28.11.2019 |
von DI Christian Krumphuber
Die Rapserosion
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Keine andere Ackerkultur bedeckt den Boden so lange - vor allem zu Zeiten von Starkregen im Frühjahr fließt dank der vollständigen Bedeckung kein Wasser und/oder Erdreich aus Rapsfeldern. Das ist einer der ganz großen Pluspunkte dieser Kultur.
Die Erosion des Rapses findet ganz woanders statt - nämlich in der Anbaufläche und damit natürlich auch in den Erntemengen. Das ist leider mittlerweile ein europaweites Problem. Geht die Entwicklung so weiter, verlieren wir sukzessive die an europäische Klimaverhältnisse bestens adaptierte Ölsaat. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Versorgungslage bei Pflanzenöl und auch Eiweißfuttermittel.
Deutschland verliert massiv an Fläche
Einem Bericht des Ernährungsdienstes zufolge, wurden im heurigen Herbst in Deutschland nur mehr 870.000 ha Raps angebaut. Erfahrungsgemäß gehen über den Winter noch Flächen verloren.
Rapsanbau in Deutschland – die schleichende und zuletzt massive Flächenerosion
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Die Entwicklung im "Mutterland" des europäischen Rapsanbaues ist dramatisch und eigentlich sollten dabei die Alarmglocken schrillen. Binnen eines Jahrzehnts hat Deutschland fast 600.000 ha Rapsanbau verloren. In manchen Bundesländern beträgt der Flächenverlust über 50% (Sachsen-Anhalt). Das Kernland des Rapsanbaues, Schleswig-Holstein, verfügt noch über 170.000 ha - hat aber auch fast ein Viertel der Fläche eingebüßt.
Ähnliche Situation in Österreich
In Österreich hatte der Rapsanbau - in Relation zu Deutschland - nie diese Bedeutung. Die Entwicklung ist aber durchaus vergleichbar.
Entwicklung des Rapsanbaues und der Rapsernten in Österreich seit 2010
Jahr | Rapsanbau in Hektar | Raps-Erntemenge in Tonnen |
2010 | 54.000 | 170.000 |
2012 | 56.000 | 149.000 |
2014 | 53.000 | 198.000 |
2016 | 40.000 | 142.000 |
2018 | 40.000 | 119.000 |
2020 (Schätzung) | 30.000 | <100.000 |
Ist die (pessimistische) Prognose für die Rapsernte 2020 richtig, hätte sich die eingebrachte Menge innerhalb von zehn Jahren um etwa 40% reduziert. Der Flächeneinbruch ist klar erkennbar und deckt sich mit der Neonic-Diskussion bzw. deren Verbot oder generell der seit drei Jahren immer schärfer werdenden Pflanzenschutzdiskussion.
Was sind die Konsequenzen?
Die ohnehin sehr schlechte Eigenversorgung mit pflanzlichen Ölen in Europa wird nochmals schlechter. Das fehlende Rapsöl wird durch Importe und hier vorwiegend durch Palmöl ersetzt werden.
Wer das nicht glauben will, möge einen Blick auf die Verbrauchsstatistik der vergangenen zwölf Jahre für Pflanzenöle werfen.
Wer das nicht glauben will, möge einen Blick auf die Verbrauchsstatistik der vergangenen zwölf Jahre für Pflanzenöle werfen.
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Die größten Verbrauchszuwächse und das schon bei sehr hohem Niveau verzeichnen Palmöl und Sojaöl. In der EU-28 wird mit 7,7 Mio. t Palmöl fast schon so viel wie Rapsöl (9,9 Mio. t) verbraucht. Es braucht nicht sehr viel Phantasie, um sich vorzustellen, wodurch das fehlende Rapsöl wohl ersetzt werden wird.
Schlecht für die Bienen und schlecht für die Eiweißversorgung
Raps ist sicher eine der besten Trachtpflanzen für die Bienen. Und es lässt sich - auch bei Anwendung von Pflanzenschutzmitteln - eine gute Koexistenz zwischen Imkern und Bauern organisieren.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2019.11.28%2F1574947410165360.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2019.11.28/1574947410165360.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1574947414)
Eine nicht oder kaum bedachte Auswirkung durch den Rapsrückgang betrifft auch die Eigenversorgung mit Eiweißfuttermitteln in Europa. In den letzten zehn Jahren ist die Rapserntemenge in der EU um etwa 7 Mio. t zurückgegangen. Damit fehlen auch ca. 4 Mio. t Rapsschrot. Rechnet man diesen mit 34% Eiweiß, hat sich die Eiweißproduktion in Europa aus eigenem Anbau um etwa 1,4 Mio. t Reineiweiß verringert. Der Verlust an Eiweißproduktion durch den rückläufigen Rapsanbau ist größer, als was bisher durch Sojaanbau in der EU aufgebaut werden konnte.
Damit schließt sich der Kreis mit folgender Frage: Wie oder wodurch wird wohl das fehlende Eiweiß aus dem Rückgang des Rapsanbaues ersetzt werden? Die Vermutung liegt nahe, dass dies vorwiegend durch Sojaschrot geschehen wird - zumeist durch GVO-Soja. Das will der Konsument aber angeblich so wenig wie Palmöl - zumindest in Umfragen.
Damit schließt sich der Kreis mit folgender Frage: Wie oder wodurch wird wohl das fehlende Eiweiß aus dem Rückgang des Rapsanbaues ersetzt werden? Die Vermutung liegt nahe, dass dies vorwiegend durch Sojaschrot geschehen wird - zumeist durch GVO-Soja. Das will der Konsument aber angeblich so wenig wie Palmöl - zumindest in Umfragen.