial macht Hunde in ländlichen Gegenden zu potentiellen Überträgern.
Auch andere Parasiten und Keime können über Hundekot übertragen werden
Hunde aus Privathaushalten, die auf der Weide gelegentlich ihr Geschäft verrichten, stellen jedoch ein geringeres Risiko dar, als Hofhunde aus landwirtschaftlichen Betrieben, in denen selbst Rinder gehalten werden.
„Wenn Hunde nur mit Dosenfutter ernährt werden, stellen sie kein Risiko für die Übertragung der Parasiten dar. Natürlich gibt es auch andere Keime, die unter Umständen Probleme machen könnten, wie zum Beispiel Salmonellen. Auch sie können durch Hundekot übertragen werden“, erklärt Franz J. Conraths, Leiter des Instituts für Epidemiologie am Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit in Deutschland, bei einem Interview von MDR WISSEN im März 2021.
Wie gefährlich ist der Parasit für Kühe?
Wenn Kühe mit dem Parasiten infiziert sind, können ihre Kälber vor der Geburt absterben oder auch infiziert geboren werden und die Krankheit so weitergeben.
„Doch nicht alle Infektionen sind auf Hunde zurückzuführen. Die Kühe können ihre Kälber auch selbst anstecken, so lange diese in ihrer Gebärmutter sind. Ein Teil der Kälber kommt dann nicht mehr lebend zur Welt, stirbt also vor der Geburt. Ein anderer, wahrscheinlich der erheblich größere Teil, wird erst einmal normal geboren, ist aber mit diesen Parasiten schon infiziert. Die Hunde sind nicht allein schuld an der Situation“, berichtet der Experte im Interview.
Alle Hunde fernhalten, auch den eigenen
Aktionen gegen Hundekot auf Weiden und Futterflächen, die auf die Gefahr von Neospora-Infektionen beim Rind hinweisen, sind aus hygienischen Überlegungen gerechtfertigt, sie reduzieren aber nicht automatisch das Ansteckungsrisiko der eigenen Rinder. Der Infektionsdruck durch „Spaziergängerhunde“, die mit Dosen- oder Trockenfutter, aber nicht mit rohem Fleisch gefüttert werden, wird als vernachlässigbar eingeschätzt. Eher kommen Hunde auf dem eigenen oder benachbarten Betrieb als mögliche Überträger in Frage.
Gefährdete Grünflächen nur zur Heu- oder Silagegewinnung nutzen
Landwirte, die ihren Rindern Weide und Grünfutter anbieten, sollten immer an eine Kontamination mit infektiösem Hundekot denken, egal ob von eigenen oder fremden Hunden. Daher ist auf die Lage der Weiden und Futterwiesen besonders zu achten. Grünflächen, die Hunde häufig frequentieren, sollte man daher nur zur Heu- oder Silagegewinnung nutzen. Diese Behandlung von Grünfutter tötet Erreger üblicherweise ab. Futter für Rinder sollte man so aufbewahren, dass eine Verschmutzung mit Hundekot ausgeschlossen werden kann.
Gut zu wissen
Der Parasit „Neospora Caninum“ ist weltweit der Hauptgrund für Fehlgeburten bei Kühen. Neospora caninum ist ein einzelliger, intrazellulär lebender Parasit aus der Gruppe der Kokzidien. Der vollständige Entwicklungszyklus wurde erst vor wenigen Jahren beschrieben und schließt den Hund als Endwirt ein, der die Krankheit über den Kot weiterverbreiten kann. In bestimmten Regionen der Welt stellt der Parasit die häufigste Abortursache bei Rindern dar, die enorme wirtschaftliche Einbußen zur Folge hat.