30.07.2018 |
von DI Peter Frühwirth
Grünlandbestände und Trockenheit
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In den letzten Jahren haben wir schon viele Varianten an Trockenperioden erlebt. Frühjahrstrockenheit von Mitte März bis Mitte Mai, mehrwöchige Sommertrockenheiten von Mitte Juni bis Ende Juli, oder auch Mitte Juli bis Ende August, oder auch kurze Trockenheit verbunden mit extremer Hitze im Juli. Aber so eine Situation wie heuer - Trockenheit von Anfang April bis Ende Juli – gefolgt von Hitze im August, ist bisher noch nicht vorgekommen.
Letztlich bleibt für die Zukunft nur eine Schlussfolgerung: Wir müssen uns auf regelmäßig wiederkehrende, auch mehrwöchige, Trockenheiten einstellen. Soweit es eben möglich ist.
Letztlich bleibt für die Zukunft nur eine Schlussfolgerung: Wir müssen uns auf regelmäßig wiederkehrende, auch mehrwöchige, Trockenheiten einstellen. Soweit es eben möglich ist.
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Die Grünlandbestände reagieren ganz individuell auf ausgeprägte Trockenperioden. Die Reaktion ist abhängig von:
Heuer war auffallend:
- Zeitpunkt im Jahr
- Dauer und begleitender Temperatur
- Bodenart und Tief- bzw. Seichtgründigkeit (Schotter, Torf, sandige Silikatverwitterungsböden, sehr schwere, tonhaltige Böden, etc.)
- Langjährige Bewirtschaftungsweise.
Besonders: Nutzungsintensität in Verbindung mit Nährstoffversorgung.
Aber auch: Schnitthöhe, Messerschärfe.
Heuer war auffallend:
- Bestände mit Bastardraygras und massiver Gemeiner Rispe: die Gemeine Rispe blieb grün und hat sich ausgebreitet, das Bastardraygras hat nur mehr Halme geschoben und kaum noch Blattmasse;
- Auf leichteren Böden bei zu geringer Nährstoffversorgung im Verhältnis zum Entzug (Nutzungsintensität): Ohnehin bereits schon hohe Kräuteranteile und geringer Gräseranteil. Gräser wie Engl. Raygras und Wiesenschwingel haben stark ausgelassen, Spitzwegerich und Weißklee welken, zusätzlich neu tritt Wiesenlabkraut auf, starkes Auftreten von Wiesenflockenblume, Löwenzahn und andere Korbblütler (wie Ferkelkraut) blieben grün mit geringer Blattmasse, Rotschwingel konnte sich gut halten (was auf leichten Böden bei 4-Schnittnutzung auch zum Problem werden kann);
- Verstärktes Auftreten von Hornklee, Wicken und vor allem Rotklee;
- Knaulgras und Wiesenlieschgras (Timothe) haben sich noch relativ gut halten können und haben eine durchwegs gute Blattbildung gezeigt (im Verhältnis zu den anderen Futtergräsern). Auch der Goldhafer konnte mit Blattbildung überzeugen.
- Ausgewogene Pflanzenbestände mit einem guten Anteil an verschiedenen hochwertigen Futtergrasarten und ohne Probleme mit Gemeiner Rispe kamen mit der heurigen langen Trockenheit am besten zurecht. Natürlich mit stark reduzierter Massebildung („ohne Wasser kein Ertrag“), aber von anderen Problemen blieben sie weitgehend verschont (wie: starke Blütentriebbildung von Doldenblütlern, Wiesenlabkraut, Flockenblume, Rasenschmiele, Schafgarbe, Erdholler usw.)
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Kurz gesagt, es bleibt die positive Erkenntnis:
Die bisherigen Erfahrungen mit den Trockenheiten zwingen zu Anpassungen in der Bewirtschaftung. Sie sind nicht immer leicht umzusetzen und werden bei manchen auf Skepsis stoßen:
- Rotklee kann sich bei längeren Trockenheiten sehr gut halten;
- Hornklee kann auf leichteren Böden, die rasch von Trockenheit betroffen sind (Südhänge), zur tragenden Leguminose werden;
- Knaulgras und Wiesenlieschgras können (in Grenzen) noch am besten mit einem Niederschlagsdefizit zurechtkommen.
Die bisherigen Erfahrungen mit den Trockenheiten zwingen zu Anpassungen in der Bewirtschaftung. Sie sind nicht immer leicht umzusetzen und werden bei manchen auf Skepsis stoßen:
- Zur Trockenheit neigende Grünlandflächen haben ein geringeres Massebildungspotential. 3 Schnitte werden hier langfristig das Optimum sein. Damit lassen sich auch Pflanzenbestände etablieren, die längerfristig mit ausbleibenden Niederschlägen relativ gut zurechtkommen. Wenn zwischendurch mal ein Jahr mit gleichmäßig guten Niederschlägen ist, dann werden sie auch ein Jahr mit 4 Schnitten gut bewältigen. Das heißt: nach Ertragspotential differenziert nutzen (und mit Nährstoffen versorgen). Damit kommen wir auch aus der Sicht der Trockenperioden in Richtung „Abgestufte Bewirtschaftung“. Bei sehr unterschiedlicher Flächencharakteristik in einem Betrieb wird das „überall gleich oft drüber fahren“ in Zukunft vermutlich zu vermehrten Problemen mit den Pflanzenbeständen im Dauergrünland führen.
- Wir müssen die Gemeine Rispe in den Griff bekommen. Statt flächig dominierender Gemeiner Rispe müssen Knaulgras, Wiesenlieschgras dort stehen. Und Wiesenrispe, sofern sie sich am Standort etablieren lässt. Und Rotklee, der sich durchaus auch in 4- und 5-Schnittwiesen einbringen lässt, wenn man die „Periodische Nachsaat“ konsequent umsetzt.
- In Regionen mit hohen bis sehr hohen Bastardraygras-Anteilen im Grünland müssen die Bestände in der Grasartenzusammensetzung differenziert werden. Das heißt: Sie müssen vielfältiger gestaltet werden. Nachdem hier oft auch die Gemeine Rispe ein Problem ist, geht das nur mit Sanierung (Ausreißen) und nachfolgend langfristig angelegter periodischer Nachsaat. Und natürlich: Entzugsorientierte Nährstoffversorgung. Denn das eine wird ohne dem anderen nicht zu einem nachhaltigen Erfolg führen!
- Die „Nachsaat“ muss ein konsequent eingesetztes Element der Bewirtschaftungsstrategie für Wirtschaftsgrünland werden. Deutlich mehr als bisher.
- Luzernegras im Ackerfutterbau ist hochaktuell! Siehe dazu auch:
http://ooe.lko.at/luzernegras-sichere-eiweißerträge-bei-geringen-niederschlägen+2500+2713060