Praxiserfahrungen mit den neuen Abferkelbuchten
In diesen Buchten können die Sauen für einige Tage rund um die Geburt und für Ferkelbehandlungen fixiert werden. Anschließend lässt sich der Stand öffnen und die Sauen können sich in der Bucht frei bewegen. Über Erfahrungen mit verschiedenen Buchten im eigenen Stall und den weiteren Entwicklungsbedarf haben Sauenhalterinnen und Sauenhalter aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark diskutiert. Im nachfolgenden Bericht erfahren Sie worauf es ankommt, damit die Buchten funktionieren.

Buchtengrundriss: Längen-Breitenverhältnisse beachten
Buchten mit zumindest 5,5 m2 sind als Bewegungsbuchten geeignet. Voraussetzung dafür ist aber, dass das Längen-Breiten-Verhältnis stimmt. Bei gerader Aufstallung sollte eine Länge von 2,62 m und eine Breite von 2,10 m nicht unterschritten werden. Ansonsten reicht der Radius bei geöffneter Bucht nicht aus, damit sich die Sauen frei drehen können. Bei schräger Aufstallung beträgt die Mindestlänge 2,50 m und die Mindestbreite 2,20 m. Ist das Längen-Breiten-Verhältnis nicht optimal eingestellt, sind Verletzungen vorprogrammiert.
Buchtenstabilität: Sauen "bearbeiten" die Bucht
Durch
das Öffnen und Schließen der Bucht, die Bewegung und das
Erkundungsverhalten der Sauen sind der Boden und der Abferkelstand in
einer offenen Bucht enormen Kräften ausgesetzt. Gleichzeitig haben sich
freitragende Stände als vorteilhaft herausgestellt, da es im Bereich von
Stützfüßen immer wieder zu Verletzungen bzw. zum Erdrücken von Ferkeln
kommen kann. Auf den vorderen Bereich, den Bock des Abferkelstands,
wirken in Bewegungsbuchten große Kräfte ein. Daher empfiehlt es sich,
diesen Bereich massiv (zB mit Beton oder gegenständiger Verankerung)
auszuführen.
Der Boden muss ebenfalls eine gute Tragfähigkeit (Gewicht von Zuchtsauen) aufweisen. Da die Sauen mit dem Rüssel die Buchtenelemente bearbeiten, dürfen Aufstallungsteile wie zB Abweisbügel nicht am Boden befestigt werden. Ansonsten können die Sauen Bodenelemente aushebeln.
Der Boden muss ebenfalls eine gute Tragfähigkeit (Gewicht von Zuchtsauen) aufweisen. Da die Sauen mit dem Rüssel die Buchtenelemente bearbeiten, dürfen Aufstallungsteile wie zB Abweisbügel nicht am Boden befestigt werden. Ansonsten können die Sauen Bodenelemente aushebeln.
Bodengestaltung: Optimaler Boden gesucht
Bei
der Bodengestaltung spielen wie bisher neben Stabilität, Trittfestigkeit
und Sauberkeit auch die Verarbeitung und Kombinierbarkeit von
Bodenelementen eine wichtige Rolle. Für Bewegungsbuchten gilt dies noch
mehr als für konventionelle Buchten. Viele Betriebe kombinieren Elemente
aus verschiedenen Materialien (Kunststoff, Guss, Beton, Keramik,
Dreikantstahl etc.), um den Ansprüchen von Sauen und Ferkeln gerecht zu
werden. Beim Kombinieren verschiedener Materialen und Elemente sind eine
saubere Verarbeitung der Elemente und die exakte Verlegung ohne
Niveauunterschiede und ohne scharfe Kanten besonders wichtig.
Die Unterschiede beim Arbeiten mit den Buchten
Grundsätzlich waren sich die Bäuerinnen und Bauern einig, dass sich die Arbeitsabläufe in Bewegungsbuchten nicht wesentlich von den bisherigen Buchten unterscheiden, wenn die Sauen über die Geburt und während der ersten Lebenstage der Ferkel fixiert werden können. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts Pro-SAU bestätigen dies, zeigen aber auch, dass der Arbeitszeitbedarf um rund eine Dreiviertelstunde je Sau und Jahr ansteigt.
Geburt und Ferkelbehandlungen bei geschlossenem Stand
Derzeit
ist die maximale Fixierungsdauer in Bewegungsbuchten noch nicht
rechtlich festgelegt. Die Bäuerinnen und Bauern der Praktikerrunde waren
sich einig, dass das Fixieren der Sauen zur Geburt und in den ersten
Lebenstagen der Ferkel verhindert, dass Ferkel erdrückt werden. Dies
bestätigen auch die Ergebnisse des Forschungsprojekts. Aus Sicht der
Praktikerinnen und Praktiker ist es sinnvoll, den Abferkelstand bereits
einige Tage vor dem Geburtstermin zu schließen, damit sich die Sauen an
die neue Situation gewöhnen können. Dies sollte bei der bevorstehenden
Überarbeitung der Tierhaltungsverordnung berücksichtigt werden. Die
Erfahrung der Betriebe zeigt, dass Sauen, die erst kurz vor der Geburt
fixiert werden, unruhiger sind. Dies kann sich negativ auf den
Geburtsverlauf auswirken.
