04.05.2017 |
von Karin Hofmeister
EU-Pflanzenschutzmittelverbot auf Öko-Vorrangflächen umwelt- und klimapolitisch kontraproduktiv
Öko-Vorrangflächen stärken EU-Eiweißproduktion
EU-weit werden derzeit auf etwa 300.000 Hektar Öko-Vorrangflächen Eiweißpflanzen produziert. In Österreich wurden zuletzt auf etwa 15.000 Hektar Öko-Vorrangflächen Eiweißpflanzen bzw. Soja angebaut. Beim Anbau von Körnerleguminosen bzw. Eiweißpflanzen ist lediglich eine Pflanzenschutzmaßnahme nach der Aussaat notwendig, um gesicherte und stabile Erträge zu erzielen. Zudem ist bei diesen Kulturen in der Regel keine mineralische Düngung erforderlich und gleichzeitig wird damit die Fruchtfolge aufgelockert.
Während die Eiweißpflanzenproduktion in der EU ausschließlich GVO-frei erfolgt, wird diese in den Hauptexportländern Süd- und Nordamerikas fast ausschließlich mit gentechnisch veränderten Sorten vorgenommen. Mit der Forcierung des Eiweißpflanzenanbaus auch auf Öko-Vorrangflächen konnte zuletzt die Importabhängigkeit in der EU und insbesondere in Österreich spürbar reduziert werden. Wurden vor mehreren Jahren noch etwa 600.000 Tonnen Soja jährlich nach Österreich importiert, so wird im heurigen Jahr bereits eine Eigenproduktion von etwa 170.000 bis 180.000 Tonnen Soja erwartet.
GVO-freie Veredelungsproduktion von europäischem Soja abhängig
Wesentliche Teile der heimischen Veredelungsproduktion wie die Eier- und Mastgeflügelerzeugung, die Milcherzeugung sowie ausgewählte Qualitätsprogramme in der Rindfleischproduktion setzen mittlerweile auf eine GVO-freie Fütterung. In der österreichischen Milchwirtschaft wird zudem seit heuer generell auf den Einsatz von Futtermitteln aus europäischer Produktion gesetzt. „Ein generelles Pflanzenschutzmittelverbot für die Eiweißpflanzenproduktion auf Öko-Vorrangflächen würde die angeführten Programme in massive Schwierigkeiten bringen, da die Verfügbarkeit von GVO-freiem Sojaschrot aus Amerika immer geringer wird“, erklärt Reisecker.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2017.05.04%2F1493877521114210.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image//2017.05.04/1493877521114210.jpg?m=MzYzLDI2NA%3D%3D&_=1493877663)
Nutzung Öko-Vorrangflächen statt Regenwald-Abholzung
Würde die Eiweißpflanzenproduktion in der EU durch ein Pflanzenschutzmittelverbot von den Öko-Vorrangflächen verbannt, so entsteht damit in Südamerika ein zusätzlicher Druck auf die Abholzung des Regenwaldes. Anstatt der etwa 300.000 Hektar an Öko-Vorrangflächen in der EU wäre dann dort mindestens die gleiche Fläche zur Produktion von Eiweißfuttermitteln erforderlich. „Neben den massiven Umwelt- und Klimaauswirkungen der Sojaproduktion, die zu einem erheblichen Teil auf ehemaligen Regenwaldflächen stattfindet, kommen noch die Umwelt- und Klimabelastungen, die durch die weiten Transportstrecken von Mato Grosso bis zu den Abnehmern nach Europa anfallen. Für das von einem EU-Pflanzenschutzmittelverbot potenziell betroffene Produktionsvolumen von etwa 1.200.000 Tonnen ergibt sich alleine für den Transport aus den südamerikanischen Anbaugebieten nach Europa ein fossiler Treibstoffverbrauch von 40 bis 45 Millionen Liter“, zeigt Präsident Reisecker die negativen Umweltauswirkungen auf.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2017.05.04%2F1493877553343880.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image//2017.05.04/1493877553343880.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1493877663)
Gesamtabwägung der Umweltwirkungen gegen EU-Pflanzenschutzmittelverbot
„Eine Gesamtabwägung der Klima- und Umweltwirkungen fällt damit klar gegen das von der EU-Kommission vorgeschlagene Pflanzenschutzmittelverbot auf Öko-Vorrangflächen aus. Zudem hat der Anbau von Eiweißpflanzen entscheidende Vorteile bei der Stickstoffbindung und beim Bodenschutz. Daneben ist der Eiweißpflanzenanbau auf Öko-Vorrangflächen ein unverzichtbarer Bestandteil der europäischen Eiweißstrategie und generiert zudem zusätzliche Wertschöpfung in der EU. Vor diesem Hintergrund ist das EU-Parlament nun gefordert, eine umwelt-, klima- und wirtschaftspolitisch rationale Entscheidung gegen das vorgeschlagene EU-Pflanzenschutzmittelverbot zu treffen“, erklärt LK-Präsident Franz Reisecker abschließend.