Die meisten Betriebe öffnen den Stand derzeit am Ende der ersten Lebenswoche der Ferkel. Dann sind sowohl die nachgeburtliche Gesundheitskontrolle der Sauen als auch die Behandlung der Ferkel abgeschlossen.
Die meisten Betriebe öffnen den Stand derzeit am Ende der ersten Lebenswoche der Ferkel. Dann sind sowohl die nachgeburtliche Gesundheitskontrolle der Sauen als auch die Behandlung der Ferkel abgeschlossen.
Bewegung fördert Vitalität der Sauen
Nach
Einschätzung der Praktikerinnen und Praktiker wirkt sich die Bewegung positiv auf die
Verdauung und die Futteraufnahme der Sauen während der Säugezeit aus.
Die Vitalität der Sauen und der vermehrte Kontakt und die Interaktionen
von Sauen und Ferkeln in den Buchten, die auch größeren Würfen
ausreichend Platz bieten, werden von den Betrieben positiv gesehen.
Aggressive Sauen kommen in allen Betrieben vereinzelt vor. In diesen Einzelfällen werden die Sauen zum Schutz der Ferkel und aus Gründen der Arbeitssicherheit über die gesamte Säugezeit im geschlossenen Stand gehalten. Sauen, die sich gegenüber den im Stall arbeitenden Personen aggressiv verhalten, werden geschlachtet. Einige Betriebe sind dazu übergegangen, die Ferkelbehandlungen außerhalb des Abferkelabteils durchzuführen. Dadurch entsteht weniger Unruhe im Abteil.
Aggressive Sauen kommen in allen Betrieben vereinzelt vor. In diesen Einzelfällen werden die Sauen zum Schutz der Ferkel und aus Gründen der Arbeitssicherheit über die gesamte Säugezeit im geschlossenen Stand gehalten. Sauen, die sich gegenüber den im Stall arbeitenden Personen aggressiv verhalten, werden geschlachtet. Einige Betriebe sind dazu übergegangen, die Ferkelbehandlungen außerhalb des Abferkelabteils durchzuführen. Dadurch entsteht weniger Unruhe im Abteil.
Laufende Entwicklung der Buchten
In den
letzten fünf Jahren hat eine bisher überschaubare Zahl von
Sauenhalterinnen und Sauenhaltern Bewegungsbuchten, die den
Anforderungen der 1. Tierhaltungsverordnung über 2033 hinaus
entsprechen, eingebaut. Einige haben den gesamten Abferkelbereich auf
die neuen Systeme umgerüstet, andere arbeiten mit „neuen“ und „alten“
Buchten am Betrieb.
Die Erfahrungen der Pionierarbeit dieser Betriebe zeigen, dass Bewegungsbuchten in der Praxis funktionieren. Diese Erfahrungen sind ein wichtiger Beitrag für die weitere Entwicklung. Dies nützt allen, die in den nächsten 15 Jahren auf Bewegungsbuchten.
Die Erfahrungen der Pionierarbeit dieser Betriebe zeigen, dass Bewegungsbuchten in der Praxis funktionieren. Diese Erfahrungen sind ein wichtiger Beitrag für die weitere Entwicklung. Dies nützt allen, die in den nächsten 15 Jahren auf Bewegungsbuchten.
Im November 2017 wurden die Ergebnisse aus dem Projekt Pro-SAU, das von Gesundheits- und Landwirtschaftsministerium gemeinsam in Auftrag gegeben wurde, veröffentlicht. Im Projekt wurden mehrere Buchten sowohl in drei Forschungs- als auch in sechs Praxisbetrieben wissenschaftlich untersucht. Drei dieser Buchten wurden gemeinsam von Stallbaufirmen, Praktikern und Beratern als Prototypen entwickelt und zur Praxisreife gebracht. Zwei weitere Buchten stammten aus Dänemark bzw. den Niederlanden. Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass Bewegungsbuchten mit der im Jahr 2012 festgelegten Mindestfläche von 5,5 m2 funktionsfähig sind und ähnliche Ferkelzahlen wie in bisherigen Abferkelsystemen erreicht werden können. Die Buchten sind in Bezug auf die Investitionskosten derzeit aber deutlich teurer als die seither verwendeten Systeme. Dies ist eine große wirtschaftliche Herausforderung für Zuchtsauenhalter in der Umsetzung der Tierhaltungsverordnung bis Ende 2032.